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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
Autoren: St John Greene
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zwei Jahren hat sich vieles verändert. Als Rachel, meine Ghostwriterin, mich kürzlich fragte, welchen Urlaub ich als Nächstes plante, überraschte ich sie mit der Äußerung: »Las Vegas und Grand Canyon.«
    »Aber das steht nicht auf der Liste«, sagte sie. »Ich hätte erwartet, Sie sagen Schweiz oder vielleicht Australien.«
    »Es steht nicht auf Kates Liste«, erwiderte ich. »Aber auf meiner. Ich möchte Amerika erforschen, in Las Vegas richtig einen draufmachen, Scheibenschießen und auf einem ungesattelten Pferd durch den Grand Canyon reiten. Davon habe ich immer schon geträumt.«
    »Wusste Kate davon?«
    »Nein, darüber haben wir nie gesprochen. Ich weiß, dass Kate mitgekommen wäre, wenn ich sie gefragt hätte, und sie hätte ihren Spaß gehabt und irgendwann auch Interesse daran entwickelt, aber es war nicht wirklich ihr Ding.«
    »Und … mit wem werden Sie die Reise machen?«
    »Ich werde sie allein machen«, antwortete ich überzeugt. »Ich werde die Freiheit genießen und auf diese Weise Zeit finden, über die Zukunft nachzudenken. Im Moment habe ich das Gefühl, mich in einem Kreisverkehr mit ganz vielen Ausfahrten zu bewegen, ohne zu wissen, welchen Weg ich einschlagen soll. Ich möchte meine Firma ausbauen, habe im Haus noch jede Menge zu erledigen, wünsche mir, dass die Jungs unabhängiger werden, aber mir dennoch nah bleiben, ich wünsche mir eine glückliche Familie und möchte in meinen Beziehungen keine gravierenden Fehler machen. Auf meinen Schultern trage ich viel Verantwortung. Oft wünsche ich mir, ich könnte Kate fragen: ›Was soll ich als Nächstes tun?‹ Sie redet mit mir, und ich höre ihr zu, wenn sie mir sagt, ich soll die richtigen Entscheidungen treffen, aber ich weiß nicht, welche das sind. Ich denke, es täte mir gut, von dem allen wegzukommen, bevor ich meinen nächsten Schritt plane.«
    Zu dieser Zeit hatte ich die Anfänge meiner Liste bereits im Kopf, dazu gehörten teils Vorhaben für mich und für die Jungs, teils auch Dinge, die ich nicht vergessen durfte. Jetzt musste ich sie niederschreiben, und das aus mehreren Gründen.
    Natürlich musste ich ganz praktisch Vorkehrungen für Reef und Finn treffen, für den Fall, dass mir etwas passieren sollte. Ich musste meinen Lieben meine Wünsche mitteilen und Anweisungen hinsichtlich der Fürsorge der Jungs und der Finanzen hinterlassen. Dies war der leichte Teil, dessen Details ich auch für mich behalten werde.
    Meine Liste musste aber auch geschrieben werden, weil die Zeit so rasch voranschreitet und wir alle auf die eine oder andere Weise seit Kates Tod erwachsener geworden sind. Die Jungs sind nun sechs und sieben, und ich sehe bereits, wie sie sich von zwei kleinen frechen Jungs zu gesetzteren, eloquenten und unterhaltsamen kleinen Burschen entwickeln. Im März dieses Jahres (2012) werde ich sechsundvierzig und empfinde sehr akut, wie schnell die Zeit vergeht. Außerdem weiß ich, wie unerwartet schnell das Leben zu Ende sein kann und wie wichtig es ist, darauf vorbereitet zu sein und keine Gelegenheit ungenutzt zu lassen. Ich kann mir die Jungs bereits als Teenager und junge Männer vorstellen und möchte, dass sich das in meiner Liste niederschlägt.
    Ich bin so stolz auf Reef und Finn, sie sollen wissen, dass ich ihre Mummy genauso geliebt habe wie sie mich und sie beide das Wichtigste sind, was wir hervorgebracht haben.
    Kates Tod war ein Katalysator, noch mehr als je zuvor aus meinem Leben zu machen. Ich bin so froh über die wunderbaren gemeinsamen Jahre voller Abenteuer, aber ich wünschte, wir hätten noch mehr erlebt. Ich wünschte, wir hätten mehr Urlaube gemacht, noch mehr von der Welt gesehen und noch mehr Kinder bekommen. Mit Kate gibt es kein gemeinsames Leben mehr, aber ich kann mein Leben noch immer voll ausschöpfen, und genau das habe ich vor, wobei ich Reef und Finn weiterhin vorlebe, dasselbe zu tun.
    Gib den Jungs zwei Küsse zu schreiben war ein Liebesdienst. Ich schrieb dieses Buch zum Andenken an Kate und das wunderbare Leben, das wir gemeinsam hatten, und ich habe die Arbeit daran zutiefst genossen, obwohl ich über lange Strecken nur vor mich hin geheult habe. Es war ein unglaublich rührender Augenblick, als die Arbeit an dem Buch abgeschlossen war, denn damit hatte ich einen emotionalen Schlussstrich unter die Vergangenheit gezogen. Für mich symbolisiert es das Ende meines Lebens mit Kate und den Anfang meines neuen Lebens ohne sie.
    Solltest du über mich wachen, Kate, dann schau mir
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