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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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frustriert die Gleise entlang – erst ungläubig in die eine Richtung, dann kopfschüttelnd in die andere.
    Vielleicht steh ich ja nur auf dem falschen Bahnsteig, sagte er gerade zu sich selbst, als auf dem gegenüberliegenden Gleis ein von einer roten Diesellok gezogener, altmodischer Personenzug mit schrill quietschenden Bremsen einfuhr.
    Plötzlich spürte er von hinten einen kräftigen Stoß in seinen Rücken. Erschrocken zuckte er zusammen. Adrenalinschübe schossen durch seinen Körper. Ein Griff an die Dienstwaffe – die er gar nicht dabei hatte.
    Mit einer schnellen Bewegung drehte er sich um.
    »Und wenn ich nun einer wäre, der es nicht so gut mit dir meint wie ich?«, fragte Eva Glück-Mankowski mit einem derart herausfordernden Lächeln, dass Tannenberg sich nicht mehr beherrschen konnte.
    »Was soll der Schwachsinn? Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen!« Er konnte sich überhaupt nicht mehr beruhigen. Als ob er eine Heerschar aufgescheuchter Wespen zu verjagen hätte, stapfte er wild mit den Armen um sich schlagend auf dem Bahnsteig herum. »Für solche Scherze hab ich überhaupt kein Verständnis! Ich renn mir hier einen ab – und du hast nichts anderes zu tun, als mir Todesangst einzujagen.«
    Die Psychologin in Diensten des Landeskriminalamtes blieb ganz ruhig, verfolgte nahezu regungslos seinen Tobsuchtsanfall. »Weißt du, was der Herr Oberstaatsanwalt jetzt sagen würde?«
    »Was soll denn das nun schon wieder?« Tannenberg baute sich drohend vor ihr auf. »Bist du nur hierher gekommen, um mich zu provozieren? Meine Stimmung ist doch schon total im Eimer!«
    Eva ignorierte seine Worte. »Er würde sicherlich sagen«, sie veränderte ihre Stimme und fuhr in der tiefsten Tonlage, zu der sie fähig war, fort: »Liebe Frau Kollegin, hören Sie, wie der Herr Hauptkommissar mal wieder Amok läuft? Jetzt wissen Sie auch, warum ich ihn irgendwann einmal Wotan getauft habe.«
    »Ich lach mich gleich kaputt! Dann geh doch zu deinem Dr. Hollerbach. Der ist garantiert immer noch scharf auf dich.«
    »Hör ich da so etwas wie Eifersucht heraus?«
    »Das hättest du wohl gerne!«
    Eva ging einen Schritt auf Tannenberg zu und legte ihre Arme um seinen Hals. »Wolf, ich hab mich wirklich sehr auf dich und unser gemeinsames Wochenende hier unten bei dir gefreut. Schließlich ist es das erste Mal seit der Mordserie vor gut einem Jahr, dass ich wieder in Kaiserslautern bin. Wir sollten nicht streiten. Es tut mir Leid, dass ich dich erschreckt habe. Das wollte ich wirklich nicht.«
    Tannenberg befreite sich vorsichtig aus der zärtlichen Umklammerung.
    »Ist schon gut«, murmelte er leise vor sich hin, während er an ihrem Kopf vorbei in Richtung des mächtigen Sandsteinmassivs blickte, das den Hauptbahnhof von Norden her begrenzt.
    »Denkst du eigentlich noch oft an diese verrückte Sache von damals?«
    »Eva, komm tu mir bitte einen Gefallen: keine Psychokacke! Keine Traumabewältigung oder so ’n Zeug. Auch kein Wort über den alten Fall! Okay?«
    »Okay! Und was machen wir nun mit dem angebrochenen Abend?«
    »Verrat ich jetzt noch nicht. Lass dich einfach mal überraschen«, entgegnete der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission geheimnisvoll und verabschiedete sich mit seiner rothaarigen Begleiterin grußlos von der tristen, kalten Gleisanlage.
    Als die beiden die kathedralenähnliche Bahnhofshalle betraten und Tannenberg die vielen hektischen Menschen wahrnahm, die dort für kurze Zeit wie in einem pulsierenden Ameisenhaufen aufeinander trafen, um sich danach gleich wieder in alle Himmelsrichtungen zu zerstreuen, begann er zu grübeln.
    Jeder weiß in diesem unüberschaubaren Chaos anscheinend genau, wo er hin will. Aber wo will ich denn eigentlich mit Eva hin?, fragte er sich, wieder einmal völlig willenlos diesem ohne jegliche Vorwarnung aufkeimenden Melancholieschub ausgeliefert, der sich ab und an in sein Bewusstsein einschlich und ihn heimtückisch wie ein plötzlicher Migräneschmerz überfiel. Will ich überhaupt irgendwo mit ihr hin? Gibt es überhaupt einen Weg in eine gemeinsame Zukunft mit ihr?
    Sie hatten sich letztes Jahr im Sommer kennen gelernt, waren sich seitdem aber erst zwei Mal wieder begegnet. Tannenberg hatte sie im Herbst in Mainz besucht, wo sie mit einer völlig überdrehten, affektierten Künstlerin in einer Wohngemeinschaft zusammenlebte. Außerdem hatten sie sich anlässlich eines Rolling-Stones-Konzerts im Frühjahr in Düsseldorf getroffen.
    Es war bislang keine tiefe
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