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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
Autoren: St John Greene
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Abenteuerwelt vordringt, worüber die Jungs absolut begeistert waren.
    Den Dachboden werden wir irgendwann als einen Ruhebereich mit Sitzsäcken, Büchern und Computerspielen für die Jungs ausstatten, und zweifellos wird er, wenn später alle ihre Spielsachen verschwunden sind, zu ihrer Teenagerhöhle werden. Auf diese Weise ist der Raum wesentlich besser genutzt als vorher, und Kate hätte sicher nicht gewollt, dass unser alter staubiger Krempel den Dachboden verstopft. Ein paar kostbare Erinnerungsstücke wie Kates Hochzeitskleid und einige kleinere Andenken verwahrte ich im Stauraum des Dachbodens, mehr brauchte ich nicht. Meine Erinnerungen trage ich vorwiegend im Kopf und in meinem Herzen, wo für sie immer genügend Platz sein wird.
    Mein Date mit Ali lief gut, und das auf sehr lustige Weise. Wie sich herausstellte, wusste sie bereits eine Menge über mich, da sie ein paar Geschichten in der Lokalzeitung gelesen hatte und sich auch erinnerte, mich und die Jungs im Fernsehen gesehen zu haben. Ich war froh, nicht ganz von vorn anfangen und ihr alles über Kate erzählen zu müssen, und bald schon plauderten wir, als würden wir uns schon ewig kennen.
    Zu meiner Freude erzählte sie, dass sie gern Jetski fahre, als alleinerziehende Mutter jedoch nicht oft Gelegenheit dazu habe. Da sie außerdem sehr humorvoll war, fühlte ich mich in ihrer Gegenwart sehr wohl und wurde schnell warm mit ihr. Als sie mich nach ein paar Drinks fragte: »Sind Sie froh, dass Kate die Liste geschrieben hat?«, reagierte ich nicht im Geringsten pikiert.
    »Ja«, antwortete ich und freute mich über die Gelegenheit, eine offenbar doch recht verbreitete irrige Vorstellung korrigieren zu können – dass Kate nämlich die Liste allein verfasst und mir dann auf ihrem Sterbebett präsentiert hatte. »Eigentlich haben wir sie gemeinsam verfasst«, erzählte ich Ali und holte tief Luft. »Wir standen dabei unter extremem Stress, und im Nachhinein betrachtet, hätten wir noch einiges ergänzen können. Ich habe zu der Zeit fest daran geglaubt, dass sie es schaffen würde, und war überzeugt, wir würden die Liste gar nicht brauchen. Hätte ich der Realität ins Auge geblickt, wäre sie sicher umfassender ausgefallen. Ich denke, dass jeder eine solche Liste schreiben sollte.«
    »Wieso?«, wollte Ali wissen und sah mich mit ihren smaragdgrünen Augen fragend an.
    »Nun, sie hat mir sehr geholfen und mir Halt gegeben«, sagte ich. »Ich hatte in ihr einen Bezugspunkt, wenn ich mich in der Trauer verlor, und viele der Dinge, die Kate mich zu tun gebeten hat, hab ich mit Vergnügen gemacht, auch wenn sie nicht immer perfekt gelungen sind. Aber Reefs Geburtstagsparty war zum Beispiel ein voller Erfolg. Kate hätte den Mund aufgerissen vor Staunen, wie ich sie organisiert und durchgeführt habe. Die Wohnwagenurlaube, die ich machen sollte, könnten mit etwas Übung besser werden, aber ich bin froh, sie überhaupt gemacht zu haben. Dass ich mich immer wieder der Liste zuwenden konnte, hat mich weitermachen lassen und mir das Gefühl gegeben, weniger allein zu sein.«
    Ali lächelte, schien mit meiner Antwort aber nicht ganz zufrieden zu sein, weshalb ich mich genötigt sah, ihr zu versichern, dass die Liste mich keinesfalls in der Vergangenheit festhielt.
    »Ich klammere mich nicht an die Vergangenheit«, erklärte ich ihr. »Seit ich Kate verloren habe, habe ich mich sogar schon in einigen Punkten verändert. Die Liste hilft mir, mit der Vergangenheit und der Zukunft zurechtzukommen.«
    Ali sah mich erwartungsvoll an.
    »Inwiefern haben Sie sich verändert?«, hakte sie nach.
    Ich überlegte kurz und sagte dann, dass ich mir die Dinge nicht mehr zu sehr zu Herzen nehme.
    »Früher hat Kritik mich immer in meinen Grundfesten erschüttert«, erläuterte ich. »Aber jetzt zucke ich nur mit den Achseln und denke mir: ›Es ist mein Leben.‹ Ich bin ein bisschen härter geworden und kann Dummköpfe nicht ertragen … aber manche Dinge haben sich überhaupt nicht verändert. So habe ich noch immer ein großes weiches Herz und bin erstaunlich romantisch.«
    Da musste Ali lächeln.
    »Freut mich, das zu hören«, frotzelte sie. »Und wo ist mein Blumenstrauß?«
    »Sie werden sich gedulden und dann überraschen lassen müssen«, spottete ich. »Die besten romantischen Gesten kommen unerwartet – und sind viel besser als ein Blumenstrauß.«
    Sie gestand mir ihren Hang zur Romantik und dass sie nicht gern allein war, aber von ihren lebhaften Kindern auf
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