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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips
Autoren: Martina Gercke
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Moment losheulen.
    „Nein! Also, wenn du nichts gesagt hättest, wäre es mir nicht aufgefallen. Ehrenwort!“, verteidige ich den Bürofrieden.
    „Ich bin total unglücklich“, jammert Melanie.
    „Brauchst du nicht. Sieh mich an.“ Ich deute auf die kleine Wölbung unter meiner Bluse.
    „Ich meine doch nicht wegen meines Gewichts.“
    „Ach ?“
    „Nein, ich bin unglücklich, weil ich An gst habe, dass Andreas mich nicht wirklich liebt.“
    „Wie kommst du denn darauf ?“, frage ich überrascht. Vor meinen Augen taucht das gutmütige Marzipanschweinchengesicht von Andreas auf.
    Melanie zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber er verhält sich in letzter Zeit so komisch.“
    „ Komisch?! Sag mal, kann es sein, dass du vielleicht Panik wegen eurer bevorstehenden Hochzeit hast?“, frage ich vorsichtig. „Schließlich sind es nur noch drei Wochen und da kann man es schon mal mit der Angst zu tun bekommen.“
    „Wie kommst du denn auf die blöde Idee?“ Melanie dreht sich mit höchst erstauntem Gesichtsausdruck zu mir. „Panik vor der Hochzeit gibt es nur bei Männern! Genauso wie die Midlife-Crisis. Oder kennst du eine Frau, die sich mit vierzig plötzlich einen Porsche kauft und einen jüngeren Liebhaber zulegt?“
    Ich schüttele den Kopf.
    „Siehst du! Das hat nichts damit zu tun.“
    „Aha “, äußere ich verblüfft.
    „Nein wirklich, aber Andreas redet in letzter Zeit so viel davon, dass so eine Heirat auch ihre praktischen Seiten hat“, erklärt Melanie nachdenklich.
    „ Wirklich? Und die wären?“ Von der praktischen Seite habe ich eine Heirat bisher noch nicht betrachtet – in dieser Hinsicht bin ich weiblich, emotional. Aber in meiner Argumentationsreihe gegenüber Florian zum Thema Heirat könnte sich dieser Aspekt durchaus als nützlich erweisen.
    „Andreas behauptet, dass wir dadurch eine Unmenge an Steuern sparen können.“
    „Das ist natürlich ein schlagendes Argument.“ Muss ich mir merken!
    „Ja , findet er auch“, grübelt Melanie plötzlich, „... glaubst du, er will mich nur wegen des Geldes heiraten?“
    „ Quatsch! Wie kommst du denn auf diese Idee?“
    „ Nur so ein Gefühl! “
    „Vielleicht stimmt etwas nicht mit deinem Gefühl?“ Ich finde diese Frage durchaus berechtigt, denn jede Frau unterliegt gewissen emotionalen Schwankungen, die vielleicht nicht immer mit Logik zu erklären sind.
    „ Damit ist alles in Ordnung“, beharrt Melanie. „Aber es wäre doch möglich, dass etwas mit Andreas Gefühlen für mich nicht stimmt.“
    „ Na, dann frag ihn, wenn du dir so unsicher bist.“
    „ Bist du völlig wahnsinnig?“, schimpft sie. „Ich habe diesem Mann meine Jugend geschenkt – da werde ich doch nicht in letzter Minute einen Rückzieher machen. “
    „Äh … tja“, sage ich. „Entschuldige, wenn ich deiner Logik nicht so ganz folgen kann.“
    „ Ich heirate um des Heiratens willen. Das war schon immer mein Traum. Das schöne weiße Kleid, die Feier, die vielen Geschenke und so“, schwärmt Melanie.
    „Also liebst du Andreas gar nicht?“, frage ich entsetzt.
    „N atürlich liebe ich ihn.“ Melanie greift nach einem Stift. „Darum will ich ja auch nicht mit ihm über seine Gefühle sprechen – nachher habe ich recht und er liebt mich nicht mehr.“
    Ich seufze. Melanie ist manchmal wirklich etwas schwierig.
    Mit einem Ruck wird die Tür zu unserem Büro aufgerissen. Unsere Chefin Susanne Walter steht im Raum. Sie trägt eine enge weiße Bluse, einen schwarzen Bleistiftrock und schwarze Pumps. Mit ihren hochgesteckten schwarzen Haaren und dem strengen Mittelscheitel sieht sie aus wie Popeyes Freundin Olivia. Melanie lässt vor Schreck den Stift fallen.
    „Du, Brillenschlange ...“ Susannes langer Zeigefinger zeigt auf meinen Kopf. „Wo bleibt der Entwurf für die neue Kampagne von Frostbeule ?“ Frostbeule ist einer unserer größten Kunden. Es handelt sich um eine Tiefkühlkost-Firma, die ihre Kunden mit besonders kreativen Fertiggerichten locken will.
    Ich wühle hektisch auf meinem Schreibtisch herum.
    „Bist du etwa noch nicht fertig ?“, giftet sie mich an. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich den Entwurf bis heute brauche.“ Sie leckt sich mit der Zunge über die Lippen. Dabei sieht sie aus wie eine Hyäne, die sich jeden Moment auf ihr sterbendes Opfer stürzen wird. „Na ja, aber schnell bist du ja immer nur, wenn es ums Essen geht.“ Das ist mal wieder typisch für Susanne! Immer baut sie kleine Sticheleien über
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