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Good Girls

Titel: Good Girls
Autoren: Laura Ruby
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denke: Du bist immer frei. Ich sehe mich suchend nach Luke um. Ein Riesenfehler. Chilly schnaubt verächtlich.
    »Du brauchst dir um ihn keine Sorgen zu machen. Er ist bereits beschäftigt.«
    Chillys sandpapierraue Fingerspitze berührt meine Wange. »Es macht ihm bestimmt nichts aus, dich mit jemandem anderen zu teilen.«
    Ich schlage ihm auf die Finger und gehe weg. Ich höre, wie Chilly hinter mir laut lacht und wünschte, ich hätte ihm mein Bier ins Gesicht geschüttet oder etwas ähnlich Dramatisches getan. Aber die dramatischen Auftritte sind eher Joelles Spezialität. Chilly weiß das. Deshalb nervt er mich so gerne.
    Oben im Bad leere ich mein Bier in einem Zug und überprüfe im grellen Neonlicht mein Make-up. Ich sehe aus wie die Fürstin der Untoten. Allerdings wie eine, die in Selbstmitleid versinkt. Was nützt es schon, sich einen Plan zurechtzulegen, wie man am besten mit jemandem Schluss macht, wenn derjenigezu beschäftigt ist? Weil er andere Leute am Schwanz ziehen und mit einem Dreizack verfolgen muss. Ich habe plötzlich überhaupt keine Lust mehr, auf dieser Party zu sein. Ich überlege, ob ich Mom anrufen soll, damit sie mich abholt.
    Ich grüble immer noch darüber nach, ob ich gehen soll oder nicht, als ich Luke im Flur über den Weg laufe. Ehe ich weiß, wie mir geschieht, hat er mich in eines der Schlafzimmer gezogen und die Tür mit einem Fußtritt wieder zugestoßen.
    »Hey«, murmle ich.
    »Selber hey«, sagt er. Er – oder vielleicht auch jemand anders – hat den weißen Kragen an seinem Hemd abgerissen. Jetzt ist er ganz in Schwarz gekleidet. Er sieht teuflischer aus als alle verkleideten Teufel zusammen. Wenn es wirklich einen Teufel gibt, denke ich, dann hat er goldblondes Haar und große blaue Engelsaugen wie Luke.
    »Ist was?«, sagt er, weil ich ihn anstarre.
    »Nein«, sage ich. »Ich muss jetzt gehen.«
    »Ach, komm schon. Wir hatten doch noch gar keine Zeit, ein bisschen Spaß zusammen zu haben.«
    »Das liegt vermutlich an den vielen Kätzchen, die es hier gibt«, bemerke ich.
    »Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?«, fragt er.
    Ich verdrehe die Augen. Seine Hand umschließt meinen Oberarm und drückt mich sanft. Er lächelt und eine Sekunde lang hasse ich ihn. Dann verfliegt das Gefühl sofort wieder. So wie immer.
    »Lass mich los«, sage ich.
    »Stimmt was nicht?«
    Ich seufze. Gar nichts stimmt. Vielleicht ist es das Bier. Notiz an mich selbst: Bier .
    »Habe ich dir schon gesagt, wie toll du heute Abend aussiehst?«, sagt er.
    Ich weiß genau, dass er sich nur einschmeicheln will. Aber das Kompliment freut mich trotzdem. Da sieht man mal, wie dämlich ich bin. »Danke«, entgegne ich. Er beugt sich vor, um mich zu küssen, aber ich weiche ihm aus. »Ich glaube, das ist keine gute Idee.«
    Erstaunen. »Warum nicht?«
    »Darum. Ganz einfach.«
    Er glaubt mir nicht. Ich glaube mir auch nicht. Mein Körper jubelt praktisch vor Vergnügen. Bestimmt kann Luke es hören.
    Er versucht noch einmal, mich zu küssen, und ich wende mein Gesicht ab. »Was ist denn los?«, fragt er, als er merkt, dass ich es ernst meine. Seine Hand gleitet von meinem Arm herunter.
    »Ich muss dir was sagen.« Ich hole tief Luft. »Ich will das nicht mehr.«
    »Was willst du nicht mehr?«
    »Das tun, was wir hier machen.«
    Er antwortet nicht. Er legt den Kopf schräg und scheint wirklich verblüfft. Das macht mich erst recht fertig.
    »Ich will das nicht mehr tun. Ich will nicht mehr …« Ich suche nach den richtigen Worten. »Ich will im Moment lieber mit niemandem was haben.«
    Er runzelt die Stirn. Blinzelt. Sieht mich schweigend an. »Aber warum denn nicht?«, sagt er schließlich. »Ich dachte, wir hätten beide unseren Spaß.«
    »Unseren Spaß. Ja, klar«, sage ich. Was ich nicht sage, ist: Ich finde es schön, dass wir uns in den letzten zweieinhalb Monaten bei jeder Party nähergekommen sind. Aber irgendwie haben wir nichts miteinander zu tun. Ich finde es schön, dass wir in dieselbe Schule gehen. Aber wenn ich dir im Flur begegne, hast du kaum mehr als ein »Hey« für mich übrig, ganz egal, wie oft deine Zunge meinen Hals berührt hat.
    Da ich nicht weiterspreche und vorher noch nie etwas in der Art zu ihm gesagt habe, hat er natürlich keinen Schimmer, wovon ich eigentlich rede. Ich stehe da und beobachte sein Mienenspiel. Ich kann mir vorstellen, was er denkt: Hat sie etwa irgendwas von Liebe gesagt? Heißt das, unsere lockere Beziehung ist beendet? Soll ich mich lieber mit Pam
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