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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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Wir waren irgendwo bei Barstow am Rande der Wüste, als die Drogen zu wirken begannen. Ich weiß noch, daß ich so was sagte wie: »Mir hebt sich die Schädeldecke; vielleicht solltest du fahren . . .« Und plötzlich war ein schreckliches Getöse um uns herum, und der Himmel war voller Viecher, die aussahen wie riesige Fledermäuse, und sie alle stürzten herab auf uns, kreischend, wie ein Kamikaze-Angriff auf den Wagen, der mit hundert Meilen Geschwindigkeit und heruntergelassenem Verdeck nach Las Vegas fuhr. Und eine Stimme schrie: »Heiliger Jesus! Was sind das für gottverdammte Biester?«
    Dann war es wieder still. Mein Anwalt hatte sich das Hemd ausgezogen und goß sich Bier auf die Brust, um den Bräunungsprozeß zu fördern. »Weswegen schreist du so rum, zum Teufel?« murrte er, mit geschlossenen Augen in die Sonne starrend. Er trug eine von diesen spanischen Sonnenbrillen, die um die Schläfen reichen. »Schon gut«, sagte ich. »Du bist jetzt mit Fahren dran.« Ich stieg in die Bremsen und manövrierte den Großen Roten Hai an den Rand der Landstraße. Keinen Zweck, die Fledermäuse zu erwähnen, dachte ich. Das arme Schwein wird sie bald genug selbst sehen.
    Es war fast Mittag, und über hundert Meilen lagen noch vor uns. Harte Meilen. Sehr bald würden wir beide völlig weggetreten sein. Aber es gab kein Zurück, keine Zeit, sich auszuruhen. Wir mußten fahren bis zum Ende. Die Presse-Anmeldung für das fantastische Mint 400 war schon angelaufen, und wir mußten vor vier Uhr da sein, um in unsere schalldichte Suite einzuchecken. Ein schniekes Sport-Magazin in New York hatte für uns reserviert und außerdem für dieses riesige rote Chevy-Kabrio geblecht, das wir uns am Sunset Strip gemietet hatten . . . und ich war schließlich ein Profi-Journalist; also hatte ich die Verpflichtung, mit der Story rüberzukommen, was auch geschehen mochte.
    Die Redakteure von der Sportzeitschrift hatten mir außerdem 300 Dollar in bar gegeben, und das meiste davon war schon für äußerst gefährliche Drogen ausgegeben. Der Kofferraum des Wagens sah aus wie ein mobiles Labor des Rauschgiftdezernats. Wir hatten zwei Beutel Gras, fünfundsiebzig Kügelchen Meskalin, fünf Löschblattbögen extrastarkes Acid, einen Salzstreuer halbvoll mit Kokain und ein ganzes Spektrum vielfarbiger Upper, Downer, Heuler, Lacher . . . sowie eine Flasche Tequila, eine Flasche Rum, einen Karton Budweiser, einen halben Liter unverdünnten Äther und zwei Dutzend Knick-und-Riech.
    Den ganzen Kram hatten wir in der Nacht zuvor zusammengerafft, auf einer wilden Höllenfahrt durch den gesamten Los-Angeles-Bezirk; von Topanga bis Watts griffen wir uns alles, dessen wir habhaft werden konnten. Nicht, daß wir das ganze Zeug für den Trip wirklich brauchten, aber wenn man sich einmal darauf einläßt, eine ernsthafte Drogen-Sammlung anzulegen, neigt man eben dazu, extrem zu werden.
    Echte Sorge machte mir nur der Äther. Nichts auf der Welt ist hilfloser und unverantwortlicher und entarteter als ein Mensch in den Klauen eines Äther-Rausches. Und ich wußte, daß wir sehr bald das verfluchte Zeug antesten würden. Wahrscheinlich schon an der nächsten Tankstelle. Fast alles andere hatten wir schon ausprobiert, und jetzt – ja, es war Zeit für eine ausgiebige Nase Äther. Und dann die nächsten hundert Meilen abreißen in schauderhaftem Stupor, sabbelnd wie Spastiker. Die einzige Möglichkeit, auf Äther noch einigermaßen durchzublicken: man muß eine Menge Knick-und-Riech weghauen – nicht alle auf einmal, sondern regelmäßig, gerade genug, um bei neunzig Meilen durch Barstow noch klar zu sehen.
    »Mann, so reist sich’s richtig«, sagte mein Anwalt. Er lehnte sich vor, um das Radio voll aufzudrehen, summte den Rhythmus mit und brabbelte die Wörter: »One toke over the line, Sweet Jesus . . . One toke over the line . . .«
    Ein Zug zuviel? Du armer Narr! Warte nur, bis du die gottverdammten Fledermäuse siehst. Ich konnte das Radio kaum hören . . . hing ganz außen auf meinem Sitz und rackerte mich mit dem Kassetten-Rekorder ab, aus dem in voller Lautstärke »Sympathy for the Devil« brüllte. Das war das einzige Band, das wir hatten, also spielten wir es ununterbrochen, immer wieder, als eine Art ausgedrehten Kontrapunkt zum Radio. Und auch,um unseren Rhythmus auf der Straße beizubehalten. Eine stete Fahrweise ist gut für den Benzinverbrauch  – und auch wegen was anderem, das uns zu der Zeit wichtig schien. Ehrlich. Auf einem Trip
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