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Perry Rhodan - Jupiter

Perry Rhodan - Jupiter

Titel: Perry Rhodan - Jupiter
Autoren: div.
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Prolog: Stadt der Engel
    von Wim Vandemaan
     
     
    »Öffne die Augen«, sagte die Stimme.
    Er lächelte beschwingt. Eine sanfte Helligkeit lag auf seinen geschlossenen Lidern. Es roch nach Gras und nach frischem Sauerstoff, ganz so, als läge er unter einer großen, alten Eiche im Sommer. Oder mochte es eine Ulme sein? Schmeckte der Sauerstoff einer Ulme anders als der einer Eiche?
    Wie auch immer: Er lag weder unter einer Eiche noch unter einer Ulme. Die Stimme klang, wie Stimmen in geschlossenen Zimmern klangen.
    In eher kleinen Zimmern.
    Obwohl er rücklings lag, fühlte sich sein Rücken kühl an. Er schien wie von einem Luftpolster getragen – das typische Empfinden, wenn man auf einer Pneumoliege ruhte.
    »Öffne die Augen«, wiederholte die Stimme. Was hatte sie ihm schon zu sagen? Niemand hatte ihm noch etwas zu sagen.
    »Ich bin Reginald Bull«, sagte die Stimme. »Ich will mit dir sprechen.«
    Da hatte die Stimme also einen Namen. Einen prominenten Namen. Sie sprach vor bei ihm.
    Sein Lächeln vertiefte sich. Reginald Bull. Er meinte, ihn vor sich zu sehen: ein kleiner, eher stämmiger Mann. Das etwas fleischige Gesicht. Das rote Haar, das wie ein Moos den kantigen Schädel überzog. Die fast durchsichtigen, wasserblauen Augen. Die Signatur seiner Narben in seinem Gesicht. Sein Gesicht – ihre Gesichter hatten sich den Terranern eingeprägt. Wie Ikonen im kollektiven Gedächtnis der Menschheit. Mit welchem Recht eigentlich?
    »Spiros«, sagte die Stimme. Sie bemühte sich hörbar, eindringlich zu klingen. »Ich muss mit dir reden. Sieh mich an, Spiros Schimkos.«
    Die Stimme kannte also seinen Namen. Sie glaubte deswegen wohl, ihm Befehle geben zu können. Was für ein Irrglaube.
    Er hielt die Augen geschlossen. Er sah auch so genug. Er sah alles, was er sehen musste. Was er sehen wollte. Das große Licht. Den Vaterstern.
    »Warum hast du das getan, Spiros?«, fragte die Stimme.
    Warum hatte er was getan? Er hatte so vieles getan.
    Als hätte die Stimme seine Gedanken notiert, fragte sie: »Warum hast du Basil Mooy getötet?«
    Mooy – er hatte nicht einmal gewusst, dass Basil Mooy hieß. Was für ein pompöser Name für diese menschliche Bagatelle.
    Die Stimme schwieg eine Weile. »Ich bin Residenz-Minister für Liga-Verteidigung«, sagte sie dann. »Vielleicht fragst du dich, was der Residenz-Minister für Liga-Verteidigung mit dieser Angelegenheit zu tun hat.«
    Das fragte er sich durchaus nicht. Überhaupt fragte er sich nichts. Wer hatte schon Fragen?
    Wieder das Schweigen, erholsam und gut nach all dem Geplärr des Ministers. Spiros Schimkos richtete alle Aufmerksamkeit auf den Vaterstern, der ihm durch die Lider, durch Wand und Mauerwerk ins Bewusstsein strahlte.
    Die Stimme sagte: »Ich bin hier, weil ich sicher bin, dass du in etwas verwickelt bist, das weit über Los Angeles hinausreicht. Weit über Terra hinaus. Habe ich Recht?«
    Schimkos lächelte mit geschlossenen Augen.
    »Es hat mit den Kristallfischern zu tun. Diese Frau – sie pendelte monatelang zwischen Terra und Ganymed. Weißt du, wo sie sich zurzeit aufhält?«
    Er schwieg.
    »Es hat mit dem Tau-acht zu tun. Sagt dir Tau-acht etwas?«
    Er schwieg.
    Die Stimme seufzte leise. »Wir werden der Sache auf den Grund gehen«, sagte sie. »Da kannst du sicher sein.«
    »Manches hat keinen Grund«, sagte Schimkos leise, ohne die Augen zu öffnen. »Hat keinen, braucht keinen.«
    »So?«, fragte Bull. »Wie das?«
    »Manches hält sich selbst in der Schwebe«, versuchte Schimkos zu erklären.
    »Wir werden sehen«, sagte Bull.
    Warum er Basil Mooy getötet hatte?
    Menschen wie Bull würden es nie verstehen. Selbst wenn man ihnen eine gewisse Einsicht, ein rudimentäres Verständnis nicht absprechen konnte. Reginald Bull, Perry Rhodan und die anderen Ur-Menschen der Liga – sie machten einiges, das ihren Geist überstieg, durch ihre unmenschlich lange Lebenserfahrung wett.
    Einiges. Aber nicht alles.
    Ganymed. Die Kristallfischer. Der Tau. Sie waren, das ließ sich nicht leugnen, der Sache auf der Spur. Ihr Instinkt warnte sie. Dass etwas anders war, anders wurde. Dass es sie betraf, auf eine ihnen ganz unbegreifliche Art.
    Sie ahnten.
    Aber sie wussten nichts. Was wirklich vorging, was sich tatsächlich tat, musste ihr Fassungsvermögen übersteigen. Ebenso gut hätte er versuchen können, Ameisen über die Prinzipien eines Lineartriebwerks zu belehren.
    Vielleicht hätte Schimkos Bull damit trösten können, dass die Dinge längst im
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