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Gewitter über Emilienlund: Mittsommerglück (German Edition)

Gewitter über Emilienlund: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Gewitter über Emilienlund: Mittsommerglück (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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wollte, in dieser Hinsicht hatte Steph sicher nicht ganz unrecht.
    Bei dem Gedanken schob Annie trotzig das Kinn vor. Was hatte sie denn schon groß verpasst? Doch allenfalls unbeholfene Annäherungsversuche auf dem Rücksitz von Brant Mathesons’ Wagen. Trotzdem hatten die Worte ihrer Schwester ihr wehgetan. War ein bisschen Respekt wirklich zu viel verlangt, nachdem sie für Steph und die Zwillinge auf so vieles verzichtet hatte?
    “Es ist ganz schön unhöflich, jemanden so anzustarren, wissen Sie das eigentlich? Allerdings würde es mir, für den Fall, dass ich an weiblicher Gesellschaft interessiert wäre, ziemlich zu schaffen machen, dass Sie direkt durch mich hindurchzuschauen scheinen, Lady.”
    “Annie.”
    Er hob eine Braue. “Wie bitte?”
    “Mein Name ist Annie.”
    Anstatt ihr, wie man es eigentlich hätte erwarten können, die Hand zu reichen, verschränkte er die Arme vor der Brust. Für einen Moment schien er tatsächlich zu überlegen, ob er ihr das Geheimnis seines Namens wirklich preisgeben sollte, ehe er sich schließlich doch dazu durchringen konnte. “Sie können mich Grey nennen.”
    Wie überaus gütig, dachte sie leicht verstimmt, ließ sich aber nichts anmerken. Sie atmete tief durch und räusperte sich. Angestrengt überlegte sie, was sie sagen konnte, um das angespannte Schweigen zwischen ihnen zu beenden. Doch obwohl es sicherlich mindestens eintausend Dinge gab, die sie unbedingt in Erfahrung bringen musste, war ihr Kopf augenblicklich wie leer gefegt.
    Himmel, konnte er sich nicht endlich etwas Anständiges anziehen? Der Anblick seiner muskulösen Oberschenkel in den schwarzen Shorts ließ ihren Mund trocken werden und wurde nur noch getoppt durch den durchtrainierten Oberkörper, um den ihn so mancher Bodybuilder beneidet hätte.
    Was war bloß mit ihr los? Hatte ihr Kopf bei dem Unfall mit ihrem Wagen vielleicht doch mehr Schaden genommen, als sie zunächst angenommen hatte?
    Plötzlich fiel ihr etwas ein, das er vor ein paar Minuten zu ihr gesagt hatte. Erst jetzt sickerte die Botschaft seiner Worte langsam in ihr Bewusstsein.
    Erschrocken blickte sie ihn an. “Meinten Sie das vorhin ernst? Dass wir hier festsitzen?”
    Grey nickte schlicht.
    “Aber das geht nicht!” Schlagartig wurde Annie blass, als ihr klar wurde, was das bedeutete. Ihre Zukunft, ihre Pläne! Sie hatte die einmalige Chance bekommen, ihr Leben zu verändern. Eine Gelegenheit wie diese bot sich ihr mit Sicherheit so schnell nicht wieder. Aber was würde es für einen Eindruck machen, wenn sie nun gleich mit mehreren Tagen Verspätung an ihrem Bestimmungsort eintraf? Grundgütiger, sie konnte ja nicht einmal jemanden erreichen, um ihre Unpünktlichkeit zu erklären!
    Flehend blickte sie Grey an. “Bitte, gibt es denn gar keine Möglichkeit, von hier wegzukommen? Haben Sie kein Handy oder vielleicht ein Funkgerät?”
    “Vergessen Sie’s. Mobiltelefone funktionieren hier draußen nicht, und ein Funkgerät besitze ich nicht. Es wird uns also nichts anderes übrig bleiben, als abzuwarten. Selbstverständlich steht es Ihnen frei, sich bis zur nächsten größeren Straße durchzuschlagen und dort zu warten, bis zufällig ein Wagen vorbeikommt, aber wenn Sie mich fragen, käme das schon einem Wunder gleich.”
    “Und was ist mit Ihrer Freundin? Die wird doch bestimmt nicht begeistert sein, dass eine wildfremde Frau hier gemeinsam mit Ihnen in der Hütte übernachtet.”
    Annie hatte geredet, ohne großartig darüber nachzudenken. Doch Greys eisiger Blick ließ sie ahnen, dass sie direkt in ein Fettnäpfchen getreten war. “Glauben Sie mir, niemand, der mich kennt, wird deshalb auf dumme Gedanken kommen”, erwiderte er kühl. “Mich selbst eingeschlossen. Außerdem kann ich Ihnen versichern, dass ich den dummen Zufall, der Sie und mich in dieser unmöglichen Situation zusammengeführt hat, mindestens ebenso sehr bedauere wie Sie, Annie.”
    Mit diesen Worten nahm er eine ziemlich verblichene Jeans aus dem Schrank, zog sie an und stapfte dann zur Tür hinaus, die mit einem solchen Knall ins Schloss fiel, dass Annie zusammenzuckte. Ein paar Minuten später hörte sie das gleichmäßige Geräusch einer Axt, die in ein Holzscheit geschlagen wurde.
    So langsam wurde Annie klar, dass die Tage, die sie in Greys Gesellschaft würde verbringen müssen, verdammt lang werden konnten. Und er schien nicht das geringste Interesse zu haben, es ihr für die Dauer ihres Aufenthalts einfacher zu machen. Ganz im Gegenteil!
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