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Gnade

Gnade

Titel: Gnade
Autoren: Julie Garwood
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auf die Ereignisse der vergangenen Stunden einzugehen. »Aber wenn es Ihnen lieber wäre, dass ich …«
    Daryl ließ sie gar nicht zu Ende sprechen. »Sie haben Ihren Teil geleistet, und wir wissen ohnehin nicht, wie wir Ihnen jemals danken können. Gehen Sie ruhig nach Hause.«
    Nachdem sich Michelle von den beiden verabschiedet hatte, lief sie über die Treppe hinunter zur Notaufnahme, um Theo dort abzuholen. Sie stellte sich vor, wie wundervoll es wäre, eine ganze Woche lang durchzuschlafen. Sie fragte sich, ob Theo genauso müde war wie sie. Sie hatte seine Wunde bereits neu genäht. Nun saß er mit einer Eispackung auf dem Knie in der Notaufnahme und telefonierte.
    Als Michelle hereinkam, beendete er das Gespräch sofort. »Underwood und Basham haben Cameron Lynch geschnappt. Er war in sehr redseliger Stimmung«, erzählte er. »Das Erste, was er sagte, war, dass er sich nicht den Mord an Johns Frau in die Schuhe schieben lassen würde. Er nannte es einen Gnadenakt.«
    »Und das macht es weniger schlimm?«, fragte Michelle und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Ich habe keine Ahnung, was er sich da zusammenspinnt«, entgegnete Theo. »Jedenfalls ist klar geworden, dass es ihm immer nur ums Geld ging.«
    Theo zog Michelle an seine Seite und schlang den Arm um ihre Taille. Er brauchte jetzt ihre Nähe. Einen Moment lang hatte er schreckliche Angst gehabt, sie zu verlieren, und er wusste, dass er diesen Albtraum nie vergessen würde. Er küsste ihren Hals. Eine Schwester stand am Empfang und beobachtete sie. Ihm war das vollkommen gleichgültig, und so wie sich Michelle an ihn schmiegte, kümmerte sie sich offenbar auch nicht weiter darum.
    Noah schlenderte herein.
    »Was hast du denn im Gesicht?«, wollte Michelle wissen.
    Er ging zum Spiegel, der über dem Waschbecken hing. »Putz und Staub, nehme ich an«, antwortete er, drehte den Wasserhahn auf und nahm sich ein Papiertuch aus dem Spender.
    Während sich Noah das Gesicht wusch, berichtete Theo von Camerons Verhaftung. »John hat das Geld bereits von dem Konto auf den Caymans abgehoben. Er hat die Überweisung online vorgenommen.«
    »Und wohin hat er es transferiert?«, erkundigte sich Noah.
    »Das weiß ich noch nicht, aber Underwoods Leute versuchen es herauszubekommen. Ein wirklich interessantes Grüppchen«, bemerkte Theo.
    »Der Sowing Club? Was ist so interessant an vier Gaunern?«, gab Noah zurück. Er trocknete sich das Gesicht ab und warf das Tuch in den Papierkorb. Dann drehte er sich um, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf weitere Erklärungen von Theo.
    »Nachdem John das Konto eröffnet hatte, hat er seinen Freunden weisgemacht, sie müssten fortan immer alle vier zur Bank gehen, um an das Geld heranzukommen. Er behauptete, das sei eine Schutzmaßnahme, aber das war natürlich gelogen. Er hat die drei von Anfang an hintergangen, und Dallas, also Harris, Preston und Cameron waren so dumm, ihm auch dann noch zu vertrauen, nachdem er sie dazu verleitet hatte, den Killer für den Mord an seiner Frau anzuheuern.«
    »Wozu brauchte er eigentlich ihre Mithilfe?«
    »Harris war seine Verbindung zu Monk«, erläuterte Theo. »Weshalb er die beiden anderen mit ins Boot geholt hat, weiß ich nicht. Jedenfalls hatten sie alle Bereiche abgedeckt. John arbeitete bei einer Bank. Er war Jurist und Vizepräsident der Kreditabteilung. Cameron hat die Klienten in seiner Brokerfirma um ihr Erspartes gebracht, Harris war Detective, und Preston arbeitete im Büro des Bezirksstaatsanwalts und kümmerte sich um die rechtlichen Probleme.
    Was den so genannten ›Geist‹ betrifft, hat Harris sogar die Wahrheit gesagt. Sie hatte eine Akte über ihn und all seine Missetaten angelegt, nur um sich abzusichern. Underwood hat diese Akte inzwischen an sich genommen. Er sagte, Monk habe vor einiger Zeit ein junges Mädchen getötet – der Vater hatte ihn für diesen Job angeheuert. Es gibt genügend Beweise, um den Vater festzunageln, und sie sind schon unterwegs, um ihn zu verhaften.«
    »Ich hoffe, er verrottet im Gefängnis!«, stieß Michelle hervor.
    Theo nickte. »Underwood sagt, dass Monk Stil hat.« Er nahm die Eispackung von seinem Knie und legte sie auf den Tisch.
    »Was meint er denn mit ›Stil‹?«, fragte Michelle verständnislos. Sie sah, dass Theo das Gesicht verzog, als er sein Bein bewegte, und drapierte die Eispackung erneut auf seiner Verletzung.
    »Monk legt immer eine Rose neben sein Opfer, gewöhnlich aufs Bett. Er zog es vor, bei
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