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PR TB 149 Die Grosse Flut

PR TB 149 Die Grosse Flut

Titel: PR TB 149 Die Grosse Flut
Autoren: Perry Rhodan
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    „Bei Enlil“, brummte er tief in der Kehle. „Eine
ungute Nacht.“
    Es war unheimlich und - drohend. Plötzlich, beim Erscheinen
des Sterns, sprang um den Hirten herum, um seine Herde und die
Landschaft zwischen Gebirge und oberem Lauf, eine zweite Welt auf die
Füße. Die Welt der Geister und der unsichtbaren Götter
war erfüllt von wilden Vorstellungen und halb wirklicher böser
Ahnungen. Es war der gestaltgewordene Gedanke, der wie ein
unsichtbarer Blitz lautlos in den Menschen fuhr, der alsbald erkennen
musste, dass er verloren war. Eine Welt voller Einsamkeit, Krankheit
und Knechtschaft. Shagana begann zu zittern. Er legte den Kopf in den
Nacken und starrte hinauf zum Götterauge.
    Es bewegte sich.
    Die Herde spürte die Unruhe ihres Herrn und die Aufregung der
Hunde. Die Mähnenschafe stießen mit krachendem Gehörn
aneinander. Die Ziegen meckerten, die Rinder brüllten klagend.
Dazwischen immer wieder die scharfen Laute der Hirtenhunde.
    „Ein riesiges Auge! Ein böses Auge!“brummte der
Oberhirte. Er stand viele Herzschläge lang still, holte langsam
Atem und blickte immer wieder ängstlich und unsicher zu den
Sternen empor. Er wartete, dass etwas geschah. Dass der Gott ein
deutliches Zeichen gab, das auch er verstehen konnte.
    Das Auge, das in einem immer herrlicheren Rot zu strahlen begann,
beschrieb zwischen den weißen, gelben und starr strahlenden
Punkten einen Weg, der gekrümmt war wie das Horn der
Wassergazelle. Das Auge, vor hundert Herzschlägen noch so klein
wie die anderen Sterne, war jetzt ohne seinen dünnen, fast
unsichtbaren Schweif so groß wie eine Daumenkuppe, wenn Shagana
die Hand ausstreckte.
    „Es will mich fressen!“stöhnte Shagana auf, aber
er konnte seine Augen nicht von dieser Erscheinung nehmen. Alles
geschah vollkommen lautlos. Der Mond war nur eine haarfeine Sichel,
das Sternenlicht lag wie ein feiner Tau über dem Land. Die
Rücken der Tiere und das Gewirr der vielen Hörner waren wie
Windwogen, die über ein Gerstenfeld dahinfuhren.
    Jetzt sank das Götterauge tiefer, wurde größer und
verlor seinen glühenden Schweif. Das Land begann unter dem
furchtbaren roten Glanz aufzuglühen wie Feuer unter der Asche.
Zum zweiten Mal in seinem Leben - es währte die Hälfte von
sechzig Jahreszeitenwechseln - erfuhr der Oberhirte die Qual tief in
seiner Seele; er war gänzlich allein, einsam wie der erste
Mensch. Es war ein kaltes und grausames Gefühl, von panischem
Schrecken erfüllt. Er wollte den Blick von dem größer
werdenden Augen abwenden er vermochte es nicht.
    Er wollte davonrennen und sich unter einen Busch werfen - aber
seine Beine waren wie die starken Wurzeln eines Gebirgsbaums.
    Shagana vermochte nicht einmal die Augen zu schließen.
    Der Gott offenbarte sich ihm in all seinem lautlosen Schrecken. So
musste eine der Jungfrauen fühlen, die man mit Enlil vermählte.
    „Gott des Himmels! Enlil und An! Erbarmt euch!“heulte
der Hirte auf. Seine Knie begannen wie im Fieber zu zittern. Seine
Zähne schlugen aufeinander. Zwischen den Schulterblättern
berührte ihn ein Strahl eiskalten Schreckens und lähmte ihn
völlig. Das große Auge beleuchtete jetzt die Herden, die
auseinander stoben. Die Hirtenhunde sprangen in alle Richtungen und
stießen schauerliche Laute aus. Vögel erwachten in den
Büschen und zwitscherten aufgeregt.
    Jetzt, ganz plötzlich, begann ein nie gekanntes Heulen in der
Luft. Das furchtbare Geräusch
    klang wie ein schneidender Wind auf der kargen Hochebene, aber es
rührte sich kein Blatt, kein Ästchen. Die Vögel
schrieen, die Herde war in alle Windesrichtungen zerstoben, die Hunde
versteckten sich unter den Büschen. Die rote Kugel war jetzt
riesengroß. Mindestens so groß wie vier, fünf
Männer.
    Sie kam aus dem unbegreiflichen Himmel herab. Enlil schickte sie -
oder war es An selbst?
    Das markerschütternde Heulen wurde lauter und schneidender,
dann gab es einen trockenen Donnerschlag, und die feurige Kugel stand
still. Sie schwebte über einem Hügel, drei Bogenschüsse
weit entfernt. Die Kugel war keine Kugel, sondern ein Ei. Die
göttliche Form. Das Ei, aus dem alles Leben kam. Seine Schale
leuchtete noch immer und tauchte die gesamte Umgebung in ein fahles,
verderben kündendes Licht. Das große Ei stand jetzt
unbeweglich. Das Heulen und Donnern in den Lüften hörte
schlagartig auf. Eine gewaltige, atemlose Stille fuhr über das
Land am Oberlauf des großen Zaab dahin.
    Dann zerriss das Rote Göttliche Ei.
    Die feurige Schale
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