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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma
Autoren: Douglas Coupland
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immer wir als nächstes zu werden bestimmt sind?
    Selbst wenn ihr dazu an Straßenecken bellen müßt - tut es, ein ums andere Mal lauter als zuvor. Ihr müßt Zeugnis ablegen. Es gibt keine andere Wahl.
    Was ist Bestimmung? Gibt es einen Unterschied zwischen individueller und kollektiver Bestimmung? ›Ich wußte immer, daß ich mal Filmstar werde.‹ ›Ich wußte immer, daß ich dazu bestimmt war, zu morden.‹ Ist Bestimmung etwas Artifizielles? Ist sie etwas einzigartig Menschliches? Woher stammt die Bestimmung?.
    Ihr werdet ewig Heimweh haben, denn ihr lauft bis zum Ende durch einen kalten Bahnhof und flüstert seltsame Gedanken über das Leben in die Ohren von Kindern. Ihr werdet euch immer ein wenig gehetzt fühlen, als würdet ihr verschüttete Menschen retten und ertrinkende Pferde aus dem Wasser ziehen. Man wird euch für verrückt halten. Es kann euch sehr wohl passieren, daß ihr mit Schaum vor dem Mund in einer kanadischen Drogenklinik landet und euch mit Leuchtmarker Ideen auf eure Schenkel schreibt, die knochig sind, weil ihr das Land zu Fuß durchkämmt habt. Eure Augen werden immer schmerzen, als hättet ihr in die Sonne gestarrt, und euer Körper wird sie scheinbar kühlen wollen, indem ihr den Mond anglotzt. Es gibt nicht genug Worte für ›verändern‹. Ihr werdet neue erfinden.«
    »Wir werden verrückt werden!« schreit Hamilton. »Nein. Ihr werdet immer klarsichtiger werden.“
    »Nein - wir werden einfach komplett verrückt werden.«
    »Hast du das nicht immer gewußt, Hamilton? Hast du all die Jahre nicht unter deinem ganzen Zynismus immer gewußt, daß es eines Tages auf harte Arbeit hinauslaufen wird? Na?« Hamilton und die anderen malen sich ihr neues Leben aus. »Und ihr macht euch Gedanken darüber, was die Leute von euch halten werden? Als ob die das interessiert! Doch ihr kennt die Wahrheit - oder zumindest werdet ihr immer auf dem Weg dorthin sein. Es spielt keine Rolle, wie albern, verrückt oder extrem ihr werdet. Es gibt keinen anderen Sinn. Das ist alles.«
    Hamilton schließt die Augen. Glimmerstaubkörnchen fallen vom Himmel und lassen sein Gesicht glitzern. »In eurem alten Leben hattet ihr nichts, wofür ihr leben konntet. Jetzt habt ihr etwas. Ihr habt nichts zu verlieren und alles zu gewinnen. Geht los und macht das Land für eine neue Zivilisation bereit - nehmt eure Äxte, Sensen und Gewehre mit. Ich weiß, daß ihr die nötigen Fähigkeiten habt Sprengstoffe, Medikamente, Technik, Medienkenntnisse und die Fähigkeit, euch zu tarnen. Wenn ihr nicht jeden wachen Moment eures Lebens damit verbringt, den Charakter der Welt radikal neu zu überdenken - wenn ihr nicht jeden Moment darauf verwendet, den Kadaver der alten Ordnung abzukochen dann verschwendet ihr eure Zeit.« Das Wasser, das unter uns in den Ablaufkanal fließt, steht plötzlich still, aber niemand bemerkt es. Einem nach dem anderen trete ich meinen Freunden von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    »Pam, du hast harte Arbeit vor dir. Jeder Moment deines Lebens wird von jetzt an Arbeit sein, ohne Wenn und Aber. Es ist, als müßtest du einen riesigen Baum ausgraben und die Wurzeln entwirren, die von dunklen, unterirdischen Mächten kompliziert verknotet wurden. Kannst du das? Bist du dazu in der Lage?«
    »Ja.«
    »Hamilton - du darfst nicht mehr so tun, als wärst du ein Kind, das in einem alternden Körper gefangen ist. Du darfst dich der Bedeutung und der Verantwortung des Erwachsenendaseins nicht mehr entziehen. Kannst du das? Bist du dazu in der Lage?«
    »Ja.«
    »Wendy, keine Ausreden: keine Medikamente, kein Schlaf, kein Alkohol, keine Überstunden, keine Monotonie, keine Rückzugsmöglichkeiten, keine Bemühungen, die Zeit verschwinden zu lassen. Du hast einiges vor dir. Kannst du das? Bist du dazu in der Lage?“
    »Bin ich. Aber was ist mit dem Baby?“
    »Vielleicht schaffst du es nicht, die Welt aus eigener Kraft zu ändern, aber unser Kind wird dazu fähig sein - ebenso wie Jane. Ihr werdet ihre Lehrer sein, und dann werden sie euch lehren.
    Linus - wenn du zurückkehrst, wird die Welt nicht zu deinen Lebzeiten untergehen. Darauf kannst du dir nichts mehr einbilden. Aber du wirst dich auch nicht mehr von zuviel Freiheit erschlagen fühlen. Bist du bereit, dich zu ändern mitzumachen -, ein Teil dessen zu werden, was als nächstes kommt?«
    »Ja.«
    »Megan - wenn nötig, wirst du dich gegen die Überreste der, Geschichte auflehnen und sie zerstören, die Vergangenheit töten müssen - wenn sie der
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