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Girls Game

Girls Game

Titel: Girls Game
Autoren: Bernd Bitzer
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Existenz!



Kein Mann wird das je begreifen, ich weiss. Vergebene Mühe. An dieser Stelle steigt jeder aus. Denn darin steckt unverständliches, fremdes, ritualbepacktes weibliches Voodoo.
    Seit Generationen.
    Auch ich habe irgendwann kapituliert. Und den letzten Koffer mit brutaler Gewalt zugeprügelt. Machomässig eben. Irgendwann muss Schluss sein. Und ausserdem hatte ich zwischenzeitlich meinen Reise-Zeitplan bereits um knapp zwei Stunden überzogen.
    War vielleicht auch ein wenig knapp kalkuliert, einige Dutzend Minütchen sozusagen doppelt bebucht. Als ob die Zeit für Frauen manchmal einfach geplant zu spät käme. Und dann unerwartete Freiminuten verteilte. Auch das: Voodoo!
    Und ein weiteres, bislang ungelöstes Geheimnis: Warum nur kommen Frauen immer zu spät?
    Ich kenne das aus jahrelanger, leidvoller Erfahrung. Bibbernd in kaum erträglicher Eiseskälte, klatschnass unter unerwarteten Wolkenbrüchen oder ganzeinfach nur still und verzweifelt warten Millionen Männer gerade in diesen Minuten auf Frauen, die sich verspäten. Um Minuten. Stunden. Und mehr.
    Je nach Temperament.
    Oder Chromosomen-Anordnung.
    Oder so ähnlich.
    Ich kenne jetzt zumindest einen triftigen und absolut einleuchtenden Grund dafür. Es geht nicht anders. Es ist eben so. Ein Naturgesetz. Wie die Gezeiten. Nur dass da der Mond untergeht. Hier sind es die Männer. Wie sollten sie auch die simplen, aber soliden physikalischen Grundgesetze weiblicher Zeiteinteilung nachvollziehen können?
    Ganze Heerscharen weiblicher Philosophen haben diese komplexen Zusammenhänge über Jahrtausende erforscht und natürlich komplett gelöst. Das Dumme ist nur, dass sich alle mit ihren Erkenntnissen fundamental verspätet haben. Und sie deshalb heute keiner mehr kennt. Was zu beweisen war. Oder kennen Sie auch nur eine?
    Ich nicht. Ist auch nicht wichtig.
    Ich bin eh‘ zu spät dran.

Mein bestes Stück
    Bis vor kurzem hatten für mich wirklich wichtige Dinge mindestens ein Lämpchen und irgendwo einen Stecker. Oder einen Motor. Keiner hätte mir klarmachen können, dass lebensnotwendiges Zubehör nicht unbedingt piepsen, flimmern oder aus einem Auspuff donnern muss.
    Und natürlich kann ich heute keinem mehr erklären, dass mich beim Öffnen des Kartons schlagartig Gänsehaut überkam: „Verflucht, ist die gut!“ Das Leder schwer, dick, narbig und geradezu unerhört sexy. Daraus hätten sie in Ingolstadt die Sportsitze meines kleinen schwarzen Audi-Achtzylinders fräsen müssen und ich hätte mich bedenkenlos noch einen unüberlegten Schlag mehr verschuldet. Und dann diese verdeckten Nieten! Eine sehr subtile Warnung, dass hinter einer weichen Schale durchaus ein knallharter Kerl lauern kann.
    Und praktisch ist das Teil! Ich kann schon lange nicht mehr verstehen, dass sich Männer entgegen der geradezu verzweifelten Bemühungen diverser Markenlabel-Manager immer noch standhaft weigern, über das Thema „Handtasche“ auch nur nachzudenken. Und jeden Taschenträger anstandslos in die schwule Ecke abschieben. Alles Quatsch!



In meine unordentlich grosse Diesel-Bag passt endlich alles, was ich jahrelang in unsäglich verbeulten Anzug- nebst Manteltaschen niemals hätte unterbringen können. Ohne auszusehen wie ein vollbepackter polnischer Fake-Uhrenverkäufer.
    Selbst mein fettes iPad kuschelt sich in eines der perfekt passenden, sanft gepolsterten Innenfächer, als ob mein Lieblingslieferant Steven „Steve“ Paul Jobs das Ding genau für mein bestes Stück vorgesehen hätte. Es will da gar nicht mehr raus…
    Verständlich. Und für mich langsam auch logisch nachvollziehbar, weshalb viele Frauen aus einem brennenden Gebäude zuallererst ihre vergessene Handtasche retten würden. Und dann den Mann.
    Klar – würde ich heute auch so machen. Weil ich das Teil einfach liebe. Und wegen innenliegender, absolut unverzichtbarer Utensilien: Lippenstift, Puder, iPad, iPhone, Ladegerät und so weiter.
    So viel Technikfanatismus ist schon noch da. Wenn auch hinter feinstem Leder und verdeckten Nieten versteckt. Aber das kann ja nicht schaden. Ganz im Gegenteil. Denn wie so häufig ist eine ansprechende Verpackung oft der wichtigere Bestandteil des Ganzen. Hab‘ ich irgendwann kapiert…
    Ich werde nie die leuchtenden
    Augen von Suzan vergessen.
    Als ich sie nach Stunden überzeugen konnte, mit den buchstäblich letzten Schweizer Franken aus ihrer faszinierenden Geld-Blechdose ihre allererste Handtasche zu kaufen.
    Eine Geld-Blechdose! Schon die hatte mich
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