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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips
Autoren: Martina Gercke
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den Namen lieber so schnell wie möglich vergessen.“ Sie holt tief Luft. „Also, der Carsten-Typ von gestern Nacht war eine absolute Katastrophe. Ich meine, da baggert der Kerl nächtelang, als ob es kein Morgen gäbe, und dann so was. Es war armselig. Ich hatte gedacht, ein Mann in seinem Alter bringe etwas mehr Erfahrung mit – aber leider: Fehlanzeige. Es war so langweilig, dass ich die ganze Zeit nachgedacht habe, ob Till Schwaiger braune oder blaue Augen hat – nur, um dabei nicht einzuschlafen.“
    „Wow. Das ist übel!“ Anna prostet ihr zu. Leonie wühlt lautstark in ihrer Tasche.
    „Suchst du was?“, frage ich irritiert.
    „Einen Stift und Papier. Ich muss mir unbedingt den Namen von dieser Plattform aufschreiben.“ Sie wedelt mit ihrem Timer in der Luft. „Hab ihn!“
    „Mädels, man könnte meinen, wir haben kein anderes Thema als Männer und Sex“, schimpfe ich. „Wie läuft es denn bei der Arbeit?“
    „Komm, nur weil du mit Super-Flori zusammen bist und Sex haben kannst, wann immer du willst, bedeutet das nicht, das s wir Übriggebliebenen nicht auch mal von einem heißen Fick träumen dürfen“, entgegnet Leonie und prostet mir zu. „Wie oft treibt ihr es eigentlich miteinander?“
    Alle Blicke sind auf mich gerichtet. Ich verschlucke mich fast.
    „Och ... äh ...“, stottere ich, „… so das Übliche.“ Über mein Gesicht ergießt sich eine flammende Röte. Das kann ich zwar nicht sehen, aber ich spüre es.
    „Soso, das Übliche also“, sagt Leonie. „W as soll das denn bedeuten? Da musst du schon etwas deutlicher werden.“
    „Na ja, das Übliche eben. Ein bis zweimal die Woche.“
    „Du bist ja das reinste Sexmonster!“ Leonie lacht.
    „Ihr treibt es nur zweimal in der Woche miteinander?“, ruft Anna laut. Der Glatzkopf am Nachbartisch unterbricht sein Gespräch und sieht interessiert zu uns rüber.
    „Hey, geht es ein bisschen leiser?! Es muss ja nicht das ganze Restaurant mithören“, zische ich sie an.
    „Jetzt sei doch nicht so prüde“, entgegnet Leonie.
    „Ich bin nicht prüde. Ich bin stocknüchtern, und das Thema Sex geht mir eben nicht so leicht über die Lippen.“
    „Ach, komm schon, deine Mutter ist Sexualtherapeutin.“
    „Selbst ernannte Sexualtherapeutin. Das ist etwas völlig anderes“, verbessere ich. „Außerdem bin ich nicht wie meine Mutter.“ Es ist nicht immer leicht, die Tochter einer durchgeknallten Ex-Hippie-Frau zu sein. Ich gebe der Bedienung ein Zeichen, mir die Karte zu bringen.
    Wie immer um diese Uhrzeit herrscht hektisches Treiben in der Bullerei . Während sich im hinteren Teil des Gebäudes das eigentliche Restaurant befindet, sitzen wir im Deli , dem vorderen Teil der Bullerei . Auf der Karte findet der Gast hier lediglich ein paar einfache, aber sehr schmackhafte Gerichte. Der Burger ist mein absolutes Highlight. Aber der eigentliche Grund, warum wir uns jede Woche dort treffen, ist nicht das Essen, sondern die gemütliche Atmosphäre, die in der Bullerei herrscht. Das Publikum ist bunt gemischt. Anzugträger, Eppendorfer Schickeria und Schanzenbewohner sitzen friedlich nebeneinander. Eine Mischung, die sich wunderbar zum Lästern eignet. Das Mobiliar sieht aus, als hätte es Tim persönlich vom Flohmarkt erstanden. Rustikal zusammen gezimmerte Tische und Stühle, keiner wie der andere. Entlang der Wand befindet sich ein langer Tresen, hinter dessen Glaswand sich allerlei Köstlichkeiten verbergen. Die Bedienung ist freundlich und schnell. Und gelegentlich lässt sich auch der Chef persönlich, Tim Mälzer, in Weste und Jeans hier blicken. Ich mag den Tim. Der sieht immer aus wie ein freundlicher Teddybär, den man in einen zu engen Pullover gesteckt hat.
    „Und ich dachte immer, du und Super-Flori treibt es den ganzen Tag miteinander“, sagt Claudia. „Na, dann besteht ja noch Hoffnung für Guido und mich.“
    „Das liegt daran, dass Florian ein absoluter Langweiler und Spießer ist“, sagt Anna.
    „Florian ist nicht langweilig, nur weil er sich nicht Olivier nennt!“, protestiere ich. „Florian ist genau der Mann, mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Ordentlich, zuverlässig und immer für mich da.“
    „Uahhh!“ Anna gähnt lauthals. „Da schlafe ich ja schon vom Zuhören ein. Klingt für mich nach langweiligem Sex und billigem Wein.“
    „Jetzt übertreib mal nicht“, schaltet sich Claudia ein. Ich werfe ihr einen dankbaren Blick zu. „Das liegt doch in der Natur der Sache. Wilde Sexspielchen sind
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