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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
Autoren: St John Greene
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Tisch deckte.
    »Nein, Finn, wir können alle gemeinsam am Tisch sitzen und uns darüber unterhalten, was jeder von uns heute gemacht hat, danach, wenn ihr aufgegessen habt, dürft ihr ein wenig fernsehen. Aber jetzt wascht euch bitte die Hände und setzt euch.«
    »Nicht fair!«, beschwerte er sich, verschränkte die Arme und zog protestierend eine Schnute.
    Reef wusch sich folgsam die Hände und umkreiste argwöhnisch den Tisch, wobei er die sechs Stühle ins Visier nahm.
    »Warum haben wir sechs Stühle, obwohl wir nur zu dritt sind?«, fragte er.
    »Weil manchmal vielleicht eure Freunde zum Abendessen kommen oder wir ein Sonntagsessen für Großpapa kochen, um uns für all die Sonntagsessen zu bedanken, die er für uns gekocht hat, oder Nanny und Opi wollen kommen und mit uns essen, oder auch Ruth oder Matt oder Ben …«, sagte ich, während ich das Essen verteilte.
    »Das würde Mummy gefallen, Daddy«, sagte Reef.
    »Ja, sie hätte ihre Freude daran.«
    Finn hatte sich jetzt mit uns an den Tisch gesetzt und seine mürrische Miene abgelegt. »Wie viele Freunde dürfen wir zum Abendessen einladen?«, wollte er wissen.
    »Drei, du Dummie!«, erwiderte Reef und deutete auf die drei leeren Stühle.
    »Jeder drei?«, scherzte Finn und schlug sich dabei auf die Schenkel.
    »Nein«, sagte Reef ein wenig verärgert. »Das wären ja neun! Jeder von uns kann nur einen Freund einladen!«
    Ich wollte den Jungs lieber nicht erklären, wie ungeheuer wichtig dieser Tisch Mummy gewesen war. Manchmal sprechen Taten lauter als Worte, überlegte ich, als ich Reef und Finn dabei zusah, wie sie ihre Spaghetti aufsaugten. Dass wir hier zusammensaßen, war viel wichtiger als Erklärungen, wieso und warum wir alle hier im Gedenken an Kate um diesen Tisch saßen.
    Die Jungs alberten ein wenig herum und verteilten beim Essen die Spaghettisoße um ihre Münder, aber sie wussten, dass ich ein Auge auf sie hatte, und übertrieben es nicht. Tadeln wollte ich sie nicht. Es war so ein großes Privileg, hier zu sitzen und diesen Moment mit ihnen zu teilen, und ich war Kate überaus dankbar, die uns dies ermöglicht hatte.
    Als wir mit unserer Mahlzeit fertig waren, klopfte es an der Tür, und zu meiner Überraschung stand Ali auf der Schwelle.
    »Haben Sie meine SMS bekommen?«, fragte sie.
    »Welche SMS? Nein, ich habe gekocht! Kommen Sie rein«, erwiderte ich.
    Ich freute mich wirklich sehr, sie zu sehen, und lud sie ein, sich mit an den Tisch zu setzen, wo die Jungs noch ihre Teller leer aßen. Sie grinsten sie an wie Comicfiguren mit ihren Tomatensoßenmündern, und Ali und ich mussten beide lachen.
    »Sind Sie hungrig? Es ist noch genug da, wenn Sie gern mitessen möchten«, bot ich ihr an.
    »Nein, das ist sehr freundlich, aber ich kann nicht lang bleiben«, erwiderte Ali und zog einen Stuhl heraus. »Oh, der ist aber komfortabel – was für ein hübscher Tisch! Aber eine Tasse Tee wäre großartig, sofern ich nicht störe.«
    Ich wollte ihr gerade versichern, dass sie ganz und gar nicht störte, und sie den Jungs richtig vorstellen, aber sie kamen mir auf die ihnen eigene Weise zuvor.
    »Bist du Daddys Freundin?«, fragte Finn charmant.
    »Ja«, sagte sie lächelnd. »Und du musst Finn sein, ich bin Ali.«
    »Daddy darf einen Freund zum Abendessen einladen«, ergänzte Finn zustimmend. »Wir haben jetzt genügend Stühle!«
    »Nur einen einzigen?«, fragte Ali und zog verwundert die Stirn kraus.
    »Es ist so«, führte Reef geduldig aus. »Wir haben jetzt sechs Stühle, wovon ich, Daddy und Finn drei belegen und somit drei übrigbleiben. Wenn Mummy noch leben würde, wären vier Stühle besetzt und zwei übrig, da könnte Daddy also keinen Freund einladen, sondern nur ich und Finn. Aber Mummy ist nicht da, und Mummy wollte, dass Daddy und wir einen hübschen großen Tisch bekommen, und Mummy hat sich auch für Daddy eine neue Freundin gewünscht.«
    Ali sah mich sprachlos an.
    »Mir war nicht klar, dass er das alles weiß, aber er hat absolut recht«, sagte ich und verdrehte spielerisch die Augen, anschließend schaute ich aus dem Fenster und hoch zum Himmel. »Danke, Kate«, sagte ich laut und ergänzte still in Gedanken: »Danke für absolut alles.«

EPILOG
    Nachdem ich so viele Leute dazu gedrängt habe, eine Liste zu schreiben, wurde mir klar, dass ich selbst auch eine schreiben sollte.
    Kurz nach Kates Tod bestand keine Eile dazu, da ich ja ihre Liste hatte, die einen Großteil meines wie ihres Lebens spiegelte. Nach nunmehr
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