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Girls Game

Girls Game

Titel: Girls Game
Autoren: Bernd Bitzer
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der Operation.
    Eigenartigerweise nicht die fundamentale Erleichterung, die ich erwartet hätte. Eher eine leise, verhaltene Neugier, was da alles kommen würde. Die Vorfreude auf eine gerade begonnene Reise, von der ich wieder einmal nicht wusste, wohin sie mich führen würde. Oder zumindest nicht genau.
    Obwohl ich restlos informiert war – Internet sei Dank. So derart angefüllt mit allen nur verfügbaren Informationen, dass mich das vertraute Gespräch mit meinem kleinen Schweizer Fanclub völlig aus dem Konzept brachte. Denn die Frage, die sich zwischen irgendetwas Leckerem aus Natalies Küche und einem sensationellen Granatapfel-Nachtisch stellte, hiess:



„Wie hätte Dich Deine Mutter denn genannt, wenn Du als Mädchen zur Welt gekommen wärst?“
    Wusste ich nicht. Ausgerechnet ich…
    Keinerlei Informationslücke dagegen bei den Mädels. Zwischen all‘ den Torstens, Julians und Stefans dann der locker gekicherte Rat, doch einfach meine Mutter danach zu fragen. Ja, wie denn? Meine Mutter würde sofort misstrauisch werden. Wie immer. Schliesslich hatte ich mein kleines Geheimnis über 30 Jahre aus gutem Grund bewahrt. Selbst meine eigene Familie ahnte absolut nichts von meiner Zweitbesetzung. „Na, dann erzähl ihr doch irgend eine Geschichte! Das kannst Du ja…“
    Hmmm, eigentlich… ja, warum eigentlich nicht? Also gut, gleich am nächsten Tag – Geschichte ausgedacht und angerufen. Und der Name, den sie mir dann wie aus der Pistole geschossen servierte, liess mich buchstäblich jegliche Fassung verlieren. Es war genau der Name, den ich mir 30 Jahre zuvor selbst gegeben hatte… Marlene.
    Damals das grosse Vorbild meiner Mutter, selbst gross, blond und später überzeugte Hosenanzug-Trägerin. Und immer noch ohne einen Schimmer des Grunds meiner subtil formulierten Nachfrage.
    Bis zu diesem einen, ersten Weihnachtsfeiertag.
    Ich weiss nicht, was dieses kleine Licht in mir zum Leuchten gebracht hat. Es war einfach da, plötzlich und unerwartet… und funkelte meine letzten Zweifel frech beiseite. Mein „kleiner“ Bruder, der – übrigens kaum kleiner, dafür um einiges kräftiger als ich und wirklich Einiges gewohnt – mich auf der Fahrt zur jährlichen Weihnachtsfeier begleitete, erfuhr es als Erster. Die Fahrt wurde äusserst vergnüglich und mehr als einmal konnten verdutzte Gegenverkehrsteilnehmer den Grund für unsere Heiterkeitsausbrüche nicht einmal ahnen. Was für ein Spass!
    Trotzdem Bedenken. Wie würde meine Mutter reagieren? Ich hatte immerhin einige Jahrzehnte Zeit, um mich an mich zu gewöhnen… ich durfte diese Erkenntnis nur ganz, ganz vorsichtig weitergeben. Scheibchenweise. Und sofort abbremsen, falls irgendetwas aus dem Ruder liefe.
    Doch mit dem, was dann passierte, hatte ich, wieder einmal, nicht gerechnet. Als nach rund eineinhalb Stunden dezentem „Übersehen“ das Gesprächsthema dann doch auf meine (durch Angie perfekt zubereiteten) Fingernägel kam, umfing mich mütterliches Verständnis und Anteilnahme wie eine warme Woge und liess mich über die nächsten vier Stunden freundlichster Fragen und Antworten nicht mehr los. Ihr Resümee „Jetzt habe ich noch eine Tochter dazubekommen“… bewahre ich seitdem in meinem Herzen. Unglaublich schön! Berauschend. Glück pur. Was für eine wundervolle Familie ich doch habe!



Der Anfang war gemacht. Und mehr als nur „überstanden“. Jetzt wurde ich mutig, fast übermütig. Jetzt würde sich zeigen, welche meiner vielen Freunde wirkliche Freunde waren. Jetzt waren lange überfällige Wahrheiten angesagt. Und was für eine Überraschung! Ich hatte mit Problemen gerechnet. Mit vorsichtigem Kopfgeschüttel, mit abweisendem „Jaja, sehr schön“ oder gar totaler Ablehnung. Mit Funkstille auf vielen Kanälen.
    Im Gegenteil. Ganz im Gegenteil. In jedem der vielen folgenden Gespräche traf ich ohne eine einzige Ausnahme auf freundliche Neugier, ehrliche Anteilnahme und… Respekt.
    Respekt vor dem Mut, mit Ängsten so offensiv umzugehen. Ich war mehr als gerührt, denn das war soviel mehr, als ich erwartet hatte. Alle meine Freundschaften blieben nicht nur erhalten, sie vertieften sich, vermehrten sich noch, wurden emotionaler und enger. Was mir an Mitgefühl und ehrlichem Interesse entgegengebracht wurde, machte mich oft sprachlos und liess kaum einen Beteiligten unbeeindruckt. Ich waroft wie in Trance… regelrecht gefühlsbesoffen. Doch dann… mehr und mehr, für mich völlig überraschende „Rückmeldungen“. Und
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