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Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall

Titel: Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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noch nichts Definitives über die Identität der oder des Toten sagen, den die Feuerwehr im Büro Ihrer Kollegin entdeckt hat«, entgegnete Tannenberg und bat anschließend die Kriminalpsychologin, den Professor nach unten zu begleiten und dafür zu sorgen, dass er, falls er nicht mit seinem eigenen Auto hierher gekommen sei, von einem Streifenwagen nach Hause gebracht würde.
    Anschließend begab er sich wieder in den verwüsteten Büroraum, um bei Dr. Schönthaler weitere Informationen einzuholen: »Was ist, hast du etwas Interessantes für mich gefunden?«
    Aber der Rechtsmediziner schien nicht bereit, auf Tannenbergs Frage einzugehen, denn er wandte sich an Mertel: »Du alter Spuren- und Dreckschnüffler, was fehlt hier in diesem verwüsteten Raum eindeutig?«
    Der angesprochene Kriminaltechniker, der sich im Laufe der Jahre mit der manchmal etwas provokanten und makaberen Ausdrucksweise des Pathologen wohl oder übel arrangiert hatte, blickte kurz hoch, sah sich um und widmete sich dann weiter seiner analytischen Arbeit.
    »Also, dir fällt nichts auf, Mertel?«, ließ Dr. Schönthaler nicht locker.
    »Nein! Komm, nerv mich nicht! Wenn du fertig bist, dann sei froh und geh nach Hause. Wir haben hier leider noch eine ganze Weile zu tun.«
    Der Gerichtsmediziner bahnte sich einen Weg zu dem neben der Toten stehenden Schreibtisch-Gerippe. »Wolf, dir fällt auch nichts auf?«
    »Nein! Auf was willst du eigentlich mit diesem blöden Ratespiel hinaus?«
    »Ganz einfach: Ich will euch auf die wahrscheinliche Tatwaffe aufmerksam machen.«
    »Da bin ich nun aber wirklich gespannt, Rainer.«
    Der Pathologe zeigte auf eine massive Tierskulptur, die zwischen zwei schmalen Stahlrohrträgern in der Ecke des ehemaligen Schreibtischs hing.
    »Das soll die Mordwaffe sein?«, fragte Tannenberg skeptisch. »Was ist das überhaupt?«
    »Ein Bulle. Ich schätzte mal aus Granit, etwa 5 Kilogramm schwer.«
    Mertel brummte zustimmend. »Ja, damit lässt sich ein menschlicher Schädel ganz gut zertrümmern. Was meinst du, Wolf?«
    »Kann gut sein.«
    »Aber, meine Herren, Sie werden sich doch von mir nicht so einfach in die Irre führen lassen! Das hier ist nämlich – jedenfalls nach meiner begründeten Vermutung – nicht die Tatwaffe.«
    »Also, Rainer, ich kann dich ja wirklich ganz gut leiden. Aber manchmal treibst du mich fast zum Wahnsinn. Warum kommt dieses Ding denn auf einmal nicht mehr als Mordwaffe in Betracht?«
    »Fangen wir eben noch mal ganz von vorne an. Was …«
    »Also, ich geh jetzt runter zu Schauß. Mir ist das wirklich zu blöd«, platzte es aus Tannenberg heraus.
    Dr. Schönthaler ließ sich aber von der harschen Reaktion seines alten Freundes nicht im Geringsten beeindrucken.
    »Was gehört zum Bullen, wie das Feuer zu einer verkohlten Leiche, meine Herren Kriminalisten?«, fragte er munter weiter drauf los.
    Mertel und Tannenberg schwiegen, schauten sich fassungslos an und stellten wortlos die beiderseitige Überzeugung her, dass es nun endgültig an der Zeit war, die Landespsychiatrie zu verständigen.
    »Was gehört zum Bullen, wie Apollo zu Dionysos, wie der Mann zur Frau?«
    »Die Bullin – du Idiot!«, rief Tannenberg laut und unterstützte seine Einschätzung der aktuellen Geistesverfassung des Gerichtsmediziners mit einem mehrfachen Scheibenwischergruß.
    »Genau! Weil zum Mann ja auch die Männin gehört, Herr Hauptkommissar! Biologie – setzen sechs!«
    »Also, damit du endlich Ruhe gibst: Zum Bullen gehört als Pendant natürlich die Kuh! Richtig?«, war das letzte, was Tannenberg bereit war zu diesem nerven- und zeitraubenden Ratespiel beizutragen.
    »Falsch: der Bär! Bulle und Bär. Die Symbole der Börse und des Lebens: Der Bulle steht für den Optimismus der Menschen, der Bär für das genaue Gegenteil. Und diese beiden Figuren gehören eben nun mal unzertrennbar zusammen. Also folgt daraus meine Hypothese, dass der Schädel dieser Toten hier mit einer schweren Bärenskulptur auf brutalste Art und Weise in seine Einzelteile zerlegt wurde.«

2
    Endlich!
    Wie lange hab ich darauf gewartet. Und nun ist es so weit. Genau um 10 Uhr muss ich in der Merkurstraße sein. Auf alle Fälle nicht später! Aber auch nicht früher. Das macht beides keinen guten Eindruck. Und ich will ja auch weiterhin einen guten Eindruck machen. Schließlich bekommt man so eine Chance nur ein Mal im Leben. Und ich hab sie wahrgenommen und ich werd sie auch weiterhin wahrnehmen! Yeah!
    Ich hab ja auch viel investiert. Die
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