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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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aufdringlich. Das Einzige, was hilft, ist: akzeptieren. Wehre dich nicht gegen die bohrenden Vorwürfe, die du dir machst. Es hat keinen Sinn! Du bist auch nur ein Mensch, und Menschen machen eben nun mal Fehler! Und bei deinem nächsten Fall kannst du ja versuchen, es besser zu machen.
    Mein nächster Fall. Eigentlich hab ich überhaupt keine Lust auf einen neuen Fall, meldete sich seine innere Stimme wieder einmal ungefragt zu Wort. Aber vielleicht ist es ja gar kein neuer Fall, sondern wirklich nur ein Unfall, zu dem man mich nur routinemäßig ruft, weil die Möglichkeit ja eigentlich nie von vornherein gänzlich auszuschließen ist, dass es sich doch um eine Straftat gegen Leib und Leben handelt – und die Angelegenheit damit eindeutig in meinen Zuständigkeitsbereich fällt.
    »Sag mal Wolf, wo ist denn die Kopenhagener Straße eigentlich?«, fragte plötzlich Michael Schauß.
    »Keine Ahnung, Herr Kollege. Ich weiß zwar einigermaßen, wo Kopenhagen liegt, aber bis vor zwei Minuten wusste ich noch nichts von der Existenz einer Kopenhagener Straße in Kaiserlautern. Aber zur Klärung derartiger Fragen soll es ja bekanntermaßen solche komischen Dinger geben, auf denen Straßen, Schulen usw. eingezeichnet sind.«
    »Alter Klugscheißer! Komm, dann greif mal ins Handschuhfach und hol mir den Stadtplan raus!«, forderte der junge Kommissar und stoppte den silbernen Mercedes Kombi.
    Während sich sein Mitarbeiter mit dem Falk-Plan abmühte, wurde Tannenberg auf das hell erleuchtete Fitnessstudio aufmerksam, hinter dessen etwa zehn Meter entfernter Glasfassade sich Dutzende Menschen aus diversen Altersklassen mit allen möglichen modernen Folterwerkzeugen herumquälten.
    »Eva, das wäre doch mal was für dich: Fitnessstudio! Schau mal, wie sich diese fetten Tanten auf den Heimtrainern einen abstrampeln. So ein Schwachsinn! Und da zahlen die noch ’nen Haufen Geld dafür. Aber diese komischen Anzüge, die sie tragen, sehen gar nicht so schlecht aus – richtig sexy. Oder, wie sagt man heute so schön: echt geil, ey!«
    Gemächlich befreite sich die Kriminalpsychologin von ihrem Sicherheitsgurt und drückte ihren fülligen Oberkörper betont lässig zwischen die Rückenlehnen der beiden Vordersitze. »Du, wenn ich deinen Body – wie man heute so schön sagt – richtig in Erinnerung habe, könnte dir so was auch nicht schaden.«
    Volltreffer.
    Tannenberg reagierte auf diese schlagfertige Retourkutsche mit seiner altbewährten Ablenkungsstrategie und fragte umgehend seinen Kollegen, ob dieser die Kopenhagener Straße inzwischen endlich gefunden habe. Schauß antwortete nicht sofort, sondern faltete den Stadtplan erst einmal in aller Ruhe wieder zusammen und überreichte ihn dann grinsend seinem Vorgesetzten.
    »Ja, Wolf, ich weiß jetzt, wo’s ist. Aber möchtest du dich nicht lieber noch ein wenig an dem Anblick der hübschen Damen ergötzen? Das ist ja hier ein richtiges Spannerparadies! Ich glaub, hier fahr ich öfter mal hin!«
    »Laber nicht, fahr endlich!«, knurrte Tannenberg wie ein angeketteter Hofhund, dem man gerade den frisch gefüllten Fressnapf mit Hilfe eines langen Stocks aus seinem Einflussbereich weggeschoben hatte.
    Als der silbergraue Dienstwagen in die Europaallee einbog, sahen die Kriminalbeamten bereits von weitem die vielen kreisenden Blaulichter und die milchigen Leuchtkegel der an den größeren der zahlreichen Feuerwehrautos angebrachten Halogenstrahler.
    »Da hätten wir uns den Blick in den Stadtplan ja sparen können. Bei dem Aufmarsch, den die hier veranstalten«, meinte Kommissar Schauß mit vorwurfsvollem Unterton und warf seinem Chef einen kurzen, leicht verächtlichen Blick zu, den dieser aber vorsätzlich ignorierte.
    Stur wie einer der alten Panzer, die hier früher jahrzehntelang vor sich hingerostet waren, starrte Tannenberg scheinbar teilnahmslos in Richtung der unwirklichen nächtlichen Beleuchtungsorgie im hinteren Teil des ehemaligen Kasernengeländes.
    »Mensch Leute, macht doch endlich mal das Blaulicht aus«, schrie er, gleich nachdem er das Auto verlassen hatte unwirsch in die vor dem Gebäude versammelte Menschenmenge, die sich aus Schaulustigen, Reportern, uniformierten Polizisten und Feuerwehrmännern zusammensetzte. »Ich denke, der Brand ist schon lange gelöscht. Warum macht ihr dann noch so’n Aufstand?«
    »Das ist unser spezieller Service für dich, Tanne. Damit du blindes Huhn überhaupt weißt, wo du hin musst«, rief Brandrat Schäffner lachend
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