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Girls Game

Girls Game

Titel: Girls Game
Autoren: Bernd Bitzer
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der Nacht aus den Federn treibt, gibt mir noch zu denken.
    Ist wohl die Neugier, endlich auch zu lesen, wie das alles funktioniert.
    Und Neugier ist eindeutig weiblich.
    Ich schreibe ja schon...

Nägel mit Köpfen
    Na, da werden Sie die nächsten vier Wochen ihre Freude dran haben“. Angie dreht geduldig zum zehnten Mal meine Hand in die richtige Position, leicht angewinkelt, Fingerchen locker gestreckt. Ganz locker geht’s von Anfang an zu. Wir plaudern über alles und jedes, wie das Mädels eben so machen. Angie feilt und pinselt, ich halte mal die Linke, mal die Rechte in kleine Leuchtkästchen.
    „Business-Look“ wird das Ergebnis heissen und beginnt mit dezentem Anfeilen meiner vorhandenen Nägel. Verbessert die Haftkraft und ist die Grundlage für ein sauberes Ergebnis, erklärt mir Angie und trägt dann die erste Gelschicht auf. „Übrigens funktioniert es fast wie das Material, wie es auch Zahnärzte für Zahnreparaturen verwenden…“
    Wir schweifen ab in eine umfassende Analyse des britischen Gesundheitssystems, das verzweifelt wartende Zahnpatienten zwingen soll, selbst Hand an eigene Zähne, Bohrer und Füllmaterial zu legen. Alles erhältlich bei der freundlichen Nageltante um die Ecke. Die in einem anderen Fall selbst einen Versorgungsengpass hatte.
    Das Problem: Pinsel!



Tatsächlich ist das Auftragen der Gelschichten echte Präzisionsarbeit. Mit versierten Tupfern zieht Angie das zähfliessende Material Millimeter für Millimeter, Nagel für Nagel zurecht. Doch ohne perfektes Werkzeug klappt das auch mit viel Übung nicht. Irgendwann hatte sie ihn dann gefunden, den perfekten Pinsel. Gebraucht und unter der Hand für teuer Geld von einer „guten Bekannten“ gekauft, die ihn eigentlich nicht hergeben wollte. Angies wichtigstes Werkzeug über Monate, täglicher Begleiter, in Pinselpausen lässig zwischen Zahnreihen balanciert… und eines Tages auch dadurch einfach zu abgenutzt.
    Pinselpanik! Dann, ein vager Hinweis, via Internet verifiziert, eine Adresse, ein erstes Telefonat. Angies abgearbeitetes, haariges „Schätzelchen“ geht per Kurier auf die Reise in eine traditionelle Pinselmanufaktur. Die Arbeit muss warten. Endlich der Anruf: Ja, dafür wäre wohl ein Retuschierpinsel am besten geeignet, würde heute kaum noch verlangt, im digitalen Zeitalter für Fotoretuschen nicht mehr benötigt, zwei pro Jahr würde man noch fertigen – für 2,90 das Stück.
    Angie kann ihr Glück kaum fassen, bestellt und verbreitet die frohe Nachricht unter Kolleginnen, aus Einzelstücken werden Kleinserien, dann folgen Stückzahlen und Sonderformen. Und Angies Werkzeug-„Nachschub“ kommt heute als Provision.
    Gutes Geschäft für alle.
    Die letzte Schicht ist ausgehärtet, versiegelt. Glänzend und UV-gehärtet funkeln meine Fingerspitzen im Licht. Fast zwei Stunden konzentrierter Arbeit. Sehr feines Ergebnis, das sich sogar in der Tasche gut anfühlt. Und immer ein Gesprächsthema ist.
    Nächster Schritt auf meinem Weg.
    Machen wir Nägel mit Köpfen.



Über die Grenze
    Der Schweizer Zollbeamte sieht martialisch aus. Kampfanzug. Barett. Bewaffnet. Ich sehe ihn. Seit zwanzig Minuten sehe ich nichts anderes. So lange stehe ich schon in der Warteschlange des Schweizer Grenzpostens, der zwischen mir und zuhause schnelle Abfolgen von Schüttelfrost und Schweissausbruch aufschichtet.
    Denn ich… bin nicht ich.
    Aus dem Rückspiegel meines kleinen Sportwagens schaut mich eine gut geschminkte, blonde Frau an. Diese Grenze ist überschritten. Ich bin unterwegs.
    Aber noch lange nicht am Ziel.
    Dabei war der Weg dahin so einfach. Tausendmal passiert, die letzten zwanzig Jahre nicht mehr kontrolliert, ein gewohnt-gelangweiltes Grenz-Ritual. Die letzten Kilometer Autobahn, die beruhigend aufgeräumte Atmosphäre einer Schweizer Vorstadtgemeinde. Doch ich bin alles andere als ruhig. Natalie und Rebecca warten. In der geschützten Oase eines kleinen Kosmetikstudios wird mein eigentlicher Grenzübertritt vorbereitet: der zumindest äusserlich komplette Wechsel ins weibliche Lager.





Wann war ich das letzte Mal so aufgeregt? Kann mich nicht mehr erinnern. Stück für Stück fallen die männlichen Hüllen. Dann kommt der Umstieg: Strümpfe, Seidenhemdchen, Korsett, Leggings, Strickkleid.
    Das Prickeln auf meiner frisch rasierten Haut lässt nicht mehr nach. So muss sich Baden in Champagner anfühlen. Kombiniert mit eiskalten Fingerspitzen und Hubschraubern im Bauch. Und gleichzeitig absolut richtig und
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