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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Lippen kam, waren ein halblautes Stöhnen und ein Schwall Blut, und mehr - viel mehr - Blut benetzte Andrejs Hände, während er sie behutsam zu Boden sinken ließ.
    »Meruhe?«, murmelte er, gleichermaßen verstört wie e r schrocken. Warmes Blut lief über seine Hände, und plötzlich wurden ihre Atemzüge von einem schrecklichen Rasseln b e gleitet, das ihm nur zu vertraut war.
    Aber wie war das möglich? Sie war doch unsterblich? Nichts, keine Waffe der Welt, mit Ausnahme der Götterklinge, die er fallen gelassen hatte, vermochte ihr etwas anzutun! Nichts! Nichts!
    Schritte näherten sich, schnell und zu leicht für die Abu Duns, und er spürte auch keinerlei Gefahr, wie es zweifellos der Fall gewesen wäre, hätte sich ihm Marduk oder einer seiner Vampyre genähert. Umso erstaunter war er, plötzlich so grob zur Seite gestoßen zu werden, dass seine Instinkte den Befehl über sein Handeln übernehmen wollten und er ganz automatisch die Hand um den Schwertgriff schloss, während er herum - und zur Seite rollte und aus der gleichen Bewegung heraus au f sprang. Buchstäblich im allerletzten Moment konnte er seine Kampfreflexe unterdrücken, als er erkannte, wer ihn niederg e worfen hatte. Er ließ die Hand sinken.
    Es war eine von Meruhes Dienerinnen. Die schwarzhäutige Kriegerin schien ihn sofort wieder vergessen zu haben, nac h dem sie ihn aus dem Weg gestoßen hatte. Sie kniete neben ihrer Herrin nieder und drehte sie rasch, aber sehr behutsam herum. Meruhes Mantel war schwer und nass von ihrem Blut, und A n drej erschrak ein weiteres Mal, als er sah, wie furchtbar groß die dampfende rote Lache bereits war, in der sie lag.
    »Was, bei Allah, hat das zu bedeuten, Hexenmeister?«, fra g te Abu Duns Stimme hinter ihm. Andrej hatte nicht einmal g e hört, dass sich ihm der Nubier genähert hatte.
    »Ich bin nicht ganz sicher«, sagte er. »Aber ich glaube, nichts Gutes.«
    »Ach?«, machte Abu Dun. »Das überrascht mich jetzt aber wirklich. Damit hätte ich nicht gerechnet.«
    Andrej machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu an t worten, sondern bückte sich nur nach seinem Schwert und trat im Aufstehen einen Schritt zur Seite, um auch Meruhes zweiter Dienerin Platz zu machen, die zu ihrer Herrin eilte. Die Krieg e rin war verletzt und humpelte nicht nur stark, sondern zog auch eine Blutspur hinter sich her, gab aber nicht den geringsten Laut der Klage von sich, sondern half ihrer Zwillingsschwester, Meruhe aus ihrem blutgetränkten Mantel zu schälen und vo r sichtig auf die Seite zu betten. Der Anblick traf ihn wie ein glühender Dolch ins Herz. Und alles in ihm schrie nach wie vor, dass es unmöglich war. Sie konnte nicht verletzt sein! Nicht so!
    Er schob Gunjir in die lederne Scheide an seinem Gürtel und erschauerte leicht, als er das Wispern des Schwertes tief in se i ner Seele spürte. Die magische Klinge rief immer noch nach Blut, lautlos, aber hartnäckig und gierig, die Stimme des Ve r suchers, die immer in ihm war und selbst in seinen Träumen flüsterte.
    Er hörte Schritte, drehte sich um und legte erschrocken die Hand auf den Schwertgriff, als er den schwarzgesichtigen Ri e sen sah, der sich ihnen näherte. Abu Dun legte ihm rasch die Hand auf den Unterarm und schüttelte den Kopf. »Nicht.«
    Marduk? Aber er hatte doch gehört, wie er...?
    Blitzartig fuhr er ganz herum und zuckte ein zweites Mal und noch erschrockener zusammen. Es waren nicht Marduks Schritte gewesen, die er gehört hatte. Frederic war verschwu n den.
    »Er hat im gleichen Moment aufgegeben, in dem du Loki getötet hast«, sagte Abu Dun. Er hatte sowohl seinen Blick als auch sein Erschrecken registriert, aber auch falsch gedeutet.
    »Frederic?«, fragte er.
    Zorn blitzte in Abu Duns Augen auf, den Andrej zuerst nicht verstand. »Oh, bitte verzeiht Eurem unwürdigen Sklaven, S a hib«, sagte er bissig. »Er weiß, dass er Euch zutiefst enttäuscht und Eure Wünsche nicht erfüllt hat, indem er den Knaben en t weichen ließ, an dem Euer Herz so offensichtlich zu hängen scheint, doch er war damit beschäftigt, am Leben zu bleiben.« Er senkte übertrieben demütig den Kopf und tat, als wolle er auf die Knie fallen. »Ich erwarte Eure harte, aber zweifellos g e rechte Strafe, Sahib.«
    »Hör mit dem Unsinn auf, Pirat«, sagte Andrej müde. »Ve r zeih.« Frederic war fort, und das stellte ein großes Problem dar und vermutlich eine noch viel größere Gefahr, als ihm zu di e sem Zeitpunkt schon bewusst war ... aber jetzt empfand
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