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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Das hier sieht irgendwie so aus, als ob einer mit einem Mörser eine Walnuss zerstoßen hätte.«
    »Das kann nur ein Wahnsinniger gewesen sein«, murmelte Tannenberg, der seinen alten Freund, den Gerichtsmediziner, in dienstlichen Angelegenheiten nicht zuletzt wegen seiner stets außergewöhnlich anschaulichen Vergleiche so sehr schätzte, leise vor sich hin.
    »Leider nicht, Herr Hauptkommissar«, bemerkte die Kriminalpsychologin mit ruhiger Stimme. »Fast jeder Mensch ist zu solch einer barbarischen Handlung fähig. Das steckt tief in uns drin, vor allem in euch Männern. Denk nur mal an die liebevollen Familienväter, die im Blutrausch zu bestialischen Kriegsverbrechern wurden. Diese Dispositionen treten vor allem in emotionalen Extremsituationen zutage, wo dann plötzlich alle humanistischen Hemmschwellen wegfallen und sämtliche Sicherungen durchbrennen.«
    Tannenberg ging nicht auf die männerfeindlichen Provokationen ein, die Eva Glück-Makowski in ihren kleinen Vortrag hineingepackt hatte, sondern versuchte sich ihrer psychologischen Fachkompetenz zu bedienen, auf die er in der Vergangenheit schon des Öfteren zurückgegriffen hatte: »Irre! Du meinst, das hier kann die Tat eines ganz normalen Biedermanns sein?«
    »Genau! Oft sind es sogar diejenigen, die sich sonst in ihrem Leben besonders korrekt und angepasst verhalten. Wenn die dann mal aus irgendeinem Grund ausflippen, dann aber gleich richtig.«
    »Schau mal, was ich gefunden habe«, rief Mertel von der Kriminaltechnik dazwischen, der sich bereits auf den Weg zu Tannenberg gemacht hatte. Er hielt ihm eine kleine, durchsichtige Plastiktüte mit einem Kettchen und zwei Ringen entgegen. »Ich schätze mal, es handelt sich bei dem Leichnam um eine Frau. Diese Schmuckstücke passen wohl kaum zu einem Mann, vor allem nicht dieser Diamantring.«
    »Da hast du sicherlich Recht.« Tannenberg begab sich zum Einsatzleiter der Feuerwehr, der sich ein paar Meter von ihm entfernt gerade mit einem auf der Drehleiter stehenden Kollegen unterhielt. »Du, Berti, sei so gut und sag mal deinen Leute unten vorm Eingang, dass einer von ihnen diesen Professor von Wandlitz hier zu uns hochbringen soll.«
    Brandrat Schäffner instruierte umgehend seine Mitarbeiter.
    Kurze Zeit später erschien der Firmenchef und wurde von Tannenberg und seiner Begleiterin noch im Treppenhaus in Empfang genommen.
    »Kann ich jetzt endlich mal den angerichteten Schaden begutachten?«, legte er gleich fordernd los.
    »Gemach, gemach, Herr Professor. Sie können in der nächsten Zeit hier noch nicht rein. Die Spurensicherung muss erst ihre Arbeit fertig machen; und das kann dauern!«, gab der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission scharf zurück.
    »Na gut. Ich sehe ja auch von hier, dass anscheinend nur das Büro von Susanne zerstört wurde und der Bereich der Softwareentwicklung verschont geblieben ist. Gott sei Dank! Wir haben nämlich zurzeit einen wichtigen Großauftrag abzuwickeln. Und in unserem harten Konkurrenzgeschäft zählt jeder Tag. – Gut, dann werde ich jetzt nach Hause fahren und versuchen, jemanden von der Brandversicherung zu erreichen, damit die so schnell wie möglich den Schaden aufnehmen. Weiß man eigentlich schon etwas über die Ursache des Feuers?«
    »Nein«, log Tannenberg ohne Gewissensbisse. »Wessen Büro ist das überhaupt? Sie sagten Susanne …«
    »Ja, Susanne Niebergall, CFO und Mitgesellschafterin unseres Unternehmens. Bevor Sie wieder Ihre Kollegin fragen müssen«, ergänzte von Wandlitz überheblich: »CFO ist die Abkürzung für ›Chief Financial Officer‹ – früher hätte man ganz einfach ›Chef-Buchhalterin‹ gesagt. So, jetzt muss ich aber los!«
    »Entschuldigung, Herr Professor, da wäre noch etwas«, entgegnete der Kriminalbeamte eher beiläufig.
    »Ja, was gibt’s denn noch?«
    Tannenberg zog das Tütchen mit dem von Ruß geschwärzten Silberschmuck der Toten aus seiner Sakkotasche und leuchtete es mit der Taschenlampe an. »Haben sie dieses Kettchen und diese Ringe hier schon mal gesehen?«
    Von Wandlitz griff mit seiner rechten Hand an den leicht angekohlten Türrahmen und stützte sich ab. Dann nahm er das Plastiktütchen und setzte sich auf die oberste Stufe der Treppe. »Oh Gott, das ist ja Susannes Schmuck. Was ist denn passiert? Ist sie etwa da drin?«, fragte er stockend. Er schlug sich mit der anderen Hand leicht an die Stirn, schluckte mehrmals und räusperte sich, bevor er schniefend nachschob: »Ist sie tot?«
    »Wir können
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