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Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Titel: Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2
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1
    Mein Name ist Marina. Marina wie die Königin der Meere. Doch so sollte ich erst viel später genannt werden.
    Zu Beginn war ich nur unter dem Namen Sieben bekannt, als eine der neun überlebenden Garden vom Planet Lorien, dessen Schicksal in unseren Händen lag und immer noch liegt.
    In den Händen derer, die nicht verloren sind.
    In den Händen derer, die noch leben.
    Ich war sechs Jahre alt, als wir landeten. Als das Schiff zitternd auf der Erde aufsetzte, spürte ich trotz meiner jungen Jahre, wie viel für uns – neun Cêpan und neun Gardisten – auf dem Spiel stand, und dass unsere einzige Chance hier zu finden war. Wir waren inmitten eines Sturms, den wir selbst erschaffen hatten, in die Atmosphäre des Planeten eingedrungen. Ich erinnere mich an die Dampfschwaden des Schiffs und die Gänsehaut auf meinen Armen, als unsere Füße zum ersten Mal die Erde berührten. Seit Jahren hatte ich den Wind nicht mehr gespürt und draußen war es eiskalt.
    Jemand wartete auf uns. Ich weiß nicht, wer er war. Ich weiß nur, dass er jedem Cêpan zwei Bündel Kleidung und einen großen Umschlag überreichte. Noch immer habe ich keine Ahnung, was sich darin befand.
    Unsere kleine Gruppe kauerte sich zusammen. Wir wussten, dass wir einander vielleicht nie wieder sehen würden. Wir sprachen Abschiedsworte und umarmten uns. Dann teilten wir uns wie vorab besprochen auf und gingen paarweise in neun verschiedeneRichtungen davon. Ich schaute über meine Schulter, während sich die anderen immer weiter entfernten, bis sie, sehr langsam, einer nach dem anderen verschwunden waren.
    Dann waren nur noch Adelina und ich übrig. Mit schweren Schritten betraten wir eine Welt, von der wir so gut wie gar nichts wussten. Heute ist mir klar, wie verängstigt Adelina gewesen sein muss.
    Ich erinnere mich an ein Schiff, das uns an ein unbekanntes Ziel brachte. Danach zwei oder drei Züge. Adelina und ich kuschelten uns in dunklen Ecken aneinander und hielten uns abseits von allem und jedem. Per Anhalter fuhren wir von Stadt zu Stadt, über Berge und Felder, klopften an Türen, die uns vor der Nase zugeknallt wurden. Wir waren hungrig, müde und verängstigt. Ich erinnere mich, dass wir auf einem Gehsteig hockten und um Kleingeld bettelten. Ich erinnere mich auch, dass ich weinte anstatt zu schlafen. Ich bin sicher, dass Adelina ein paar unserer wertvollen Edelsteine aus Lorien opferte, nur um ein Essen zu bekommen. Vielleicht hat sie auch alle weggegeben. So groß war unsere Not. Dann fanden wir diesen Ort in Spanien.
    Eine streng aussehende Frau, die ich später als Schwester Lucia näher kennenlernen sollte, kam an die schwere Eichentür. Sie kniff die Augen zusammen und erkannte Adelinas Verzweiflung schon allein an ihren herabhängenden Schultern.
    »Glaubst du an das Wort Gottes?«, fragte die Frau auf Spanisch, schürzte die Lippen und sah Adelina prüfend an.
    »Gottes Wort ist mein Gelübde«, erwiderte Adelina mit ernstem Nicken. Ich weiß nicht, woher sie diese Antwort kannte. Vielleicht hatte sie sie gehört, als wir Wochen zuvor im Keller einer Kirche hausten.
    Die Antwort war richtig. Schwester Lucia öffnete die Tür.
    Seit diesem Tag sind wir hier. Elf Jahre in diesem steinernen Konvent mit seinen muffigen Räumen, zugigen Fluren undBöden wie Eisschollen. Abgesehen von wenigen Besuchern ist das Internet mein einziger Zugang zu der Welt außerhalb unseres kleinen Dorfes; ständig durchkämme ich das Netz, suche nach irgendeinem Hinweis darauf, dass die anderen da draußen sind, dass auch sie auf der Suche sind und vielleicht sogar kämpfen. Forsche nach einem Zeichen, dass ich nicht allein bin, denn mittlerweile kann ich nicht mehr sagen, ob Adelina noch an uns glaubt und für mich da ist.
    Irgendwo auf dem Weg über die Berge hat Adelina sich verändert. Vielleicht lag es an einer der Türen, die zugeknallt wurde und eine hungernde Frau und ein Kind ein weiteres Mal der kalten Nacht überließ. Was immer es war, Adelina hat die nötige Achtsamkeit verloren. Ihr Glaube an die Wiederauferstehung Loriens scheint vom Glauben der Klosterschwestern abgelöst worden zu sein. Ich erinnere mich an den veränderten Ausdruck in Adelinas Augen, ihre plötzlichen Vorträge über Führung und Struktur, die wir bräuchten, wenn wir überleben wollen.
    Mein Glaube an Lorien ist unerschütterlich. Vor anderthalb Jahren berichteten vier verschiedene Personen von einem Jungen in Indien, der Objekte allein mit der Kraft seines Geistes bewegen
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