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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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es vielleicht mal mit Lottospielen versuchen.«
    »Ja, sollen wir mit dem Löschen und mit der Brandnachschau etwa warten, bis der Herr Oberspurensicher aufgekreuzt ist?«, wetterte Brandrat Schäffner los.
    Weil Mertel diese, für einen leidenschaftlichen Kriminaltechniker wie ihn, nahezu unerträglichen Situationen schon des öfteren erlebt hatte, sah er sich genötigt, gleich noch eine weitere Breitseite abzufeuern: »Da diese vorsätzlichen Spurenvernichter bekanntlich immer ganze Arbeit leisten, könnt ihr gleich mit reinkommen. Aber mindestens zwei Meter Abstand zum Leichnam. Klar?«
    Die allseitige Einverständniserklärung erfolgte wortlos. Die beiden Kriminalbeamten und der Einsatzleiter traten etwas zur Seite und ließen die Kriminaltechniker und den Gerichtsmediziner mit ihren großen Alu-Koffern passieren. In ausreichendem Sicherheitsabstand folgten sie dann den Männern in den hell erleuchteten, dreieckigen Raum, dessen Glasfassade anscheinend von der Hitze des Feuers oder einer Explosion zum Teil weggesprengt worden war.
    Durch die offenen Glasflächen drückte sich leichter Nieselregen ins Gebäudeinnere.
    Das helle Scheinwerferlicht blendete Tannenberg so stark, dass er zunächst nur grell aufblitzende Sternchen sah. Erst als er sich mit dem Rücken zur Lichtquelle drehte, konnte er die stark verkohlte Leiche inmitten eines fürchterlichen Trümmerchaos erkennen. Sie lag flach auf dem Rücken neben einem dürren Stahlgerippe.
    Wahrscheinlich ein ehemaliger Schreibtisch, schlussfolgerte er.
    Neben ihr stieg heller Wasserdampf aus verkohlten, mit weißen Schaumkronen besetzten Gerümpelteilen empor, die vielleicht einmal zu einer Regalwand oder zur Deckenverkleidung gehört hatten.
    »Wir haben die Leiche erst ziemlich spät und auch eher zufällig entdeckt. Eigentlich nur deshalb, weil ein Kollege bei der Brandbegehung den Unrat durchwühlt hat, um den möglichen Ausbruchsherd des Feuers ausfindig zu machen«, erklärte der ranghohe Feuerwehrmann.
    »Und dann hat er das ganze Zeug, das auf dem Toten gelegen hat, entfernt, irgendwohin geschmissen und als Krönung auch noch die Sachen, die direkt um die Leiche herumlagen, zur Seite geräumt. Es ist echt zum Kotzen mit euch!«, rief Mertel zornig und kniete sich vor dieses verkohlte schwarze Etwas, das einmal ein Mensch gewesen sein sollte.
    Tannenberg tastete mit seinen Blicken den verwüsteten Raum ab. Die einzigen Dinge, die sich der enormen Zerstörungskraft des Flammeninfernos trotzig widersetzt hatten und so nahezu unbeschadet ihren Originalzustand bewahren konnten, waren ein an der rechten Wand angebrachtes Waschbecken und mehrere mit Ruß geschwärzte Heizkörper. Ansonsten hatte das ausgehungerte Feuer alles, was es in diesem großflächigen Büro finden konnte, gierig in seinen gefräßigen Schlund gezogen, darauf herumgekaut und anschließend die unverdaulichen, schwarzen Brocken wieder ausgespien.
    Als er in der anderen Raumecke die Überreste einer teuren Gastronomie-Espressomaschine entdeckte, versetzte ihm dieser deprimierende Anblick einen regelrechten Stich ins Herz.
    »Verfluchtes Feuer!«, schimpfte er leise vor sich hin.
    »Wolf, kommst du mal?«, rief plötzlich der Gerichtsmediziner, der sich ebenfalls neben dem verbrannten Leichnam niedergekniet hatte.
    Tannenberg zögerte. »Sag mir’s doch einfach. Ich muss mir das doch wirklich nicht antun, schließlich hab ich gerade zu Abend gegessen.«
    »Du alte Memme! Also gut: Die Leiche weist schwerste Kopfverletzungen auf. Um es auf den Punkt zu bringen: Ihr Schädel wurde regelrecht zertrümmert. Die Knochen von Stirn und Hinterkopf liegen praktisch direkt aufeinander.«
    »Was?«, fragte Tannenberg fassungslos.
    »Ja, du hast richtig gehört. Von daher kann man eigentlich froh sein, dass der Mensch hier verbrannt ist.«
    »Warum?«
    »Was meinst du wohl, wie das hier vor dem Brand ausgesehen hat: Eine Matschepampe aus Gehirnmasse und …
    »Komm, sei ruhig!«, befahl Tannenberg und ging ein paar Schritte zurück in den durch die geborstenen Fensterscheiben hereinströmenden Frischluftkanal. »Könnten diese Verletzungen nicht auch durch herabgestürzte Deckenplatten verursacht worden sein?«
    »Nein, Wolf, sicher nicht, denn dann würden wir ein, vielleicht auch zwei Bruchstellen in der Schädeldecke finden. Und das aber auch nur dann, wenn es extrem schwere Deckenverkleidungen gewesen wären, die meines Wissens im Innenausbau aber schon seit vielen Jahren gar nicht mehr erlaubt sind.
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