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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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nicht selbst drauf gekommen bin!« Ganz langsam drehte Wolfram Tannenberg sein rechtes Handgelenk nach außen, so dass sie den Aufdruck auf den beiden Karten lesen konnte.
    »Wahnsinn! Dire Straits! In Kaiserslautern? Das glaub ich nicht!«
    »Das kannst du aber ruhig glauben. In zwei Stunden beginnt das Konzert im Kulturzentrum ›Kammgarn‹. Ich freu mich nämlich auch schon die ganze Woche über bärenmäßig drauf!«
    »Schön, Wolf! Die Überraschung ist dir wirklich gelungen«, sagte Eva, zog die Hand mit den Konzertkarten zu sich herunter und streichelte sie zärtlich. »Sag mal, was war eigentlich in der letzten Zeit dienstlich bei euch so los?«
    »Ach, nichts Besonderes«, entgegnete Tannenberg, während er die Eintrittskarten zurück in seine Jacke steckte.
    »Was? Kein einziger Fall von Mord und Totschlag in Kaiserslautern? In der ganzen Zeit nicht?«
    »Doch natürlich, aber das Übliche halt nur, nichts Spektakuläres: Ein im Suff begangener Totschlag im Pennermilieu und ein brutalen Mord an einem Zuhälter. Aber lass uns doch bitte von etwas anderem reden!«
    »In Ordnung! – Ah, da kommt ja auch schon der nächste Gang des Überraschungsmenüs«, rief Eva Glück-Mankowski erwartungsvoll aus und beobachtete interessiert den jungen, attraktiven Kellner, wie dieser mit ebenso graziösen wie gemächlichen Bewegungen einen schmalen Servierwagen seitlich an den Tisch der beiden Gäste heranschob und mit ausdrucksloser Mimik daneben stehen blieb.
    Auf was wartet dieser gestylte Latin Lover den? fragte sich Tannenberg. Verflucht! Was will der Kerl bloß?
    Eva warf ihm einen unruhigen, flackernden Blick zu. Sie zog die Augenbrauen hoch. Ihre Hände öffneten sich zu einer fordernden Geste.
    Mist! Trial and error, fiel ihm plötzlich das Grundprinzip der Evolution aus seiner Schulzeit ein: Ausprobieren! Erster Versuch: dezentes Lächeln und Kopfnicken.
    Anscheinend hatte er zufällig direkt ins Schwarze getroffen, denn der livreeartig gekleidete Kellner reagierte sofort, bedachte ihn ebenfalls mit einem freundlichen Lächeln, beugte sich kurz nach vorne und lupfte anschließend mit einer etwas übertriebenen Theatralik den silberfarbenen Deckel einer auf einem Rechaud stehenden Servierschüssel. Dann sagte er: » Filet Surprise – bon appétit!«
    Entsetzt blickte Tannenberg auf den Berg braungebratener Pfifferlinge, die mit ihren schlaffen Körpern leblos über den Fleischstückchen hingen. Völlig irritiert schaute er zu Eva, die augenscheinlich ebenfalls ihrer Sprachfähigkeit beraubt worden war. Dann ging ein plötzlicher Ruck durch seinen Körper.
    »Die Rechnung bitte«, sagte er mit zitternder Stimme.
    Nun war der südländische Restaurantbedienstete seinerseits sichtlich irritiert und gaffte erst Eva und danach ihren Begleiter mit offenem Mund fassungslos an.
    »Haben Sie nicht gehört: die Rechnung bitte«, wiederholte der Kriminalbeamte; und als der anscheinend schockgefrostete Mann immer noch keine Reaktion zeigte, ergänzte er auf Französisch: »L’ addition, s’il vous plait!«
    Der Kellner wollte zuerst stotternd etwas entgegnen, entschied sich dann aber spontan dafür, Tannenbergs Forderung kommentarlos nachzukommen und verschwand in Richtung Küche. Kurze Zeit später erschien ein sympathischer älterer Herr in der typischen weißen Berufskleidung eines Kochs, der sich mit einem wunderbaren französischen Akzent als Inhaber des Restaurants vorstellte und um Aufklärung über die plötzliche Appetitlosigkeit seiner Gäste bat.
    Nun konnte Tannenberg natürlich nicht den wahren Grund dafür nennen, weshalb er seit der Mordserie vor über einem Jahr keinen einzigen Speisepilz mehr gegessen hatte. Also erfand er eine – wenig glaubhafte – Ausrede, die aus einem dringenden dienstlichen Termin bestand. Kopfschüttelnd verließ der frustrierte Restaurantbesitzer den Tisch, wobei er in seiner Muttersprache irgendwelche unverständliche Brocken schimpfend vor sich hinmurmelte.
    Eva wusste natürlich ganz genau, was in Tannenberg vorgegangen war, als man ihn mit dem unerwarteten Anblick der Pfifferlinge konfrontiert hatte. Schließlich war sie ihm damals in ihrer Funktion als Profilerin des Landeskriminalamtes die ganze Zeit über tapfer zur Seite gestanden – bis zum bitteren Ende.
    »Wolf, ich hab ’ne total irre Idee: Wir gehen jetzt einfach zu McDonalds und essen noch einen Hamburger«, schlug sie spontan vor, nachdem die beiden das französische Spezialitätenlokal verlassen hatten und nun
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