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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Autoren: Christian Jacq
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Streitereien und seinen erbärmlichen Kampf gegen Richter Gem im Sinn. Wenn er vernünftig ist, kriegt er vielleicht ein anständiges Amt von uns. Der Richter wird abgesetzt. Und das alte Gesetz von Maat, das du so oft mit Füßen getreten hast, wird durch das der Perser ersetzt. Dann ist endlich Schluss mit Ägypten!«
    »Unser Sohn, Psammetich … Er wird die Bevölkerung zum Widerstand aufrufen!«
    »Du glaubst doch nicht wirklich, dass dieser Schwachkopf Selbstmord begehen will?«
    »Tanit – er ist unser Sohn!«
    »Und er muss selbst entscheiden, auf wessen Seite er sich stellt. Sollte er die falsche wählen, muss er sterben.«
    Die Schmerzen wurden immer stärker. Amasis bekam kaum noch Luft und musste sich setzen.
    »Was für ein Vergnügen, dich so leiden und verzweifeln zu sehen! Mit deiner Begeisterung für die Griechen, die dich jetzt hintergehen, hättest du Ägypten noch in den Untergang geführt. Morgen ist es nur noch eine Provinz des persischen Reiches. Als ich deinen Siegerhelm zerstört habe, habe ich auch deine magischen Kräfte vernichtet. Und die Geschichte mit dem angeblichen Mörder Kel hat mir hervorragend gepasst. Dieser widerspenstige Unschuldige und seine Helfershelfer haben sich eine schöne öffentliche Hinrichtung verdient.«
    »Tanit … Das muss ein Albtraum sein! Ihr könnt mich doch nicht so hassen!«
    Die Königin brach in lautes Gelächter aus.
    »Du bist ein fauler Säufer, ein erbärmlicher Weiberheld, ein heruntergekommener Krieger, leichtgläubig und ohne jegliche Menschenkenntnis – du hast es nicht anders verdient.«
    »Meine Hauptstadt Sais wird gewiss bis zuletzt Widerstand leisten.«
    »Phanes wird Sais Kambyses zum Geschenk machen, und alle, aber auch alle, werden sich vor dem persischen Kaiser verneigen. Du kannst es mir glauben: Man wird ihn freudig empfangen.«
    Amasis verdrehte die Augen, seine Gesichtszüge verzerrten sich, und er hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich an die Brust zu greifen, als er starb.
    Die Königin wollte ihn in dem Grab bestatten lassen, das er für sich hatte bauen lassen, um die Bevölkerung nicht aufzubringen, die noch immer an den alten Bräuchen hing. Die Perser brachten ihnen bestimmt bald ihre neuen bei.
    Als sie das Zimmer ihres verstorbenen Gatten verließ, traf sie auf Henat.
    »Majestät, ich muss sofort den Pharao sprechen!«
    »Amasis ist tot.«
    »Er ist tot? Und was ist mit diesen schrecklichen Neuigkeiten …«
    »Was meinst du damit?«
    »Es ist unbegreiflich, angeblich sollen die Perser auf keinen Widerstand gestoßen und bereits auf dem Weg nach Sais sein!«
    »Dann sollten wir unsere Niederlage eingestehen, mein lieber Henat. So können wir wenigstens zahllose Menschenleben retten.«
    »Aber, das würde ja bedeuten, dass Ägypten von den Persern besetzt ist!«
    »Willst du dich ihnen vielleicht in den Weg stellen?«
    Da musste er nicht lange überlegen.
    »Ich wüsste nicht wie.«
    »Eben, dann finde dich mit den Tatsachen ab, und du bleibst Palastverwalter.«
    Henat ließ sich nicht lange bitten.
    »Bereite alles für die Ankunft von Kambyses vor«, befahl ihm Tanit. »Ich wünsche einen festlichen Empfang.«

76
    M itten in der Nacht führte die Gottesdienerin Nitis zum heiligen See der Göttin Mut, der die Form des zunehmenden Mondes angenommen hatte.
    Die alte Dame und die junge Priesterin betrachteten das silberne Wasser, das eine kühle Brise kräuselte.
    »Hier siehst du die Gebärmutter der Welt«, offenbarte ihr die Gottesdienerin. »Mut ist Mutter und Tod zugleich – die Mutter, die uns unser irdisches Dasein schenkt, und der Tod, der uns ins kosmische Leben zurückführt. In dieser Nacht voller Angst hat sie beschlossen, sich in ihrer gefährlichsten Gestalt zu zeigen.«
    Aus der Dunkelheit tauchte eine Löwin auf, um an dem See zu trinken. Es war so still, dass Nitis das Schnalzen ihrer Zunge hören konnte.
    Als das Raubtier seinen Durst gestillt hatte, drehte es sich um und entdeckte die beiden Frauen. Seine Augen färbten sich blutrot, es nahm Angriffshaltung ein und schien im nächsten Augenblick über sie herfallen zu wollen.
    Die Gottesdienerin ergriff Nitis' Hand und bedeutete ihr, sich nicht zu rühren.
    Der Angriff schien unausweichlich.
    Da knurrte die Löwin laut, krallte ihre Klauen in den Boden, drehte sich um und verschwand.
    »Im Laufe meiner Zeit als Gottesdienerin habe ich sie mir mehrfach unterworfen. Sie hat sich mir zu Füßen gelegt, ich durfte sie streicheln, und ich konnte ihre
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