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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Autoren: Christian Jacq
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er sich ja nur ein wenig gedulden.
    Auch wenn die Gottesdienerin nicht im Sterben lag, hatte sie vielleicht doch nicht mehr lange zu leben. Und ihre Nachfolgerin wollte bestimmt diese lästigen Gäste loswerden und sie den Gerichten übergeben.
    Am liebsten hätte Bebon die Rolle eines Gottes in der gewaltigen Säulenhalle oder in der Nähe des heiligen Sees gespielt, dem größten von ganz Ägypten. Die Obelisken zeigten mit ihren Spitzen in den Himmel, beseitigten schädliche Wellen und fingen die schöpferischen Kräfte, Ausdruck göttlicher Macht, ein.
    Für sich genommen war das heilige Reich von Karnak eine richtige Stadt, in der immer rege Betriebsamkeit herrschte. Aber er konnte sie jetzt nicht näher erforschen, weil die Gottesdienerin, Nitis und Kel es eilig hatten, endlich das Geheimnis der verschlüsselten Schrift zu entdecken.
    Der Schauspieler war wie betört von der überlegenen Vornehmheit der alten Dame. Sie war die geborene Königin. Und Gott Amun hätte keine bessere Gattin finden können.
    In einer schattigen bewirtschafteten Laube am See standen Stühle und ein niedriger Tisch mit Papyrus und Schreibwerkzeug. Hier hatte die Gottesdienerin lange Gespräche mit Pythagoras geführt, ehe sie ihn in verschiedene Mysterien eingeweiht hatte. Ihr Hund Liebling nagte an einem Knochen, der Affe namens Zauberkünstler verspeiste ein paar Feigen.
    »Jetzt müsst ihr mir alles ganz genau erzählen«, sagte die Gottesdienerin.
    Als Hauptangeklagter ergriff Kel als Erster das Wort; dann ergänzte Nitis einige Einzelheiten. Als Bebon an der Reihe war, hatte er der Geschichte nichts mehr hinzuzufügen.
    »Schreibt mir die verschlüsselte Schrift auf.«
    Kel schrieb, und Nitis sah zu, ob er alles richtig machte. Sie hatten so viel darüber nachgedacht, dass sie ihr Gedächtnis wohl kaum im Stich lassen würde.
    Von zwei Ritualisten ließ sich die Gottesdienerin dann das Sistrum Macht bringen und eine Schale in Form von einem Herz, die mit Wasser aus dem heiligen See gefüllt war.
    »Die Horussöhne sind die Ahnen, die den Schlüssel besitzen, und ihr Verschwinden hat uns daran gehindert, die Wahrheit zu entdecken. Indem ihr sie wiedergefunden habt, macht ihr es mir möglich, meine eigenen Schlüssel anzuwenden. Ganz offensichtlich ist an dieser Zusammenstellung der Hieroglyphen ein böser Zauber schuld. Den müssen wir zuerst austreiben.«
    Jetzt führte die Gottesdienerin das Sistrum über die Schriftrolle.
    Unangenehme metallene Töne schrillten in Bebons Ohr. Mit ihren langsamen Bewegungen löste die alte Dame ein wahres Getöse aus, das kaum zu ertragen war.
    Dann war es wieder ruhig.
    Aber die Schrift blieb unverändert. Hatte der Zauber des Sistrums, das in der Lage war, die Leben spendende Kraft Amuns in Gang zu setzen, um die zerstörerischen Mächte zu besänftigen, gewirkt?
    »Ein Organ steht nicht unter dem Schutz der Horussöhne: das Herz«, erklärte die Gottesdienerin. »Es wird eigentlich nie in ein Kanopen-Gefäß gegeben. Als Sitz des Bewusstseins und der Gedanken muss es aus dem Körper genommen, gewaschen und unverwesbar gemacht werden. Dann gibt es der Balsamierer zurück in den Brustkorb oder ersetzt es durch ein steinernes Herz, das die Form von einem Skarabäus der Verwandlungen hat. Wir müssen also diese Schrift reinigen, indem wir sie von ihren dunklen Stellen befreien.«
    Die Herrscherin von Karnak goss Wasser über die Zeichen.
    Enttäuscht mussten Nitis und Kel mit ansehen, dass es keine Veränderung gab.
    Diesen Vorgang wiederholte die Gottesdienerin dreimal in aller Ruhe.
    Nun war die herzförmige Schale leer.
    Beim Anblick dieses Misserfolgs wurde Bebon ganz verzweifelt. Ihre Geschichte schien ein schreckliches Ende zu nehmen.
    Doch da begannen einige Zeichen kaum wahrnehmbar zu verlöschen. Das ging immer schneller, bis am Schluss nur noch etwa fünfzig Hieroglyphen übrig waren.
    Beim ersten Lesen war die Schrift nun teilweise verständlich. Kel überwand dann die letzten Schwierigkeiten: Mehrere Wörter mussten verkehrt herum gelesen werden.
    Und dann erschien die Wahrheit, die so viel Unheil angerichtet hatte.
    Ich, Königin Ladike, werde Ägyptens Schicksal wenden, indem ich die alten Bräuche und den Thron des Pharaos zerstöre. Die Nord-Ost-Grenze des Landes wird mithilfe der griechischen Offiziere geöffnet und das Land von der Unterdrückung durch Amasis befreit werden. Der Kaiser von Persien möge umsichtig handeln und mein Zeichen abwarten. Gemeinsam werden wir
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