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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips
Autoren: Martina Gercke
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wenn deine Tage vorbei sind, oder bei dir schlagen die Hormone ja wieder ordentlich zu, sind an der Tagesordnung. Als ob ich ein willenloses Wesen bin, dass nur durch seine Hormone gesteuert wird!
    „Alles klar .“ Ich stecke die Zahnbürste zurück in den Putzbecher.
    Florian legt seine Arme um meine Taille. Sein Mund ist ganz dicht an meinem Ohr. „Dann können wir ja heute Abend ... du weißt schon ... Knick-Knack ...“ Er lacht heiser.
    Knick-Knack … wie das klingt. Als wolle er mir die Rippen brechen und keinen Sex ...
    Florian ist sehr diszipliniert, wenn es um unser Liebesleben geht. Als ich ihn neulich auf das Thema Familie angesprochen habe, hat er nur mit den Schultern gezuckt und gesagt: „Wir haben doch noch so viel Zeit. Ich möchte das Leben mit dir erst einmal genießen, da würde ein Kind wirklich stören.“ Man kann sicher verstehen, dass ich nach dieser Antwort etwas verstimmt reagiert habe. So, wie er das gesagt hat, hörte es sich ganz so an, als wäre ein Leben mit Kindern nicht mehr lebenswert.
    „Nee, heute Abend geht nicht, da bin ich mit meinen Mädels verabredet.“ Ich starre auf meine Fußspitzen, was bei mir normalerweise sofort eine Krise auslöst, denn meine Füße sind nicht unbedingt das, was man als schön bezeichnen würde. Ich habe kleine knubbelige Zehen mit Haaren darauf, bei deren Anblick ich sofort an Bodo Beutlin, den kleinen Hobbit , denken muss.
    „Ach, kannst du dieses dämlich e Treffen nicht mal absagen?“, meckert er erwartungsgemäß. „Ich mag das nicht, wenn du alleine weggehst und dich die ganzen Typen anglotzen.“
    „Ach , Flo ...“ Ich drehe mich zu ihm um. „Erstens bin ich ja nicht alleine, und zweitens weißt du doch, wie wichtig mir die Treffen mit meinen Freundinnen sind. Es ist doch nur einmal die Woche. Außerdem quatschen mich nie fremde Männer an.“ Florian hat leider einen starken Hang zur Eifersucht, was manchmal etwas anstrengend sein kann. Deswegen habe ich es mir angewöhnt, die eine oder andere Information andere Männer betreffend lieber nicht mit ihm zu teilen. Das bringt gleich zwei Vorteile mit sich: Florian braucht sich keine Gedanken um etwas zu machen, was eventuell sein könnte, aber nicht stimmt, und ich habe meine Ruhe und brauche mich nicht für etwas rechtfertigen, was ich nie gemacht habe.
    Florian verzieht das Gesicht. „Einmal ist einmal zu viel.“
    Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und gebe ihm einen Kuss. „Komm , sei nicht beleidigt. Ich esse nur eine Kleinigkeit, und dann bin ich spätestens um elf Uhr wieder bei dir.“
    „Versprochen?!“
    Ich nicke.
    „Gut.“ Florian lächelt versöhnt. „Kaffee?“
    Ich bejahe seine Frage dankbar. In solchen Momenten frage ich mich manchmal, womit ich einen derart perfekten Mann verdient habe. Ich meine, Florian sieht im Gegensatz zu mir gut aus und ist beruflich erfolgreich. Erst letzte Woche hat ihm sein Chef angedeutet, dass die Kanzlei ihn als Juniorpartner haben möchte.
    Ich hingegen arbeite in der Werbeagentur Rausch als Grafikdesignerin. Hört sich toll an – ist es aber nicht. Zumindest, wenn man eine Chefin hat wie ich. Susanne Walter ist ein echter Drachen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mir das Leben zur Hölle zu machen.
    Das Schlimmste daran ist, dass Susanne und ich uns schon seit der Schulzeit kennen. Sie war eine Klasse über mir, was eigentlich kein Problem war. Leider hatten Susanne und ich den gleichen Schwarm. Lennart war der angesagteste Junge in der Oberstufe. Er war groß, hatte kaum Pickel und war ein absolutes Sportass. Warum er sich gerade für mich entschied, weiß ich bis heute nicht. Jedenfalls erwischte uns Susanne beim Knutschen. Seitdem herrscht zwischen uns eine Art Kriegszustand, und es war Susannes größtes Vergnügen, mich vor meinen Klassenkameraden bloßzustellen. Nach dem Abitur haben wir uns dann aus den Augen verloren. Auch Lennart verschwand aus meinem Leben – leider nicht Susannes Hass auf mich.  Eigentlich hätte ich den Job sofort ablehnen müssen, als ich erfahren habe, dass ausgerechnet Susanne Walter meine Chefin ist – aber bei der Agentur Rausch zu arbeiten, ist eine Auszeichnung in der Branche und im Hinblick auf meine Zukunft ein absolutes Muss. Also habe ich in den sauren Apfel gebissen und vor drei Monaten dort angefangen.
    Während Florian in die Küche verschwindet, trage ich einen Hauch getönte Tagescreme auf, denn ich neige zu Rötungen im Gesicht. Im Volksmund würde man mich als Mensch mit
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