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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Autoren: Christian Jacq
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es ihm nicht gelungen war, seine Freunde zur Vernunft zu bringen.
    Mit gezückten Schwertern und Lanzen bildeten die Soldaten einen Kreis um Kel und seine Freunde.
    Da hörte man plötzlich ein lautes, merkwürdiges Geräusch.
    Das große vergoldete Eingangstor zum Tempel von Karnak öffnete sich langsam. Und alle Blicke richteten sich auf die zerbrechliche Gestalt, die auf die Schwelle trat.
    Die Gottesdienerin trug ein langes weißes, eng anliegendes Kleid, eine schwere Halskette aus Gold und die Zeremonien-Krone: eine Haube in Gestalt eines Geiers, dem Sinnbild der Göttin Mut, mit zwei kleinen Hörnern darüber, die an Hathor erinnern sollen, und zwei langen Federn, an deren Kiel eine Sonne geboren wird.
    Die meisten Thebaner hatten ihre Herrscherin noch nie zu Gesicht bekommen. Glücklich und voll der Bewunderung verneigten sie sich vor ihr zum Zeichen ihrer Achtung.
    Nitis, Kel, Bebon und sogar Nordwind knieten nieder.
    Die Soldaten traten zurück. Auch der Offizier war erschrocken und beeindruckt und reihte sich ein.
    »Wir bringen Euch diese vier Gefäße, die einem Eurer Diener gehört haben, und die man ihm geraubt hat, Hoheit«, sagte die Priesterin. »Möge Maats Gerechtigkeit weiterhin über die heilige Stadt von Theben herrschen.«
    »Erhebt Euch und seid meine Gäste«, befahl ihnen die Gottesdienerin.
    Bebon wollte seinen Augen nicht trauen – tatsächlich schien alles wie vorgesehen zu laufen.
    »Nehmt auf der Stelle diese Verbrecher fest!«, donnerte Richter Gem, der sich völlig außer Atem einen Weg durch die Menschenmenge bahnte.
    Die Leute murrten.
    Haushofmeister Chechonq wollte den Richter aufhalten.
    »Haltet Euch lieber zurück. Ihre Majestät hat diesen Menschen mit ihren Geschenken eben Gastrecht gewährt, damit sind sie ab sofort in die Reihen der Ritualisten aufgenommen.«
    Der Richter stieß Chechonq zurück, die Menschenmenge äußerte sich immer feindseliger.
    »Verhaftet diese Verbrecher!«, verlangte der Richter noch einmal.
    Aber die Soldaten hielten ihre Waffen gesenkt und rührten sich nicht von der Stelle.
    »So beruhigt Euch doch«, bat der Haushofmeister Gem. »Die Worte der Gottesdienerin sind Gesetz, und diese drei Ritualisten stehen jetzt unter ihrem Schutz. Wenn Ihr sie angreift, beschwört Ihr den Zorn der Bevölkerung herauf, den ich nicht besänftigen könnte.«
    Der Richter war außer sich.
    Die Verbrecher, die er so lange gejagt hatte, standen vor ihm, in Reichweite, und doch unerreichbar!
    Da wandte sich Gem an die Gottesdienerin.
    »Majestät, liefert mir diese Verbrecher aus!«
    Der Blick der Herrscherin von Theben ließ den Richter verstummen.
    Sie drehte sich um und ging in den Tempel zurück, Nordwind folgte ihr als Erster. Nitis, Kel und Bebon schlossen sich ihm an und bildeten so eine kleine Prozession.
    Dann schloss sich das große Tor von Karnak wieder.

74
    A b sofort dürft Ihr Euer Haus nicht verlassen«, befahl Richter Gem dem Haushofmeister. »Und den Truppen werde ich den Auftrag geben, diesen Tempel einzunehmen und die Verbrecher zu verhaften.«
    »Weder noch«, entgegnete Chechonq. »Solltet Ihr mich an der vorschriftsmäßigen Ausübung meiner Aufgaben hindern, gerät die Verwaltung der Provinz in Unordnung, und der Pharao wird Euch tadeln. Und Karnak anzugreifen, das Reich der Gottesdienerin, sollte Euch gar nicht erst in den Sinn kommen! Damit würdet Ihr einen Volksaufstand auslösen und eine Majestätsbeleidigung begehen, die Euch der Herrscher niemals verzeihen würde.«
    Da hatte der Haushofmeister leider recht.
    »Und nachdem Ihr jetzt ja wisst, wo sich der Schreiber Kel aufhält, solltet Ihr Euer Großaufgebot an Soldaten und Ordnungshütern abziehen, das die Thebaner über die Maßen stört«, riet ihm Chechonq.
    »Ich werde den Tempel pausenlos überwachen lassen«, drohte der Richter, »keiner der drei Übeltäter kann ihn unbemerkt verlassen.«
    »Zweifellos«, sagte der Haushofmeister. »Kommt Ihr heute Abend zu mir zum Essen?«
    »Wohl kaum.«
    »Das wäre aber ein Fehler, mein Koch macht mir heute Nieren mit einer herrlichen Sauce. Auch wenn Ihr Euch erst im letzten Augenblick entscheidet, seid Ihr mir willkommen.«
    Richter Gem hatte äußerst widersprüchliche Empfindungen. Einerseits ärgerte er sich maßlos darüber, dass er der drei, die er endlich aufgespürt hatte, nach dieser langen Suche nicht habhaft werden konnte; andererseits tröstete er sich bei dem Gedanken, sie in Karnak als Gefangene zu wissen.
    Schließlich musste
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