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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Autoren: Christian Jacq
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Pharao hatte seinem Wunsch nicht entsprochen und ihm weiter sein Vertrauen geschenkt. Und Gem war nicht nur ein treuer Diener seines Herrn, unbescholten und stets für Gerechtigkeit, sondern auch ein unerbittlicher Richter. Niemals würde er seine Beute aufgeben.
    »Meine Leute sind in Stellung gegangen«, teilte ihm der Kommandant der Bogenschützen mit. »Der Verbrecher kann uns nicht entkommen.«
    »Wenn er zu fliehen versucht, zielt auf seine Beine.«
    »Und wenn er uns angreift?«
    »Dann tötet ihn.«
    So lautete der Befehl des Königs. Es hatte bereits zu viele Tote gegeben, und keiner seiner Männer durfte diesem entfesselten Raubtier zum Opfer fallen. Ein Raubtier, mit dem sich Richter Gem sogar außerhalb der vorgeschriebenen Wege getroffen hatte.
    Selbstverständlich hatte ihm der Schreiber vorher versichert, dass er vollkommen unschuldig sei – trotz der erdrückenden Beweise gegen ihn. Wie sollte man auf eine derartige Lügengeschichte hereinfallen? Aber Kel war klug, redegewandt und geistreich und hätte ihn beinahe überzeugt. Beinahe, schließlich besaß der Richter genug Erfahrung, um diese Falle zu erkennen.
    Kein Windhauch ging, kein Vogel sang. In dieser gespannten Stille warteten alle auf den Befehl zuzuschlagen.
    »Auf zum Angriff!«, befahl der Richter endlich.
    Der Überraschungsschlag war genau geplant. Erst verschafften sich zwei Männer Zutritt zu dem verlassenen Gebäude, dann folgten ihnen weitere fünf, die sich im Inneren verteilten.
    »Da hinten!«, schrie einer von ihnen plötzlich.
    Ein Bogenschütze sah die Umrisse von einem Mann mit einer Lanze und legte an. Obwohl es noch ziemlich dunkel war, verfehlte er sein Ziel nicht. Er schoss dem Mann mitten ins Herz.
    Nichts rührte sich, kein Gefährte tauchte auf.
    Kel war also allein.
    Die Männer waren wie erstarrt. Mit diesem schnellen und einfachen Erfolg hatten sie nicht gerechnet.
    Nun betrat der Richter das Gebäude. Ihm allein kam die Aufgabe zu, den Schreiber und Mörder zu identifizieren und die Verfolgung für beendet zu erklären.
    »Er hat uns bedroht«, erklärte der Befehlshaber den tödlichen Schuss.
    In Begleitung von zwei Bogenschützen näherte sich der Richter dem Leichnam, der ausgestreckt auf einem Haufen zerbrochener Ziegel lag.
    Trotz des schwachen Lichts in der alten Ziegelei gab es keinen Zweifel: Bei dem Mann handelte es sich um eine Strohpuppe!
    Eine Puppe aus Lumpen und Stroh mit einem spitzen Stock in der Hand.
    »Dieser verdammte Schreiber hat sich also wieder auf unsere Kosten lustig gemacht!«, wetterte Gem.
    Als er die Ziegelei verließ, kam der Spitzel auf den Richter zu.
    »Und, habt Ihr ihn erledigt? Kriege ich jetzt meine Belohnung?«
    »Nehmt den Kerl fest«, befahl Gem seinen Männern. »Ich will ihn verhören und herausfinden, ob er nicht vielleicht doch ein Helfershelfer des flüchtigen Mörders ist.«

2
    H onigmund war eine dicke, herrschsüchtige Frau von Mitte dreißig, der eine der größten Bäckereien und Brauereien von Memphis gehörte – dem wirtschaftlichen Mittelpunkt Ägyptens. Sie stand täglich lange vor Sonnenaufgang auf, rief ihre Angestellten zusammen und erteilte ihnen genaue Anweisungen. Für den ersten Fehler gab es einen Tadel; für den zweiten wurde der Lohn gekürzt; beim dritten Fehler kam die Kündigung. Dagegen hatte aber niemand etwas einzuwenden, weil sie gerecht war und gut zahlte.
    Tag für Tag überwachte sie die Getreidelieferungen und prüfte Menge und Güte. Wenn ein Händler den Versuch machte, sie zu übervorteilen, bekam er ihren Zorn mit solcher Gewalt zu spüren, dass er es nicht noch einmal versuchte.
    War das Getreide geliefert, wurde es gesiebt, geschrotet, gestampft und geknetet. Erfahrene Bäcker erledigten diese verschiedenen Schritte, die zur Herstellung der Brote erforderlich waren. Honigmund selbst war für den schwierigsten Arbeitsgang verantwortlich:
    Sie gab die Hefe zum Teig. Dann mussten die Brote nur noch in den besten Backöfen der Stadt gebacken werden.
    Wenn dann die warmen, knusprigen Brote aus dem Ofen geholt wurden, erfüllte sie das mit berechtigtem Stolz. Die Kunden rissen sich um ihre Ware, das Geschäft blühte, und sie hatte sich ein stattliches Haus im Herzen dieser großen, weltoffenen Stadt gekauft, in der Ägypter, Griechen und Syrer, Libyer, Nubier und andere Fremde friedlich zusammenlebten.
    Während nun die Laufjungen loseilten, um die Brote auszuliefern, ging die Meisterin in ihre Brauerei. Hier stellte sie ein wunderbar
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