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Gewitter über Emilienlund: Mittsommerglück (German Edition)

Gewitter über Emilienlund: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Gewitter über Emilienlund: Mittsommerglück (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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schien dem Unbekannten die Tatsache, dass er halb nackt vor ihr stand, nur wenig auszumachen.
    Unbeeindruckt musterte er sie. “Schwarz oder lieber mit Milch?”
    Annie konnte ihn nur anstarren, doch er erwiderte ihren Blick ungerührt. Ihre Wangen schienen von innen heraus zu glühen.
    Wie war sie nur in diese überaus merkwürdige Situation geraten?
    “Ihren Kaffee?”, wiederholte er, jetzt schon eine Spur ungeduldiger. “Trinken Sie ihn lieber schwarz oder mit Milch? Zucker habe ich keinen.”
    “Ähm …” Mühsam räusperte Annie sich. Ganz automatisch antwortete sie in derselben Sprache, in der sie angesprochen worden war: Schwedisch. “Schwarz bitte.”
    “Na, wer hätte das gedacht? Sie kann tatsächlich reden.”
    Annie blinzelte überrascht. “Wie bitte? Ich verstehe nicht.”
    Er wandte sich ab, kehrte aber kurz darauf mit zwei Tassen Kaffee zurück, von denen er Annie eine in die Hand drückte. “Hier, trinken Sie. Und dann sagen Sie mir, wie es Ihnen geht. Ich habe Sie zwar heute Nacht schon einmal kurz untersucht, aber auf den ersten Blick haben Sie wohl keine schwereren Verletzungen davongetragen. Glücklicherweise, wie ich hinzufügen muss, denn es dürfte sich als recht schwierig erweisen, einen Arzt aufzutreiben, sollten Sie einen benötigen.” Eine v-förmige Falte entstand zwischen seinen Brauen. “Dummerweise haben Sie Ihren Wagen nämlich nicht nur zielsicher im Straßengraben versenkt, Sie haben auch noch den Telefonmast umgefahren.”
    Annie zuckte zusammen und hätte um ein Haar die Kaffeetasse fallen lassen, die sie jetzt so fest umklammerte, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. “Oh Gott!”, stöhnte sie und schloss die Augen – eine schlechte Idee, denn im selben Moment zuckten Bilder durch ihren Kopf, die sie am liebsten vergessen hätte. Ihr Wagen, der mit unverminderter Geschwindigkeit auf den Straßengraben zuraste. Der Aufprall, und danach … Sie schluckte schwer, als Übelkeit in ihr aufstieg. Stöhnend lehnte sie sich gegen die Rückwand des Bettes.
    “Schon gut, Lady, das ist kein Grund, gleich in Ohnmacht zu fallen.” Stirnrunzelnd trat der Mann näher und musterte sie eindringlich. Offenbar hatte er ihre Reaktion gründlich missverstanden, denn schließlich seufzte er mürrisch und sagte: “Es dürfte offensichtlich sein, dass Sie Ihren Wagen nicht
absichtlich
zu Schrott gefahren haben. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass wir für wenigstens zwei Tage hier festsitzen. Die nächste größere Ortschaft befindet sich am anderen Ufer des Sees, und mein Boot hat sich anscheinend während des Sturms losgerissen. Wissen Sie, Sie können wirklich froh sein, dass ich gerade in der Nähe war. Wäre ich nicht zufällig Zeuge Ihres Unfalls geworden, hätten Sie da draußen wohl noch eine halbe Ewigkeit auf Hilfe warten können. Also, was ist nun? Kopfschmerzen? Übelkeit?”
    Langsam schüttelte sie den Kopf, obwohl es ihr alles andere als gut ging. Die Welt schien völlig aus den Fugen geraten zu sein. Das Zimmer um sie herum drehte sich im Kreis. Doch es waren keine direkten Auswirkungen des Unfalls, sondern eher die Folgen eines leichten Schocks.
    “Nein, nichts dergleichen”, murmelte sie schwach. “Ich denke, es ist alles in Ordnung.”
    Er brummte etwas Unverständliches, ging zum Fenster und öffnete es. Langsam klärte sich Annies Blick, obwohl sie nicht sicher war, ob das wirklich etwas Positives war, denn dadurch hatte sie jetzt Gelegenheit, seinen muskulösen Rücken zu betrachten. Schon spürte sie wieder, wie ihre Wangen heiß wurden, und blickte beschämt zur Seite.
    Klasse, Annie, du machst bestimmt gerade einen tollen Eindruck! Entweder läufst du knallrot an, oder du wirst kalkweiß. Prima Vorstellung!
    Allerdings war ihr nicht ganz klar, warum es sie überhaupt interessierte, was er von ihr hielt. Okay, sie hatte in ihrem bisherigen Leben nicht besonders viele Erfahrungen mit Männern gemacht, doch für gewöhnlich konnte sie recht gut damit umgehen, wenn ihr einer über den Weg lief. Auch wenn es sich bei ihrem
Gastgeber
– Annie fiel beim besten Willen kein besseres Wort dafür ein – zugegebenermaßen um ein verdammt attraktives Exemplar der Spezies Mann handelte.
    Fast war sie ein wenig überrascht darüber, dass sie das überhaupt zur Kenntnis nahm. Ihre neunzehnjährige Schwester Stephanie hatte einmal zu ihr gesagt, was Männer betraf, habe sie, Annie, Scheuklappen auf. Und so ungern sie sich das auch eingestehen
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