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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
Autoren: St John Greene
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Trab gehalten wurde.
    »Ich kann nicht behaupten, einsam zu sein, denn ich habe nie eine Minute für mich«, lachte sie. »Aber den Kindern hinterherzujagen ist nicht die große Erfüllung, oder?«
    »Ich weiß genau, was Sie meinen. Ich finde mich langsam damit ab, allein zu sein, aber als Alleinerziehender hat man es verdammt schwer.«
    »Wie kommen die Jungs zurecht?«, erkundigte sich Ali und ergänzte einfühlsam, »wenn ich Ihnen diese Frage stellen darf?«
    »Den Jungs geht’s hervorragend, und ich spreche liebend gern über sie. Sie sind schon ganz aufgeregt und freuen sich darauf, wenn das Haus ganz fertig ist. Sie sind unglaublich anpassungsfähig, ich bin wirklich stolz auf sie. Beide sind munter und verspielt, so gibt es bei uns jeden Tag was zu lachen. Für Brüder stehen sie sich wirklich sehr nah, außerdem nimmt Reefs Selbstvertrauen stetig zu.
    »Dann ist Finn wohl der von Natur aus Selbstsichere?«
    »Das könnte man so sagen.« Ich lachte. »Er kommt ganz auf mich. Aber im Moment bringt er mich manchmal auf die Palme, weil er zu jammern anfängt, wenn er Aufmerksamkeit sucht. Ich muss herausfinden, wie ich das unterbinden kann, anstatt mich davon nerven zu lassen. Vermutlich sollte ich mehr Geduld für ihn aufbringen, schließlich bin ich selbst jemand, der nach Aufmerksamkeit giert … Reef ist von Natur aus stiller und nachdenklicher. Im Moment vermisst er seine Mum. Das Problem ist, dass er dazu übergegangen ist, sie zur Schlafenszeit oft zu erwähnen, und ich komme nicht dahinter, ob es womöglich nur ein schlauer Schachzug ist, um das Lichtlöschen hinauszuzögern …«
    Ich unterbrach mich, weil mir plötzlich bewusst wurde, dass ich sehr aufrichtig war und vielleicht auch ein wenig abschweifte, obgleich ich die Möglichkeit genoss, mir einiges von der Seele zu reden. Ali sagte nichts, um die Pause zu füllen. Sie lächelte bloß und nickte, also fuhr ich fort.
    »Die Jungs kümmern sich beide um mich, wie ich mich um sie kümmere«, sagte ich. »Sie muntern mich auf und spüren genau, wenn es mir nicht gutgeht.«
    »Geht es Ihnen oft nicht gut«, tastete Ali sich vor. »Ich meine, eigentlich will ich Sie fragen, ob Sie über Kate hinwegkommen … ob Sie jemals über Kate hinwegkommen werden?«
    »Das ist die Million-Dollar-Frage. Das Sprichwort, dass die Zeit Wunden heilt, trifft zu. Mit der Zeit improvisiert man und passt sich an, um die Schwierigkeiten, allein zu sein und zu trauern, zu überwinden. Aber man muss den Schmerz rauslassen, und ich halte nichts zurück. Das heißt, es gibt eine Zeit und einen Ort für Tränen, und ich muss vorsichtig sein, damit ich vor den Jungs nicht zu viel weine, weil sie so jung und beeinflussbar sind. Ich bestimme die Momente, in denen ich in Selbstmitleid bade, aber zum Glück werden diese Momente immer seltener.«
    »Das freut mich zu hören«, sagte Ali freundlich.
    »Kates Liste hat mir dabei sehr geholfen«, ergänzte ich. »Kate hat so viel von sich zurückgelassen. Allem voran natürlich Reef und Finn. Aber sie hat auch ihr Herz mit in die Liste eingebracht und überall auf der Welt verteilt, zumindest das wird nie sterben.«
    Ich bemerkte, dass Ali Tränen in den Augen hatte, und unterbrach mich erneut, als ich merkte, dass auch ich den Tränen nah war.
    »Mein Gott, das tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »So etwas will man wohl kaum bei einem ersten Date hören!«
    »Einem Date?«, sagte Ali erstaunt. »Nun, vielleicht es ja auch nur der Beginn einer guten Freundschaft, wer weiß?«
    Mir gefiel ihre Haltung. Sie sagte mir, sie fühle sich geschmeichelt, dass ich ihr so viel anvertraut habe, und fragte, ob sie mir eine letzte Frage stellen dürfe.
    »Sie brauchen nicht zu antworten, wenn ich zu neugierig bin, Singe.«
    »Schießen Sie los.«
    »Okay, hier ist sie. Glauben Sie, Sie können je wieder eine Beziehung haben, so wie Kate das wollte? Ich meine, es ist nach einer Scheidung weiß Gott schon schwer genug, wie mag es denn erst sein, wenn man die Liebe seines Lebens verloren hat?«
    »Ich kann es«, sagte ich mit Nachdruck. »Ich habe darüber lang und intensiv nachgedacht, und ich möchte eines Tages wieder heiraten. Es überrascht mich selbst, das sagen zu können, aber es stimmt. Kate war meine Seelengefährtin, und durch die Liste lebt sie weiter, aber das Leben schreitet ohne sie voran. Vielleicht habe ich ja Glück und finde eines Tages eine andere Seelengefährtin.«
    Ich erfuhr an diesem Abend eine Menge über Ali, fühlte
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