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GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt

GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt

Titel: GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt
Autoren: A.F.Morland
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Ich machte mir Sorgen um Mr. Silver. Ernsthafte Sorgen. Es ging ihm nicht gut. Bisher hatte ich ihn für so gut wie unverwundbar gehalten. Nur ein einzigesmal - am Beginn unserer Bekanntschaft - hatte ich befürchtet, ihn zu verlieren. Damals war er nach einem magischen Spinnenbiß in eine Legion von Spinnen zerfallen, aber es war mir gelungen, diesen verfluchten Zauber rückgängig zu machen.
    Das war lange her, und wir dachten nicht mehr daran.
    Doch nun fiel es mir wieder ein. Weil ich wieder um den Freund fürchten mußte.
    Wir hatten Lathor, den Mann mit dem Wolfsschwert, unschädlich gemacht. Es war ein erbitterter Kampf gewesen, in dessen Verlauf Mr. Silver verletzt worden war.
    Lathor hatte sein Schwert umgedreht und es bei der fluoreszierenden Klinge gepackt. Der Griff, der in einen Wolfskopf endete, war gegen den Ex-Dämon, dessen Körper zu Silber erstarrt war, gerichtet gewesen. Mr. Silver hatte gedacht, es könne ihm nichts passieren.
    Da war der Wolfskopf lebendig geworden.
    Mein Freund und Kampfgefährte hatte trotzdem keine Furcht gezeigt. Er hätte vorsichtiger sein sollen. Aber wer hätte ahnen sollen, daß dieser Wolfskopf den Hühnen mit den Silberhaaren verletzen konnte? Die Bestie schlug meinem Freund die Reißzähne in die linke Schulter.
    Der Ex-Dämon war über den Schmerz ebenso überrascht gewesen wie ich. Mit vereinten Kräften, und vor allem mit Hilfe meines Dämonendiskus, jener milchigsilbrigen Scheibe, die ich an einer Kette um den Hals trug, gelang es uns, Lathor fertigzumachen.
    Und der Verletzung maß Mr. Silver keine weitere Bedeutung bei. Das wird schon wieder, so in etwa hatte er gemeint.
    Aber es wurde nicht wieder.
    Vielleicht waren die Fangzähne des Wolfs vergiftet gewesen. Ich weiß es nicht. Jedenfalls erholte sich Mr. Silver nicht von dieser verfluchten Verletzung. Im Gegenteil, ich konnte beobachten, wie es ihm Tag für Tag schlechter ging. Er litt an Appetitlosigkeit. Er trank nichts. Er redete kaum ein Wort. Die meiste Zeit hockte er irgendwo und starrte ins Leere. Er verlor an Kraft und Gewicht. Manchmal, wenn er durch den Living-room schritt, hatte ich den Eindruck, ein alter Mann würde an mir Vorbeigehen.
    Am Montag hatte er gesagt: »Mach dir um mich keine Sorgen, Tony. Unkraut vergeht nicht.« Er versuchte zu lächeln, aber es fiel kläglich aus.
    »Kann ich nichts für dich tun, Silver? Gar nichts?«
    Er zuckte mit der rechten, gesunden, Schulter. »Ich wollte es nicht wahrhaben. Jetzt weiß ich, daß ich krank bin. Jede Krankheit dauert ihre Zeit. Ich werde sie überwinden.«
    Das war Montag gewesen.
    Am Dienstag hatte ich mir die Verletzung angesehen. Mr. Silver hatte es zuerst nicht zulassen wollen. Er protestierte, aber ich setzte mich durch. Das allein zeigte schon, wie kraftlos er geworden war.
    Ich erschrak. Die Bißwunde hatte sich violett verfärbt. Die Schulter war stark geschwollen. Der Ex-Dämon hatte versucht, seine übernatürlichen Fähigkeiten zu aktivieren, um den Genesungsverlauf zu beschleunigen, doch er hatte damit nichts erreicht, außer, daß er hinterher noch entkräfteter war.
    Ich rief Roxane, Mr. Silvers Freundin, herein - eine grünäugige Schönheit mit langen schwarzen Haaren, die wie Rabenfedern glänzten. Sie war eine Hexe aus dem Jenseits, die dem Bösen abgeschworen hatte, genau wie Mr. Silver. Die beiden hatten einander schon geliebt, bevor ich von Mr. Silvers Existenz Kenntnis hatte. Vor etwa einem halben Jahr war Roxane zu uns gestoßen, und seither gehörte sie zum Ballard-Team, war eine wertvolle Verstärkung, denn auch sie verfügte über übernatürliche Talente.
    »Sieh dir das an«, sagte ich zu ihr.
    Mr. Silver wollte sein Hemd über die Schulter ziehen.
    »Keine falsche Scham, Silver«, sagte ich. »Sie ist deine Freundin, vor ihr brauchst du dich doch nicht zu genieren.«
    »Warum nicht? Weil sie dann merkt, daß du uns allen was vorzuspielen versuchst?« fragte ich ärgerlich. »Immer wenn wir dich fragen, wie es dir geht, behauptest du, es ginge schon ein bißchen besser. Dabei wird es mit dir immer schlechter.«
    Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, betrachtete den Wolfsbiß beunruhigt. »Dieser verfluchte Lathor!«
    »Laß nur«, feixte Mr. Silver. »Der ist erledigt.«
    »Aber er hat etwas zurückgelassen. Eine Zeitbombe der Hölle. Silver, warum bist du mir gegenüber nicht ehrlich gewesen? Vielleicht hätte ich dich im Anfangsstadium noch heilen können.«
    »Versuch es jetzt, Roxane«, sagte ich.
    »Die Krankheit
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