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Girls Game

Girls Game

Titel: Girls Game
Autoren: Bernd Bitzer
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unglaublich angenehm.
    Ich schaffe den Weg auf Natalies Behandlungsliege gerade noch mit den weichsten Knien seit der längst vergessenen Abitursprüfung.
    „Nur noch ein paar, wir sind gleich fertig“. Ich bin es schon lange. Mit schmerzhafter Geschwindigkeit zupft Natalie meine ausufernden Augenbrauen in Form. Direkt über der Nase, einer meiner empfindlichsten Stellen, wird es ihr dann zuviel. Jetzt wird Warmwachs notwendig. Hört sich beruhigend an und ist es erstmal auch. Ein kurzer Ruck und die letzten störenden Haaransätze sind ausgerissen. Autsch! Angenehm fühlt sich wirklich ganz anders an. Es folgt mit professioneller Routine Grundierung und Make-up, die Augen dezent schattiert, sehr zurückhaltend.
    Soll ja „echt“ aussehen.
    Und ich, in permanentem Kampf gegen den unausweichlichen Blinzelreflex bei Annäherung grosser dunkler Gegenstände an mein weit geöffnetes Auge. Alles eine Frage der Gewöhnung, sagt die Stimme aus dem Off. „Augen bitte zu!“ Es wird dunkel hinter geschlossenen Lidern und bietet mir Gelegenheit, den dadurch um so erstaunlicheren Effekten zarter Berührungen durch flinke Finger und Pinselchen nachzuspüren. Kaum zu beschreiben und ein unvergleichliches Erlebnis. Und leider viel zu früh zu Ende.
    „Wir sind fertig. Jetzt noch die Haare!“ Unter meiner Mähne staunt mich mein zweites Ich aus dem Spiegel an. Ich staune zurück und versuche meinem überlasteten Gehirn den verrückten Anblick schonend beizubringen. Was da auf unendlich langen Beinen vor dem Spiegel stöckelt… bin ich! Die beiden Mädels kichern über die spürbare Begeisterung der „Neuen“, Rebecca knipst sich die Finger wund und der Mann in mir hat sich gerade vollständig verabschiedet.
    Der Effekt ist ungeheuerlich. Ein bisschen Form an den richtigen Stellen. Ein bisschen Farbe an ein paar anderen… und das Ergebnis im Spiegel macht mich derartig an! Und wie! Blinzelt mir zu. Streicht sich verlegen eine Strähne aus dem Gesicht. Flirtet mit mir!





Alle meine Macho-Rezeptoren stehen auf „Go“. Ich fasse es nicht! So erschreckend einfach funktioniert das also!
    Männer können so sagenhaft simpel sein.
    Er ist nicht nur ein Mann. Er ist ein bösartiges, bewaffnetes Bollwerk zwischen mir und zuhause. Und ich siede im eigenen Saft, eingezwängt zwischen Korsett und Kontursitz. So hat es sich seit der Kindheit nicht mehr angefühlt – diese umfassende, unfassbare Angst vor dem Entdecktwerden, dieses verrückte Brennen hinter den Augen, dieses…
    Prüfend wirft der Schweizer Zöllner einen weiteren Blick in das schwarze, bollernde Gefährt zu seinen uniformierten Füssen. Dann, ein feines Lächeln verzaubert den gepflegten Oberlippenbart, eine Hand geht zum angedeuteten Gruss an die adrette Mütze, die andere winkt mit elegantem Schwung die Durchfahrt frei. Ich bin durch.
    Ich lächle zurück.
    Ich liebe ihn.

Eine haarige Angelegenheit
    Wie machst Du‘s denn?“ Da ist sie wieder. Diese Frage mit diesem unnachahmlichen Gesichtsausdruck. Irgendetwas zwischen vorgetäuschtem Mitleid, bitterer Selbsterfahrung und kaum verhaltener Schadenfreude. Den Ausdruck kenne ich. So kamen einem vermeintliche Schulfreundinnen aus der soeben absolvierten Abitursprüfung entgegen. In den verkniffenen Mundwinkeln noch die „Ich-bin-gerade-durch-die-Hölle-gegangen-Erfahrung“.
    In den Augenwinkeln aber schon dieses gemeine „Und-Du-musst-da-noch-durch-Grinsen“.
    Ich hab‘s gehasst. Gefürchtet. Und irgendwie geahnt, dass es eines Tages wieder soweit sein würde. Jetzt ist er da, dieser Moment. „Wie machst Du‘s denn?“ Ja, wie denn? Kein blasser Schimmer! Nur die dunkle Ahnung, dass der lebenslang dichte Bewuchs auf allen denkbaren Hautpartien wohl so ohne weiteres nicht das Feld räumen würde. Im Gegenteil. Es würde hart werden. Ein gnadenloser Kampf, Haar um Haar, Wurzel um Wurzel.
    Und es würde weh tun. Sehr, sehr weh tun! Erstaunlich, welch‘ umfangreiche Informationsmenge bei Frauen in einem Augenaufschlag enthalten sein kann:



Gigabytes in Sekundenbruchteilen. Vielleicht kann ich diese Erkenntnis irgendwann zumindest ein bisschen positiv verwerten. Nobelpreis oder so.
    Jetzt sicher nicht. Im Moment kriecht mir die unangenehm kribbelnde Einsicht langsam, ganz langsam den behaarten Rücken hinauf, dass meine nun süffisant lächelnde Informantin schon deutlich mehr weiss, als ich auch nur ahne. „Also wie nun? Epilieren? Wachsen? Lasern?“ Ich bin verwirrt. Die Sorte Verwirrung, die sich in
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