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Gnade

Gnade

Titel: Gnade
Autoren: Julie Garwood
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bringen, sich wegzudrehen, damit sie zuschlagen konnte. Willie Nelson kam ihr zu Hilfe. »To all the girls I’ve loved before …« In dem Augenblick, als die Musik einsetzte, wirbelte Preston herum und schoss wieder und wieder auf den Rekorder. Michelle holte mit dem Feuerlöscher aus und erwischte Preston damit am Kinn.
    »Licht an!«, schrie sie. Unterdessen taumelte Preston rückwärts auf den Flur. Sie setzte ihm nach und landete einen weiteren Schlag gegen seine Schläfe. Dieser zweite Hieb schien seinen Zweck erfüllt zu haben. Preston wankte und prallte mit einem dumpfen Knall gegen die Wand.
    Michelle blieb stehen. Plötzlich sprang Theo hinter der Liege hervor und zog sie weg, denn Preston hatte seinen Revolver erhoben und zielte in ihre Richtung. Blitzschnell schoss Theo und traf seinen Widersacher mitten in den Bauch. Theo drängte Michelle zurück in den OP, während Preston auf die Knie sank. In dem Moment stürmte Noah auf ihn zu und schrie: »Waffe fallen lassen!«
    Preston drehte sich um und richtete seine Waffe auf ihn. Aber er hatte keine Gelegenheit mehr, auf den Abzug zu drücken. Noahs Kugel erwischte ihn an der Schläfe. Preston fiel mit dem Gesicht nach unten zu Boden. Das dunkle Blut bildete rasch eine Pfütze um seinen Kopf.
    Kurz darauf erschien Michelle in der Tür und schubste Theo beiseite. Sie rief: »Alles klar! Bringt den Patienten in den Aufwachraum.«
    Theo lehnte sich erschöpft an die Wand und rutschte dann langsam nach unten in die Hocke. Derweil kam Noah näher und kniete neben Preston nieder. Vorsichtig nahm er ihm die Waffe aus der Hand.
    In diesem Moment fingen alle auf einmal an zu schreien und zu reden. Theo schloss die Augen und atmete tief durch. Er hörte ein Quietschen. Die Schwestern rollten die Liege mit John Patrick aus dem OP und schoben sie um Preston herum.
    Michelle kniete sich neben Theo. Sie zog ihre Handschuhe aus und untersuchte vorsichtig den Schnitt unter seinem Auge.
    »Ich bin zu alt für so was«, murmelte er.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Noah seinen Freund und steckte seinen Revolver ins Holster.
    »Ja. Hast du diesen Monk erwischt?«
    »Nein.«
    »Nein!«, brüllte Theo unvermutet laut. Er versuchte, Michelles Hand beiseite zu schieben, um Noah anzusehen.
    »Alle Ausgänge sind blockiert, und die Polizisten durchsuchen alle Stockwerke, aber ich denke, er ist längst über alle Berge.«
    »Das weiß man nicht.«
    »Ein Patient im vierten Stock hat aus dem Fenster geschaut und einen Mann gesehen, der durch ein Blumenbeet lief und den Hügel hinaufrannte. Der Patient sagte, dass sich der Mann beim Laufen vornüberbeugte.«
    »Was ist mit John Russell? Irgendwelche Spuren von ihm?«, fragte Theo.
    »Nein.«
    »Deine Wunde am Arm ist aufgeplatzt«, bemerkte Michelle.
    »Wie bitte?«
    Michelle hatte nur geflüstert, aber es klang wie eine Rüge. Theo hatte gerade seinen Freund betrachtet und überlegt, was das für weiße Streifen waren, die sich auf seinem Gesicht zeigten. Nun störte Michelle seine Gedanken, und Theo schaute ihr ins Gesicht. Als er sah, dass ihr Tränen über die Wangen strömten, war er äußerst überrascht. Sie war also doch nicht immer so kühl und gelassen! Zumindest nicht, wenn es um ihn ging.
    »Ich hab’s nicht mit Absicht gemacht, Liebes.«
    Er versuchte, ihr eine Träne von der Wange zu wischen. Unwirsch stieß sie seine Hand weg. »Ich muss dich schon wieder zusammenflicken.« Doch sie zitterte heftig. »Sieh dir meine Hände an! Sie zittern.«
    »Dann warten wir lieber ein Weilchen, bis du eine Nadel in die Hand nimmst und an mir herumfuhrwerkst.«
    »Du hast dich vor mich gestellt … Er hätte dich beinahe erschossen. Das war eine echte Heldentat, du Riesenblödmann! Du hättest tot sein können!«
    Diesmal ließ er sich nicht abweisen. Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und flüsterte: »Ich liebe dich auch.«

41
    Man muss stets einen Notplan in petto haben.
    Als zwei Streifenwagen mit Blaulicht und Sirene über die Zufahrt auf das Krankenhaus zurasten, wusste John, dass es höchste Zeit war, den Schauplatz zu verlassen. Er duckte sich – eine unnötige, aber instinktive Vorsichtsmaßnahme – und drehte den Schlüssel im Zündschloss. Er wartete ein paar Sekunden lang, bis die Polizisten auf das Krankenhaus zurannten. Dann setzte er den Wagen langsam aus der Parklücke und hielt auf die Straße zu.
    Im Grunde war es ihm gleichgültig, ob seine Freunde noch lebten oder nicht. Warum sollte es ihn auch
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