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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenigen Dingen gehö r te, die ihm wirklich gefährlich werden konnten.
    »Wie ich schon sagte«, meinte Loki amüsiert. »Es ist nicht leicht, gegen einen Feind zu kämpfen, der deine Gedanken noch vor dir selbst kennt.«
    Das mochte stimmen, hinderte Andrej aber nicht daran, nur umso verbissener anzugreifen. Wenn er seine Gedanken und Pläne nicht vor Loki geheim halten konnte, dann musste er ihn eben auf eine Weise angreifen, die es ihm unmöglich machte, irgendeinen Nutzen aus diesem Wissen zu ziehen.
    »Ein ehrgeiziger Plan«, spottete Loki. »Ich frage mich nur, wie du ihn in die Tat umsetzen willst.«
    Er allein vielleicht nicht, aber ... wo zum Teufel blieb Abu Dun?
    Loki riss überrascht die Augen auf, und Andrej nutzte diesen winzigen Vorteil, um eine blitzartige Attacke durchzuführen, die Loki auch dieses Mal wieder nicht niederwarf, ihn aber zum ersten Mal seit Beginn dieses bizarren Kampfes in echte B e drängnis brachte.
    Oder auch nicht, denn er stürzte zwar, wandelte die Bew e gung aber in eine komplizierte Beinschere, die Andrej ebenfalls von den Beinen fegte. Gunjir entglitt seinen Fingern und rutschte scheppernd davon. Dann tat Loki etwas, das so schnell ging, dass Andrej es noch nicht einmal sah, und plötzlich fand er sich in einem mörderischen Würgegriff wieder, der ihm nicht nur den Atem abschnürte, sondern es ihm auch fast unmöglich machte, sich zu bewegen. Lokis Erschrecken war eine weitere Finte gewesen, und diesmal war er darauf hereingefallen. Er versuchte nicht einmal, sich zu wehren. Loki war ihm körpe r lich so überlegen wie Abu Dun einem Krabbelkind.
    Aber Muskeln und Stahl waren nicht die einzigen Waffen, die ihm zur Verfügung standen.
    Andrej streifte auch noch den allerletzten Rest seiner Vorb e halte ab und griff nach Lokis Lebenskraft.
    Es war, als hätte er mit bloßer Hand weiß glühendes Eisen berührt.
    Es war kein wirklicher Schmerz, nichts Körperliches, nicht einmal ein Schmerz in seiner Seele, sondern etwas viel Tiefe r gehendes, das er noch nie zuvor erlebt hatte. Lokis mentale Macht war heißer und verheerender als das Herz der Sonne, aber darunter lauerte noch etwas anderes, unglaublich Altes und Böses, dessen bloßes Dasein seine Menschlichkeit attackierte und ihn innerlich aufschreien ließ. Er hatte geglaubt, er wäre stark. Er hatte geglaubt, das Ungeheuer in ihm wäre stark. Aber er war ein Nichts gegen das, was er tief vergraben unter der vorgetäuschten Menschlichkeit Lokis spürte. So schnell, wie er seinen Angriff begonnen hatte, stellte er ihn auch wieder ein, und das lodernde Sonnenfeuer in ihm erlosch, zusammen mit dem grausamen Schmerz, der ihn verbrannte. Aber etwas blieb zurück: Etwas wie ein schlechter Geschmack auf seiner Seele, als hätte er versehentlich in etwas gebissen, das schon seit la n ger Zeit tot und in Fäulnis und Verwesung übergegangen war und ihn nun vergiftete und verdarb.
    Immerhin sah er jetzt, warum Abu Dun ihm nicht zu Hilfe gekommen war Er hatte Frederic losgelassen, der halb auf der Seite lag und mühsam den Kopf hin und her warf, um die B e nommenheit abzuschütteln, aber auch er selbst lag auf den Knien. Hinter ihm stand eine hochgewachsene, schlanke G e stalt, deren Haut mindestens so dunkel war wie die des Nubiers, wenn nicht dunkler, und die ihn vermutlich selbst im Stehen noch um ein gutes Stück überragt hätte, allerdings nicht einmal die Hälfte seines Gewichtes haben konnte. Dennoch schien es ihr keine besondere Mühe zu bereiten, Abu Duns linke Hand brutal auf den Rücken zu drehen. Den anderen Arm hatte sie um Abu Duns Hals geschlungen und zwang seinen Kopf weit genug in den Nacken, um ihm beinah das Atmen unmöglich zu machen. Marduk.
    Andrej begriff mit einem sonderbar emotionslosen Entsetzen, dass Meruhe ihren Auftrag nicht erfüllt hatte. Es war ihr nicht gelungen, den zweiten Unsterblichen lange genug abzulenken.
    Wahrscheinlich war sie tot.
    »Aber ich bitte dich, Andrej«, sagte Loki. Andrej konnte sein spöttisches Kopfschütteln spüren, obwohl der Unsterbliche hi n ter ihm kniete und ihn auf eine ganz ähnliche Art hielt, wie Marduk es mit Abu Dun tat. »Du weißt doch, dass wir einander kein Leid antun können ... auch wenn es durchaus Gelegenhe i ten gibt, zu denen ich dies wirklich bedauere.« Er lachte leise, tat so, als würde er seinen Griff lockern, und drückte dann nur umso fester zu, sodass Andrej nun endgültig keine Luft mehr bekam.
    »Was allerdings nicht für dich und deinen Freund
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