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0181 - Blutige Dollars

0181 - Blutige Dollars

Titel: 0181 - Blutige Dollars
Autoren: Blutige Dollars
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Mit dem Kopf und dem Oberkörper lag er in einem Torweg in der Stanton Street. Die Beine und Füße ragten hinaus auf die Straße. Er war tot. Aus der linken Brustseite war Blut gequollen und hatte Hemd und Jackett getränkt. Neben ihm standen zwei Cops, die sich ihrer Wichtigkeit überaus bewusst zu sein schienen. In achtungsvollem Abstand hatte sich eine Menge Neugieriger in triefenden Regenmänteln oder unter von der Nässe glänzenden Schirmen angesammelt.
    Phil Decker und ich waren bummeln gewesen und in der Gegend gelandet, die »Diebesmarkt« heißt. Natürlich ging uns diese Sache nichts an. Es war eine ganz gewöhnliche Geschichte, die unter die Kompetenz der Stadtpolizie fiel. Wir waren nichts anderes als imbeteiligte Zuschauer.
    Es dauerte gar nicht lange, bis die Sirene des Wagens der Mordkommission auf heulte. Ein Flitzer und der große Wagen, der alles enthielt, was für eine vorläufige Untersuchung notwendig war, schossen um die Ecke der Bowery. Als sie schlitternd am Straßenrand hielten, überschütteten sie uns mit einer Kaskade von schmutzigem Wasser.
    »Platz machen!«, schrien die beiden Cops und fuchtelten mit ihren Gummiknüppeln in der Luft herum.
    Die Tecks sprangen heraus uns bahnten sich einen Weg durch die nur unwillig zurückweichenden Umstehenden. Wir beide verdrückten uns nach rückwärts. Wir hatten den Leiter der Mordkommission, Lieutenant Crosswing, erkannt und hatten keine Lust, uns überflüssigen Fragen auszusetzen. Schließlich wussten wir ja von nichts.
    Der Fotograf trat in Aktion. Ein paarmal blitzen die Magnesiumbirnen, ein Kabel wurde gelegt, und ein Tiefstrahler beleuchtete das makabre Bild. Der Arzt beugte sich über den Toten, und es dauerte keine zehn Sekunden, bis er sich achselzuckend wieder aufrichtete. Dann wickelten sich die üblichen Formalitäten ab.
    Was mir auffiel, war, dass der Tote nicht so aussah, als ob er hierher gehörte. Er war gut und solide gekleidet, mochte fünfunddreißig Jahre alt sein und hatte ein intelligentes, scharf geschnittenes Gesicht.
    Das Messer wurde aus der Wunde gezogen und sorgfältig verpackt. Lieutenant Crosswing stand daneben, während die Sergeanten Stark und Moll sich an die Arbeit machten. Stark griff in die Brusttasche des Toten und zog die Brieftasche heraus. Die drei steckten die Köpfe zusammen, als sie den Inhalt prüften.
    Plötzlich sah ich Lieutenant Crosswings betroffenes Gesicht und wurde neugierig. Moll lief hinüber zu dem Wagen, in dem er verschwand. Der Leichenwagen kam und der Tote wurde auf die Bahre gelegt. Unter ihm in einer Pfütze lag ein rechteckiges Stück Papier, nach dem der Lieutenant sich bückte. Er betrachtete es eingehend, schüttelte den Kopf, steckte es in einen Umschlag und dann in die Tasche.
    »Verdrücken wir uns«, meinte Phil. »Ich fange so langsam an, mich in meine Bestandteile aufzulösen. Gehen wir noch einen trinken und dann nach Hause.«
    Das war auch meine Meinung, obwohl mich der-Tote interessierte. Es war empfindlich kühl geworden, meine Füße waren nass und von meiner Hutkrempe lief ein stetiges Bächlein auf meine Nasenspitze.
    Wir setzen uns in ein Lokal in der Elizabeth Street, kippten einen Doppelten und holten dann meinen Jaguar, den wir vorsichtshalber im Hof des Polizeihauptquartiers in der Centre Street abgestellt hatten. Zwanzig Minuten später kroch ich in mein Bett, und damit vergaß ich den Ermordeten und alles andere. Ich war todmüde und im Handumdrehen eingeschlafen.
    Als der Wecker klingelte, hatte ich nicht die geringste Lust aufzustehen, aber was sollte ich schon machen. Wäre ich noch dienstlich unterwegs gewesen, so hätte ich einen Grund gehabt, um länger zu schlafen. So aber hockte ich um neun Uhr übellaunig hinterm Schreibtisch, während Phil eine Aspirintablette nach der anderen schluckte.
    Ich war noch gar nicht richtig zu mir gekommen, als Mr. High anrief:
    »Kommen Sie bitte sofort zu mir und bringen Sie auch Phil mit«, sagte er. »Es gibt Arbeit.«
    Das hatte mir gerade noch gefehlt.
    Ich sah in den Spiegel, aus dem mich ein übernächtigtes Gesicht anblickte und fuhr mit dem Kamm durch die Haare.
    Wir tigerten zum Office des Chefs.
    Mr. High bat uns, Platz zu nehmen, sah uns an und dann zuckte es leise um seine Mundwinkel, aber das Lächeln verschwand genauso schnell, wie es gekommen war.
    »Das Treasurey Department, das Finanzministerium, hat soeben um unsere Unterstützung ersucht. Heute Nacht ist einer seiner Detectives ermordet worden. Der
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