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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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ganzen Schulungen an den Wochenenden; hab meinen Urlaub sogar dafür geopfert. Aber es hat sich gelohnt! Und es wird sich in Zukunft noch viel mehr lohnen!
    Voller Tatendrang streifte sich Armin Geiger seine alte, verschlissene Windjacke über und schlenderte pfeifend zur Zeitungsbox. Es war ein kalter, diesiger Oktobermorgen. Aber er registrierte die herbstlichen Wetterkapriolen überhaupt nicht. Er war viel zu sehr mit sich und seinen Gedanken beschäftigt.
    Was ist schöner als Geld? Nichts!
    Geld regiert die Welt!
    Oder wie Carlo Weinhold immer so schön sagt: Geld ist nicht alles – aber ohne Geld ist alles nichts!
    Wie Recht er doch damit hat! Denn hat man kein Geld, hat man auch keine Weiber.
    So einfach ist das!
    Ich hab’s ja am eigenen Leib zu spüren bekommen. Immer diese Sprüche von Bianca: Du elender Versager! Nie haben wir Geld. Kein Geld für schicke Klamotten, kein Geld für’n geilen Urlaub, kein Geld für’n anständiges Auto! Du armseliger kleiner Beamtenarsch!
    Ich und ein Versager! Das war wirklich die Höhe. Die hat doch den ganzen Tag auf der Couch gelegen und gefaulenzt.
    Und dann war sie plötzlich weg. Einfach weg, von einem auf den anderen Tag. Hatte nur einen Zettel dagelassen, auf dem geschrieben stand: Hab die Schnauze so gestrichen voll von dir. Ich such mir jetzt einen reichen Mann. Und dann werd ich mein Leben genießen. Such mich nicht. Ich komm nie mehr zu dir zurück!
    Ha, wenn diese Nutte gewusst hätte, was der angebliche Versager einmal für Kohle machen wird. Wenn die das jetzt mitkriegen würde, käme sie sofort wieder angekrochen. Diese kleine Schlampe! Aber die würde ich dermaßen abblitzen lassen!
    Da werden sich in Zukunft noch einige wundern! Denen werden die Augen noch vor Neid aus dem Kopf fallen, wenn die mitkriegen, was ich für tolle Weiber abschleppe. Die werden vor Neid noch platzen! Und wenn die erst mal meinen geilen Porsche sehen!
    Kriminalhauptmeister Geiger goss dampfenden Kaf-fee in eine weiße Henkeltasse. Dann nahm er sie in die Hand, betrachtete mit strahlenden Augen den goldfarbenen Schriftzug › Midas-Power-Investments – der Weg in Ihre goldene Zukunft‹ und streichelte anschließend mit seinem rechten Daumen zärtlich über die leicht erhabenen Buchstaben.
    Den politischen Teil der Rheinpfalz hatte er schon immer ignoriert. Ihn interessierten nur Sportteil, Fernsehprogramm und Todesanzeigen. An guten Tagen überflog er manchmal auch noch die Schlagzeilen des Lokalteils. Aber seit einiger Zeit bohrte sich sein lüsterner Blick zu allererst in den Wirtschaftsteil, weidete sich ausgiebig darin.
    Denn hier ging es schließlich um Geld, und zwar um viel Geld.
    Auch um sein Geld, hatte er seine Ersparnisse doch in Midas -Investment-Fonds angelegt. Und deren Kurse stiegen und stiegen.
    Only the sky is the limit!, sagt Carlo Weinhold immer.
    Armin Geiger faltete die Zeitung wieder zusammen und warf sie mit Schwung in die direkt unter dem vorhanglosen Küchenfenster aufgestellte, blaugelbe Bananenkiste, die ihm seit Jahren als innerhäusliche Altpapiersammelstelle diente. Dann zog er behutsam einen mit dem goldenen Midas -Logo bedruckten Schnellhefter aus seiner schwarzen Ledertasche, atmete einmal tief durch und schlug vorsichtig die Mappe auf.
    »Meine Schatztruhe, meine goldene Zukunft. Ja, ja, ja!«, schmetterte er in die lieblos eingerichtete Wohnküche, wobei er seine Fäuste ballte und den fast haarlosen Kopf wie ein Glockenpendel mehrmals abrupt nach hinten warf.
     
    Während der Taxifahrt in das im Westen der Stadt angesiedelte Gewerbegebiet hielt er die Ledertasche derart verkrampft umklammert, dass sein junger Chauffeur sich eine kecke Anspielung auf den von seinem Fahrgast transportierten Inhalt nicht verkneifen konnte.
    Aber Geiger rächte sich und gab ihm keinen einzigen Cent Trinkgeld.
    Schadenfroh grinsend verließ er den lahmen Diesel-Benz und begab sich in das Innere des recht protzig wirkenden Verwaltungsgebäudes, wo er bereits von seinem gutgelaunten Mentor erwartet wurde.
    »Ich mag pünktliche Menschen, Herr Geiger. Sie wissen ja selbst: In unserem Geschäft ist Zeit Geld. Und wir Mitarbeiter von Midas-Power-Investments wollen ja alle viel Geld verdienen. Oder etwa nicht, Herr Geiger?«, stellte Carlo Weinhold eine seiner berühmten rhetorischen Fragen.
    »Doch, doch, natürlich wollen wir das!«, stimmte der Kriminalbeamte begeistert zu.
    »Sehr gut, Herr Geiger. Genauso wünscht sich der Chef seine Junior Consultants:
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