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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma
Autoren: Douglas Coupland
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wir -, sie betrachteten uns und unsere Freiheit, die andere für uns- erkämpft hatten, und diese Menschen erwarteten von uns, daß wir, die Privilegierten, die Menschheit auf die nächste Stufe führten zu neueren, smarteren, innovativen Denk- und Lebensweisen. Sie richteten ihre Augen auf uns und hofften, wir hätten eine Ahnung, was ... als nächstes kommt.« Wendy niest dreimal mit einem Geräusch, als habe jemand eine Pistole abgefeuert. »Gesundheit«, sage ich. »Und Gott segne euch alle.« Das Licht am Himmel ist taghell. »Waren wir denn nicht auch damit gesegnet, daß uns das Leben Optionen bot - und haben wir sie nicht völlig ignoriert? Wie unerwünschte Weihnachtsgeschenke, die man in der Abstellkammer versteckt. Was war die Essenz dieses Lebens ?... Ein ausgekochtes Schlitzohr-Videos. Statt der Suche nach Inspiration und intellektuellen Impulsen gab es für uns ... Lorazepam. Und Überstunden. Und Johnny Walker. Und Schweigen. Und - ich meine, Leute, schaut euch die Situation doch bloß an. Es ist ja nicht so, daß ich in irgendeiner Weise besser gewesen wäre. Ich habe nie weiter als bis zu meiner eigenen Schwanzspitze gesehen.«
    »Komm mal zum Punkt«, sagt Richard. Er weiß, daß die Antwort kurz bevorsteht.
    »Dieses letzte Jahr - wenn ihr euch Mühe gegeben hättet, wäre euch sogar noch klarer geworden, wie zwecklos es ist, die Welt verändern zu wollen, wenn nicht alle anderen auf der Erde mitmachen. Ihr habt die Auswirkungen von sechs Milliarden Katastrophen gesehen, gerochen und getrunken sechs Milliarden Katastrophen, die nur sechs Milliarden Menschen in den Griff bekommen können.
    Vor tausend Jahren wäre das noch anders gewesen. Wenn vor tausend Jahren die Menschen plötzlich vom Erdboden verschwunden wären, hatte sich der Planet über Nacht ohne weitere Schäden wieder erholt. Außer vielleicht ein paar Beulen dort, wo die Pyramiden standen. Vor hundert Jahren - vor fünfzig Jahren sogar - wäre die Welt ohne Menschen auch noch ganz gut wieder genesen. Aber jetzt nicht mehr. Wir sind zu weit gegangen. Das einzige, was jetzt noch bewirken kann, daß die Welt sich reibungslos immer weiter dreht, sind menschliche Anstrengungen, die dem freien Willen entspringen. Nichts anderes. Deshalb ist uns in den letzten paar Jahren die Welt so groß vorgekommen und die Zeit so verkorkst. Der Grund dafür ist, daß die Erde jetzt vollkommen uns gehört.«
    »Die ersten Siedler - sie haben die Welt erobert«, sagt Linus leise.
    »Das haben sie, Linus. Die Neue Welt ist nicht mehr neu. Mit der Neuen Welt - dem amerikanischen Kontinent - ist es vorbei. Die Menschen haben nicht bloß die Herrschaft über die Natur. Es ist mehr als das. Die Menschen und die Welt sind jetzt ein und dasselbe. Die Zukunft und das, was auch immer nach dem Tod mit euch geschehen mag - alles ist miteinander verschmolzen. Der Tod ist kein Notausgang mehr wie früher.«
    »Na so was«, sagt Hamilton.
    »Eure Bestimmung ist jetzt ausgereift genug, um euch mit eurer Unfähigkeit zur Ehrfurcht zu konfrontieren. Sie ist jetzt mächtig genug, daß ihr euch der Aufgabe stellen könnt, Individuen zu sein.«
    Die Meteoriten verschwinden, und der pulsierende weiße Himmel wird schwarz, als hätte man den Stecker rausgezogen. Richard fragt mich: »Jared, warte mal - warte warte warte. Das geht mir zu schnell. Vor einer ganzen Weile hast du gesagt, wir könnten in die Welt zurückkehren. Was hast du damit gemeint - die Welt, wie sie vor ... all dem hier war?«
    »Du hast's erfaßt, Richard. Ihr könnt in die Welt zurückkehren, wie sie damals war - am Morgen des 1. November 1997. Den großen Schlaf wird es nicht gegeben haben, und euer Leben wird - zumindest am Anfang - weitergehen wie zuvor.«
    »Quatsch«, sagt Wendy. »Keineswegs.«
    »Jared - vergessen wir dann dieses ganze vergangene Jahr? Den Schlaf?« fragt Linus. »Verliere ich die Bilder vom Himmel, die du mir geschenkt hast?«
    Ich sage: »Du wirst dich an jede Einzelheit erinnern, Linus: an alles, was du verloren hast, und an alles, was du gewonnen hast.«
    »Jane«, sagt Megan, »was ist mit Jane?“
    »Jane wird gesund sein.«
    »Mein - unser - Baby ...«, stößt Wendy hervor.
    »Wird geboren«, sage ich. »Und Hamilton und Pam, ihr werdet clean sein.«
    Alle schauen mich mit großen Augen an - alle außer Karen. Karen hat sich von der Gruppe zurückgezogen, kaut auf dem Finger, holt tief Luft, schließt die Augen und preßt Arme und Beine so eng wie möglich an den Körper - als
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