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GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt

GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt

Titel: GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt
Autoren: A.F.Morland
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Kugel verpaßt.«
    Eine spürbare Spannung baute sich zwischen uns auf. Wer hatte die besseren Nerven? Wer war die stärkere Persönlichkeit? Würde Joe Retzik schnippen? Wenn ja - würde einer seiner Leute den Mut haben, den Mann in ihrer Mitte in Brand zu stecken?
    Ich versuchte, sie alle im Auge zu behalten. Retzik bewegte sich nicht. Die Kraftprobe mißfiel ihm. Er wollte vor seinen Freunden nicht als Schwächling dastehen. Zu irgendeiner Entscheidung mußte es also kommen.
    »Okay«, sagte Retzik gedehnt.
    »Nehmt dem Mann - wie war doch gleich Ihr Name, Mister…«
    »Fred Heckart«, sagte der Kaufmann mit zitternder Stimme.
    »Nehmt Mr. Heckart die Kette ab.«
    Es geschah, und ein Feuerzeug nach dem anderen erlosch. »Kommen Sie hierher, Mr. Heckart!« rief Roxane.
    Der Kaufmann blickte die Rocker unsicher an. »Kommen Sie«, sagte auch ich. »Es wird Ihnen nichts geschehen.«
    Fred Heckart trat aus dem Rockerkreis. Niemand hinderte ihn daran. Das konnte aber noch nicht alles sein. Im Augenblick sah es danach aus, als hätte Joe Retzik eine Niederlage erlitten. Damit fand er sich garantiert nicht ab.
    »He, Schnüffler!« rief er verächtlich. »Wie wär’s, wenn du die Kanone wegstecken und dich mir als Punching-Ball zur Verfügung stellen würdest? Du hast uns um einen großen Spaß gebracht. Wir verlangen Ersatz.«
    »Ihr setzt euch auf eure Maschinen und verschwindet!« sagte ich schroff.
    »Also das machen wir ganz bestimmt nicht. Wir sind nämlich noch nicht auf unsere Kosten gekommen. Ich habe meinen Freunden einen Mordsspaß versprochen, und den sollen sie auch haben.« Retzik setzte sich in Bewegung. »Mal sehen, ob du wirklich den Mumm hast, abzudrücken.«
    Das war eine neue Kraftprobe. Retzik riskierte verdammt viel, um seinen Freunden zu imponieren. Er konnte nicht wissen, ob ich schießen würde oder nicht.
    Eiskalt schaute er mir in die Augen. »Ich knall’ dir eine, Tony Ballard. Du mußt schon schießen, wenn du mich stoppen willst.«
    »Es geht auch anders«, entgegnete ich und schob den Revolver in die Schulterhalfter.
    Etwas wie Erleichterung blitzte in Joe Retziks Augen auf. Er war froh darüber, daß ich mich entschlossen hatte, ohne den Diamondback gegen ihn anzutreten. .
    Er lachte. Es klang wie ein Knurren. »Jetzt kriegst du die Hucke voll, Ballard.«
    »Abwarten.«
    Retzik griff mich an. Ein wildes Kraftbündel war er. Vehement wuchtete er sich mir entgegen. Seine Faust hätte meine Kinnspitze treffen sollen, doch ich wich blitzschnell aus und konterte. Retzik stieß pfeifend die Luft aus. Ich setzte nach. Eine Schlagdoublette brachte ihn aus dem Gleichgewicht, aber er fing sich sofort wieder und versuchte, mich mit seinen Fäusten fertigzumachen. Er war ein gefährlicher Kämpfer. Was ihm fehlte, war eine ausgefeilte Technik. Die besaß ich, kombiniert mit einem geschulten Auge. Ich hatte seine Schwäche sehr schnell heraus, stellte mich auf seinen - manchmal recht unorthodoxen - Kampfstil ein und drängte ihn schon nach ganz kurzer Zeit in die Defensive zurück.
    Er sah seine Felle davonschwimmen.
    Seine Freunde sahen das auch.
    Retzik befürchtete, das Gesicht zu verlieren, deshalb riß er schnell einem seiner Leute eine dickgliedrige Kette aus der Hand. Er konnte nicht wissen, daß ich davor keine Angst zu haben brauchte. Der gewaltigste Hieb hätte mir nichts anhaben können. Als ich vor kurzem gegen die gelben Drachen kämpfte, hatte ich ein unfreiwilliges Bad genommen. In Drachenblut. Und wenig später hatte sich herausgestellt, ich war seither unverwundbar. Das galt allerdings nur für gewöhnliche Waffen. Wenn Magie im Spiel war, hob das meine Unverwundbarkeit auf. Das bedeutete, daß ein Gangster mich zwar nicht erschießen, ein Werwolf mich aber sehr wohl töten konnte.
    Um meine Stärke zu demonstrieren, ließ ich die Fäuste sinken.
    Es glitzerte gefährlich in Retziks Augen. Er bewegte die Hand mit der Kette hin und her, damit sie rasselte.
    »Jetzt hast du Schiß, Ballard, was?«
    »Laß die Kette fallen!«
    »Das würde dir so passen, aber mit diesem Ding ziehe ich dir den Scheitel.«
    »Du solltest mit deinen Freunden lieber verschwinden, bevor ich die Geduld verliere.«
    »Ich mach’ dich fertig, Ballard. Komm her und greif mich an.«
    »Komm her und schlag zu«, verlangte ich.
    »Denkst du, das wage ich nicht?«
    »Tu’s doch.«
    Joe Retzik lachte unsicher. Er hatte noch nie einen Menschen umgebracht. Auch Fred Heckart hatten sie nicht töten wollen. Wenn er
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