Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt

GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt

Titel: GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
jetzt mit der Kette zuschlug, bestand die Gefahr, daß ich zusammenbrach und nicht mehr aufstand. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn ich ihn angegriffen hätte, denn wenn er sich verteidigen mußte, war er zu allem fähig.
    »Er glaubt, ich habe nicht den Mut, zuzuschlagen«, sagte Retzik zu seinen Freunden. »Er kennt mich nicht.«
    »Los, Joe, mach ihn fertig!« rief einer.
    Damit war ein Rückzieher für Retzik unmöglich geworden. Er mußte es tun, um seinen Freunden zu beweisen, wie hart er war. Er schlug tatsächlich zu. Die Kette klirrte durch die Luft. Ich bewegte mich nicht von der Stelle. Alle hielten den Atem an. Auch Fred Heckart. Er fuhr sich mit zitternden Fingern an die Lippen. »Großer Gott!« entfuhr es ihm.
    Selbst Joe Retzik war perplex. Er hatte damit gerechnet, daß ich im letzten Moment zur Seite springen würde. Deshalb hatte er auch kraftvoll zugeschlagen. Damit seine Freunde sahen, wie ernst es ihm mit dem Hieb war. Aber da ich nicht den Versuch unternahm, mich vor der Kette in Sicherheit zu bringen, mußte sie mit voller Wucht meinen Schädel treffen.
    Und so passierte es auch.
    Die Kette rasselte auf meinen Kopf und peitschte mir ins Genick. Jeden anderen hätte der Schlag getötet, doch mir geschah nichts. Nicht einmal einen Schmerz verspürte ich. Das konnte Retzik nicht begreifen. Er starrte mich entgeistert an.
    »Das - das gibt’s doch nicht! Das ist unmöglich!«
    Niemand außer Roxane konnte verstehen, wieso ich unversehrt auf den Beinen blieb. Ich lächelte kalt, nahm Retzik die Kette aus der Hand, und er ließ es geschehen, ohne Widerstand zu leisten. Ich warf die Kette hinter mich.
    »Nun hattet ihr euren Mordsspaß«, sagte ich. »Jetzt setzt ihr euch auf eure Feuerstühle und verschwindet. Oder wollt ihr, daß ich euch Beine mache?«
    Die Rocker wichen zurück. Auch Retzik. Sie gafften mich an wie das achte Weltwunder. Die Sache würde noch ein Nachspiel haben, dafür wollte ich sorgen. Retzik hatte nicht wissen können, daß ich unverwundbar war. Er hatte aber trotzdem mit der Kette mit voller Wucht zugeschlagen. Vor einem halben Jahr noch hätte er mich mit diesem Schlag ermordet. Das war kein Spaß mehr. Ich beabsichtigte, nach meiner Rückkehr aus dem Reich der grünen Schatten meine Beziehungen zur Polizei spielen zu lassen, damit man Joe Retzik aus dem Verkehr zog.
    Im Augenblick genügte es mir, daß die Rocker das Feld räumten. Sie verschwanden aus der Ruine, kickten ihre Maschinen an und brausten ab. Fred Heckart schüttelte fassungslos den Kopf. »Ich kann nicht verstehen, daß Sie das überlebt haben, Mr. Ballard.«
    Ich lächelte. »Im Vertrauen, es war ein Trick dabei.«
    »Sie haben mir das Leben gerettet. Diese Dreckskerle hätten aus mir eine lebende Fackel gemacht.«
    »Ich glaube, sie hätten sich damit begnügt, Sie zu Tode zu ängstigen.«
    »Oh, dessen bin ich mir nicht so sicher. Sie sollten sehen, wie sie in meinem Geschäft gewütet haben.«
    Wir verließen mit Heckart die Ruine, brachten ihn zu meinem Wagen und fuhren mit ihm bis zu seinem Laden. Er zeigte uns den Schaden und gestand uns, daß er unterversichert war. Das bedeutete, daß er für einen Teil des Schadens selbst aufkommen mußte.
    Ich riet ihm, Anzeige zu erstatten. Zuerst wollte er davon nichts wissen, aber dann versprach er, sich an die Polizei zu wenden. Als er hörte, daß Roxane und ich zur Ruine zurückkehren wollten, wiegte er bedenklich den Kopf. »Das würde ich an Ihrer Stelle bleiben lassen, Mr. Ballard.«
    »Wieso?«
    »Ist Ihnen nicht bekannt, daß es dort spukt? Keiner aus unserem Ort würde es wagen, nachts dorthin zu gehen. Angeblich lauern böse Geister in der Dunkelheit. Vielleicht hätten sie sich blicken lassen, wenn wir länger dageblieben wären.«
    Ich klopfte auf die Beule in meinem Jackett. »Keine Sorge, Mr. Heckart, ich bin kein gewöhnlicher Privatdetektiv.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Ich mache Jagd auf Geister und Dämonen, und mein Revolver ist mit geweihten Silberkugeln geladen.«
    »Sind Sie hier-, um den Spuk in der Ruine zu bekämpfen?«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte ich.
    »Der Himmel möge Sie beschützen.«
    Wir stiegen abermals in den Peugeot und fuhren wieder in den Wald. An derselben Stelle wie vorhin stoppte ich meinen weißen Wagen wieder. Allmählich wurde uns der Weg zur Ruine vertraut. Sobald wir das alte Gemäuer betreten hatten, übernahm Roxane die Führung. Die Hexe aus dem Jenseits suchte den Einstieg in die andere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher