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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips
Autoren: Martina Gercke
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mein Gewicht ein.
    Ich schlucke meinen Ärger herunter. „Einen schönen guten Morgen, Susanne.“ Das ist reiner Überlebensinstinkt, der da aus mir spricht. Keine Reaktion. Mist.
    „Und?“ Sus annes Spinnenfingern trommeln ungeduldig auf der Tischplatte herum.
    „Doch. Äh, ich bin fast ... na ja ... eigentlich bin ich ... fertig.“
    „Wirklich?“ Sie sieht mich ungläubig an.
    Ich nicke.
    „Na dann!“ Susanne streckt den Arm aus und wedelt mit der Hand. „Her damit!“ Jetzt ist sie wütend. Susanne hasst es, wenn Mitarbeiter bessere Ideen haben, als sie selbst. Aber ganz besonders hasst sie mich! Egal, was ich sage oder tue.
    Endlich habe ich den Entwurf zwischen meinen übrigen Arbeiten entdeckt.
    „Bitte.“ Meine Hand zittert, als ich ihn ihr reiche. Ich lächele tapfer.
    Susannes Augen überfliegen das Papier.
    „ Eiskalt erwischt, kommt der Fisch frisch auf den Tisch .“
    Der Satz hängt in der Luft . Susanne verzieht keine Miene. Es liegt so viel Spannung im Raum, dass ich befürchte, gleich in Flammen aufzugehen. Melanie wirft mir einen nervösen Blick zu.
    „Du.“ Susanne deutet auf Melanie. „Kaffee. Jetzt!“ Melanie springt, wie von der Tarantel gestochen , auf und hastet nach draußen. Die Glückliche!
    Susanne wendet sich wieder meinem Entwurf zu. „Gar nicht so übel“, sagt sie schließlich. Erleichtert atme ich aus. „Gar nicht so übel“ bedeutet in Susanne Sprache übersetzt: „Absolut spitze! Super!“
    „Ich dachte, wir machen mal was Neues – etwas, das es so in der Werb ung bisher noch nicht gab“, freue ich mich.
    „Was Neues?!“, murmelt Susanne und kneift die Augen zusammen. „Und warum hän gt da eine Meerjungfrau im Netz?“
    „Die Meerjungfrau ist ein Symbol für die Frische des Meeres“, erkläre ich. „Dadurch soll der Kunde assoziieren, dass der Fisch freiwillig ins Netz gegangen ist.“
    „Aha!“ Ist alles, was Susanne zu meiner großartigen Idee sagt.
    I ch nicke. „Und bei dem Piraten habe ich an Fluch der Karibik gedacht. Das spricht auch unsere jungen Kunden an.“
    „ Fluch der Karibik .“ Susanne hat die Augen zusammengekniffen. „Das könnte funktionieren.“
    „Wirklich?“ Ich kann es nicht fassen! Niemals hätte ich es für möglich gehalten, Susanne könnte irgendetwas gefallen, was von mir kommt.
    „Ja!“ Susanne bleckt die Zähne , was ich wohl als Lächeln deuten soll. „Diese Idee ist absolut genial!“
    „Echt jetzt?“ Ich halte vor Anspannung die Luft an.
    „Wenn ich sage genial , dann meine ich auch genial “, blafft mich Susanne von der Seite an.
    Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Vielleicht ist Susanne doch nicht so übel, wie ich immer dachte. „Du, Susanne ...“, beginne ich meine kleine Rede. „Das finde ich echt nett, dass du das sagst. Ich meine, wir hatten ja in der Schule nicht immer das beste Verhältnis miteinander, und dass Lennart mich geküsst hat, war wirklich nicht meine Schuld. Ich wusste ja nicht, dass du und er ...“
    „Ach , Sara, diese alten Sachen sind doch schon lange her. Hast du wirklich gedacht, dass ich immer noch sauer bin, weil du mir damals Lennart weggeschnappt hast.“ Ihre Augen funkeln angriffslustig. Ihr Mund verzieht sich zu etwas, was ich als Lächeln interpretiere.
    Ich schlucke. „Ja, ich dachte ... ich hatte den Eindruck ...“
    „Sara, Sara.“ Sie legt ihre manikürte Hand auf meine Schulter. „Jetzt bin ich aber enttäuscht. Wie konntest du nur denken, dass ich immer noch sauer deswegen bin. Das wäre doch echt kleinlich von mir, nach all den Jahren noch böse auf dich zu sein. Nein wirklich. Lennart war meine große Liebe, aber er hat sich damals für dich entschieden.“ Sie grinst wie ein Haifisch, kurz bevor er zuschnappt. „Ich freue mich, dass du in meinem Team bist. Freundinnen?“ Sie reicht mir die Hand. Ich schlage ein.
    „Freundinnen!“ Mir fällt ein Stein vom Herzen.
    „So, jetzt aber genug geredet.“ Sie wedelt mit meinem Entwurf in der Luft. „Wir werden schließlich nicht fürs Nichtstun bezahlt. Also! Hop Hop!“
    Hastig drücke ich die Entertaste meines Computers. Melanie kommt zurück. In der Hand zwei Becher Kaffee. Susanne schnappt sich einen und lächelt. „Und nicht vergessen: Das Leben ist kein Ponyhof.“ Sie wedelt mit meinem Entwurf in der Luft.
    „Äh, vorsichtig mit meinem Entw urf ...“ Aber da ist Susanne schon verschwunden. Immer noch verwundert über ihren plötzlichen Sinneswandel sinke ich auf dem Stuhl zusammen. Meine
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