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Viel Trubel um Sam

Viel Trubel um Sam

Titel: Viel Trubel um Sam
Autoren: Lori Wilde
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1. KAPITEL
    D ieses verflixte Weihnachtsmannkostüm juckte.
    Und zwar sehr.
    Mit wachsendem Entsetzen stellte Sam Stevenson fest, dass das Kostüm voller Flöhe war. Er kratzte sich heftig hinterm Ohr und dachte, dass er aus diesem verdammten Ding rausmusste, bevor die gnadenlosen Viecher ihm die Haut vom Leib fraßen. Und außerdem würden die Plagegeister auf die Kinder überspringen, wenn sie bei ihm auf dem Schoß saßen.
    “Ich muss weg”, brummte er die schlanke Elfe an, die auf einem Podium neben dem Pferdeschlitten aus Pappe und Sperrholz stand.
    “Weg?” Die junge Frau blinzelte ihn an. “Was soll das heißen? Das Kaufhaus öffnet in zwei Minuten, und eine ganze Kinderbande wartet darauf, den Weihnachtsmann zu sehen. Sie können jetzt nicht gehen.”
    Wenn ihm nicht so unwohl gewesen wäre, hätte er sich womöglich die Zeit genommen, ihr kurzes, dunkelblondes Haar zu bewundern, das sich in Locken um ihr unschuldiges Kindergesicht kringelte. Dieses Gesicht war ganz offensichtlich der Grund dafür, dass sie diesen Job als Elfe bekommen hatte. Im Augenblick allerdings konnte Sam an nichts anderes denken, als so schnell wie möglich seine Kniehosen auszuziehen.
    “Hören Sie, Lady, da ist etwas, worum ich mich ziemlich dringend kümmern muss. Die Kinder müssen einfach warten.” Sam eilte zur Tür.
    Doch da stürzte die Elfe mit ausgestreckten Armen nach vorne, um sich ihm in den Weg zu stellen. Dabei klingelten die Glöckchen an ihrem rotweiß gestreiften Hut fröhlich. “Tut mir leid, aber Sie werden nicht gehen.”
    “Wie bitte?” Sam kratzte sich aufgebracht am Hals. Was für ein Problem hatte diese Frau? Garantiert wurde sie vom Kaufhaus nicht gut genug bezahlt, um sich als Chefin aufzuspielen. “Wollen Sie mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe?”
    “Ich weiß, was Sie vorhaben, und ich kann das nicht gutheißen.” Sie stemmte mit gerunzelter Stirn die Hände in die Hüften und blitzte ihn mit ihren olivgrünen Augen vorwurfsvoll an.
    Eine dunkle Vorahnung beschlich ihn. Hatte sie irgendwie sein Geheimnis erraten?
    “Wovon sprechen Sie?” Sam fasste in seinen Bart. Die Flöhe fraßen ihn bei lebendigem Leib auf. Er musste aus diesem Kostüm. Sofort.
    “Ich weiß, was los ist, und ich kann Ihnen helfen. Meine Mutter ist Sozialarbeiterin.”
    “Und wenn Ihre Mutter Margaret Mead persönlich wäre, das interessiert mich nicht. Aus dem Weg.”
    “Margaret Mead war Anthropologin”, klärte sie ihn auf. “Keine Soziologin. Eine Anthropologin studiert die Menschen. Eine Soziologin studiert soziale Gruppen.”
    “Wen zum Teufel interessiert das?”
    “Ärger.” Sie schüttelte den Kopf. “Ein absolut klassisches Symptom.”
    Sam starrte sie mit offenem Mund an. Diese Frau musste verrückt sein.
    Er versuchte, um sie herumzugehen, doch sie trat ihm Schritt für Schritt in den Weg, als würden sie zusammen Walzer tanzen.
    “Sie müssen sich deswegen nicht schämen”, fuhr sie ernsthaft fort.
    Gut, vielleicht musste man sich wegen Flöhen nicht schämen, aber Sam wollte auch nicht, dass seine Notlage vor der ganzen Welt ausposaunt wurde. Er konnte sich noch gut an ein besonders beschämendes Ereignis aus seiner Kindheit erinnern, als seine Lieblingslehrerin in der vierten Klasse, Miss Applebee, Läuse in seinem Haar entdeckt hatte.
    Sam zuckte bei der unangenehmen Erinnerung zusammen. Er musste dieses Kostüm loswerden. Nicht nur wegen der Flöhe, was schon Grund genug war, sondern auch, weil es ihn an seine erbärmliche Kindheit erinnerte.
    Er hob drohend einen Finger. “Aus dem Weg, Sweetheart, oder ich renne Sie über den Haufen.”
    “Aber die Kinder brauchen Sie. Der Weihnachtsmann verkörpert für sie etwas Schönes und Wunderbares. Wie können Sie nur ihre Träume kaputtmachen? Bedeuten Ihnen diese Kinder denn nicht mehr als der Alkohol?”
    “Alkohol?”
    “Mir ist bewusst, dass die meisten Männer, die einen Job als Santa Claus annehmen, ziemlich viel Pech gehabt haben. Sie bekommen keine festen Jobs, weil sie ein Drogen- oder Alkoholproblem haben. Diese Männer brauchen Hilfe, jemanden, der sich um sie kümmert. Es ist nicht Ihr Fehler, dass Sie abhängig sind, aber es ist Ihre Verantwortung, mit dem Trinken wieder aufzuhören.”
    Sam warf die Arme in die Höhe. “Sie sind wahnsinnig, wissen Sie das? Ich bin kein Alkoholiker.”
    “Leugnen!” rief sie triumphierend. “Ebenfalls ein klassisches Symptom.”
    Sam schaute sich um, in der Hoffnung, dieser
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