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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Autoren: Christian Jacq
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    A uf Befehl von Richter Gem, einem gebieterischen und fleißigen alten Mann, gingen die Sicherheitskräfte in aller Stille in Stellung. Mit Knüppeln und Kurzschwertern bewaffnet, bereiteten sie sich auf die Festnahme eines Verbrechers vor, hinter dem sie bereits seit Wochen vergeblich her waren.
    Hinter einem Ungeheuer, das beschuldigt wurde, alle seine Kameraden aus dem Übersetzeramt heimtückisch ermordet, dann seine Helfershelfer beseitigt und schließlich eine Verschwörung gegen Pharao Amasis angezettelt zu haben.
    Dieser Schreiber namens Kel, dem man aufgrund seiner herausragenden Begabung eine glänzende Laufbahn prophezeit hatte, war nicht zu fassen; immer wieder gelang es ihm, durch das Netz zu schlüpfen, das die Sicherheitskräfte um ihn spannten. In seinem ganzen langen Berufsleben hatte es der oberste ägyptische Richter noch nie mit einem derart widerspenstigen Mörder zu tun gehabt.
    Ehemals ein gebildeter Schreiber, war er jetzt erbarmungslos und gerissen – er hatte sich in ein wildes Raubtier verwandelt. Deshalb sollten die besten Bogenschützen auch auf ihn anlegen und ihn notfalls töten, sobald sie ihn zu Gesicht bekamen und er das Leben der Männer bedrohte, die ihn festnehmen mussten. Natürlich hätte ihn der Richter gern verhört, um die Beweggründe seiner Taten zu erfahren; aber würde dieser Kel überhaupt sprechen, und wenn ja, sagte er dann die Wahrheit? Ein Mensch, der zu solcher Grausamkeit fähig war, hatte vermutlich seinen Verstand nicht mehr beisammen.
    Es war kurz vor Sonnenaufgang.
    Das dichte, unwegsame Gestrüpp auf dem Gelände um die verlassene Ziegelei barg zahlreiche Gefahren: zerbrochene Gussformen, Scherben, Skorpione … Die Männer mussten ganz langsam vorrücken, um den Schläfer nicht zu wecken.
    »Bist du dir ganz sicher, dass er sich hier versteckt?«, fragte der Richter noch einmal den Lagerverwalter aus dem Ptah-Tempel, der sich als Spitzel verdingte.
    »Ganz sicher! Ich habe ihn in der Nähe des Tempels gesehen und dank der Beschreibung erkannt, die allerdings etwas ungenau ist. Und dann bin ich ihm nachgegangen.«
    »Und er hat dich wirklich nicht bemerkt?«
    »Nein, zu meinem Glück! Sobald er in der Ziegelei verschwunden ist, bin ich auf und davon und zurück in die Stadt gelaufen. Ich habe schreckliche Angst gehabt, dass er mich einholt und niedermetzelt! Als ich dann endlich bei der großen Kaserne war, musste ich erst mal verschnaufen, und meine Aussage war ziemlich wirr, weil ich solche Angst hatte. Wann kriege ich denn meine Belohnung?«
    »Sofort nach der Festnahme«, versprach der Richter. »Hast du gesehen, ob er allein war?«
    »Ich habe nur diesen Mörder gesehen«, sagte der Spitzel, »aber ich habe mich auch nicht weiter vorgewagt. Wenn er eine Wache gehabt hätte, wäre ich jetzt nicht mehr von dieser Welt! Wenn einer solche Gefahren auf sich nimmt, verdient er doch eine besonders hohe Belohnung, oder?«
    »Mal sehen. Halte dich jetzt im Hintergrund und misch dich auf keinen Fall ein.«
    »Ich schwöre es!«
    Der Mann suchte sich ein Versteck hinter einem Dornenbusch. Die Vorstellung, an der Hinrichtung eines Ungeheuers teilzunehmen, fand er sehr aufregend.
    Trotzdem befürchtete der Richter, dass einer oder mehrere Helfershelfer von Kel in der Nähe sein könnten. Es war unmöglich, sämtliche Übersetzer, die für Ägyptens Beziehungen zu den Nachbarländern von großer Bedeutung waren, zu töten, den sagenhaften Helm von Amasis zu stehlen, dem man ihm als Krone aufgesetzt hatte, als ihn seine Soldaten zum Pharao erklärten, und immer wieder seine Verfolger zum Narren zu halten – ohne die Verstärkung einer kampferprobten und entschlossenen Bande von Widerständischen.
    Henat, der Leiter des Geheimdienstes, war da anderer Meinung. Dieser Mensch, der im Dunkeln und mit zweifelhaften Methoden arbeitete, glaubte, dass nur ein Mann, der allein war, seinen Verfolgern so lange entkommen konnte. Aber auch dieser Kel hatte jetzt einen verhängnisvollen Fehler begangen. Er hätte sich nicht in der Nähe des Ptah-Tempels herumtreiben dürfen.
    War er auf der Suche nach neuen Verbündeten gewesen, wollte er Verbindung zu einem möglichen Zimmerwirt aufnehmen, oder hatte ihn einfach der Hunger dorthin getrieben?
    Auch wenn er jetzt endlich kurz vor der Verhaftung von Kel stand, vergaß der Richter nicht die verschiedenen gescheiterten Festnahmen, die schließlich dazu geführt hatten, dass er den König um seine Entlassung gebeten hatte.
    Der
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