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Girls Game

Girls Game

Titel: Girls Game
Autoren: Bernd Bitzer
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Richtung steht. Der einzig zulässige Nebengedanke? Wer holt stattdessen?
    Klarer geht‘s nicht.
    Simpler auch nicht.
    Dagegen bietet jede Frauenhirnhälfte jederzeit und überall Platz für einen geradezu unglaublichen, riesigen Vogelschwarm. Jede Menge Gedanken, die malhierhin, mal dorthin flattern, sich zeitweise wundersam vereinigen, für Sekunden dieselbe Richtung halten – nur um sich im nächsten Moment wieder in alle Richtungen zu verfliegen.
    Das ist echtes, weibliches Multitasking. Nicht diese lächerlich vereinfachte Vorstellung der vermeintlichen Gleichzeitigkeit von Telefongespräch, Babywindeln und Küchenkontrolle. Muss sich ein Mann ausgedacht haben, um der Unfassbarkeit der realen Vorgänge wenigstens ein bisschen näher zu kommen. Reine Verzweiflungstat. Mädels wissen, was ich meine.
    Meine Lehrer nannten das im besten Fall „unkonzentriert“. War ich natürlich nie. Ich konzentrierte mich immer. Auf alles. Gleichzeitig.
    Während ein Teil meines Gedankenschwarms angestrengt versuchte, den meist weniger vorhersehbaren Flugmanövern einer Mathe- oder Französischvorlesung zu folgen, war ein anderer mit den viel faszinierenderen Bauarbeiten vor dem Schulgebäude beschäftigt. Eine weitere Abteilung konzentrierte sich intensiv auf die berauschende Haarfarbe meiner Banknachbarin, was einen beträchtlichen Teil meiner restlichen Gedanken in einen erstaunlichen Strudel wesentlich tiefer gehender Empfindungen lockte.



Heute weiss ich natürlich, welcher Teil meiner Persönlichkeit diese wahrhaft akrobatischen Manöver vollführt. Aktuell mit praktischem Nutzeffekt: ich schicke „Ihn“ mit dem klaren Auftrag „Staubsaugen!“ an die Arbeit, während sich mein weiblicher Teil mit intellektuellem Herumgeflatter vergnügt. In besonders angespannten Situationen, etwa bei extrem anstrengenden Verhandlungen, bewirkt der Adrenalinschub sogar noch eine erstaunliche Stufe mehr: mein weiblicher Part löst sich sozusagen vom männlichen, korrigiert und steuert seine Reaktionen, kann vorwegdenken, auf Nachfragen blitzschnell antworten und vor allem… weibliche Taktiken anwenden, die meist männliche Verhandlungsgegner oft genug in die Defensive treiben. Manchmal in die Verzweiflung. Sehr befriedigend.
    Wäre ein echter Verkaufsschlager.
    Wenn man‘s lernen könnte.
    Aber natürlich hat das nicht nur Vorteile. So ist es für uns Frauen manchmal nicht leicht, einen bestimmten Gedanken die Treppe hochzutragen. Weil es eben nur einer unter vielen ist. Und weil man in dem Gedränge manchmal eben ohne ihn oben ankommt. Glücklicherweise gibt es ja genug andere, die ersatzweise bereitstehen. Und vielleicht kommt „Er“ ja irgendwann wieder? Der Eine. Der, der noch unten am Treppenabsatzder Wichtigste von allen war. Aber à propos Absatz… da hab‘ ich doch gestern ein Paar wundervolle Sandalen entdeckt, also wirklich abgefahren. Wo war ich noch gleich?
    Ah, ja, richtig, Gedanken! Natürlich machen wir uns alle welche. Ständig. Nur die Quantität ist bei Frauen eben deutlich höher. Und – sagen wir es mal vorsichtig – die räumliche und zeitliche Anordnung. Schön „einer-nach-dem-anderen“ ist eben viel leichter zu sortieren als „alle-auf-einmal“.
    Was dazu führen kann, dass irgendwann alles drunter und drüber geht. Oder permanent. Ist ja auch nicht einfach, ständig alle möglichen Auswirkungen von etwas zu überdenken, das womöglich gar keine Auswirkungen hat. Oder haben könnte. Oder vielleicht doch irgendwann haben wird. Oder irgendwie so ähnlich…
    Bekannte Psychologen nennen so etwas dann „Depressionen“ und bauen davon schmucke Villen in teuren Vierteln. Die meisten Männer können sich das nicht einmal vorstellen. Zumindest die „reinrassigen“ nicht. Denn zu allem Überfluss gibt es sie eben nicht: diese totale Trennung zwischen männlichen und weiblichen Verhaltensmustern. Eher jede prozentual vorstellbare Mischform. Kompliziert?
    Noch viel komplizierter. Doch nur in der extremen Vereinfachung halten sich beliebte Mann/Frau-Vorurteile so heftig und ausdauernd. Sie werden künftig ohne auskommen müssen.
    Schade drum. Wäre für Sie und mich einfacher gewesen. Denn… es war erstmal alles andere als einfach.

Dramatischer Epilog
    Es liest sich wirklich sehr dramatisch. Aber es ist und war so, nicht mehr und nicht weniger. Und Sie haben es sicher längst geahnt: Falls Sie das hier lesen – dann ist aus meinem „girls Game“ Realität geworden. Und endlich auch die Frau, die ich
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