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Raus aus dem Schneckenhaus

Raus aus dem Schneckenhaus

Titel: Raus aus dem Schneckenhaus
Autoren: Hans Morschitzky , Thomas Hartl
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Einleitung
    Wir leben in einer Welt, in der es nicht mehr genügt, einfach nur fachlich gut zu sein. »Soziale Kompetenz« lautet das Zauberwort. Eigenschaften und Verhaltensweisen wie selbstsicheres Auftreten, Kontaktfreudigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Konfliktbereitschaft und Führungsfähigkeit gelten als Türöffner zum beruflichen und privaten Erfolg. Es kommt immer mehr darauf an, sich optimal präsentieren und »verkaufen« zu können. Die Wortgewandten, Lautstarken, Selbstdarsteller, Mutigen und Dominanten beherrschen die Bühne des Lebens. Die Medien führen es uns vor: Auffallen um jeden Preis macht prominent, je schriller, desto besser! »Netzwerker« haben es leichter auf dem Weg zum Erfolg. Gefordert sind Menschen, die ein soziales Beziehungsnetz aufbauen und erweitern können, um dann ihre Sozialkontakte gewinnbringend nutzbar zu machen. Die Erfolgsfaktoren von Führungskräften sind: Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Kontaktfähigkeit, Empathiefähigkeit, Rollenflexibilität, interpersonelle Flexibilität, Kompromiss- und Durchsetzungsfähigkeit.
    Das Motto der Erfolgreichen lautet: Jede Chance muss genutzt werden, keine Gelegenheit darf ausgelassen werden! Schüchterne und sozial ängstliche Menschen führen dagegen ein Leben der verpassten Gelegenheiten. Sie blockieren sich in vielen sozialen Situationen durch die stets gleiche Frage: »Was werden die anderen von mir denken?« Schüchternheit und soziale Ängste wirken sich nachteilig aus in einer Welt, in der es mehr um Schein als um Sein, mehr um Agieren als um Reagieren geht.
    Gleichzeitig weisen Fachleute auf eine andere erstaunliche Entwicklung hin: Soziale Ängste sind laut Studien im Zunehmen begriffen. Spiegelt sich in diesem Trend nur der wachsende Druck auf jeden von uns wider, noch besser bei anderen ankommen zu müssen, um in einer Welt zunehmender Individualisierung nicht unterzugehen? Oder handelt es sich dabei nur um eine Panikmache von Pharmaindustrie, Ärzten, Psychologen und Psychotherapeuten? Psychiatriekritiker warnen davor, soziale Ängste vorschnell zu pathologisieren, mit dem Ziel, daraus ein Geschäft zu machen. Die Pharmakonzerne würden durch die relativ neue Diagnose der sozialen Phobie nur den Kreis der Konsumenten ihrer Medikamente erweitern, die Psychotherapeuten die Zahl ihrer Klienten unddie Länge ihrer Therapien erhöhen mit dem irrealen, nie erreichbaren Ziel, zu einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein zu verhelfen.
    Trotz aller Kontroversen steht fest: Das Thema soziale Ängste hat seit etwa 20 Jahren in der Bevölkerung und in der Fachwelt zunehmende Bedeutung erlangt, wie die steigende Anzahl von entsprechenden Fachbüchern und Selbsthilferatgebern belegt. Im Vergleich zum dramatischen Verlauf einer Panikstörung, die häufig dazu führt, dass die Betroffenen stationäre und ambulante Hilfe suchen, handelt es sich bei der sozialen Phobie um eine eher »stille« Störung, die oft erst wegen ihrer langjährigen negativen Auswirkungen behandelt wird. Die Betroffenen verkriechen sich in ihrem Schneckenhaus und lassen viele Chancen des Lebens ungenutzt.
    Als Autoren möchten wir – ein Psychotherapeut und ein Journalist – Ihnen Mut machen, Ihr Schneckenhaus zu verlassen oder – wenn Sie durchaus »mitten in der Welt« stehen – Ihnen Ratschläge anbieten, wie Sie anderen Menschen weniger ängstlich begegnen können. Unser Buch informiert in allgemein verständlicher Weise über die ganze Bandbreite sozialer Ängste (von belastender Schüchternheit über normale soziale Ängste bis hin zu sozialen Phobien und sozialen Angststörungen), regt zu deren selbstständiger Bewältigung an und bereitet bei Bedarf eine Psychotherapie vor. Es umfasst drei Teile: Der erste Teil beschreibt die Vielfalt normaler und krankhafter sozialer Ängste, der zweite Teil deren Ursachen, Auslöser und Verstärker, der dritte Teil vermittelt hilfreiche Strategien im Umgang mit der Angst. Teil 3 ist umfangreicher als Teil 1 und 2 zusammen, weil wir nicht nur informieren, sondern auch zahlreiche konkrete Hilfestellungen anbieten möchten.
    Durch unser Buch zieht sich eine zentrale Botschaft: Kämpfen Sie nicht ständig gegen Ihre sozialen Ängste, sondern akzeptieren Sie diese als einen momentanen Zustand . Dann können Sie alle Energie dafür aufwenden, das zu tun, was Sie in Gesellschaft anderer Menschen tun möchten.
    Unser Buch berücksichtigt die drei Phasen der
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