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Gewitter über Emilienlund: Mittsommerglück (German Edition)

Gewitter über Emilienlund: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Gewitter über Emilienlund: Mittsommerglück (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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unbefestigte Straße fahren. Dummerweise waren ihm in seinem Leben bereits eine Menge Leute begegnet, die darüber eben
nicht
verfügten.
    Mit einem resignierten Seufzen nahm er die Öljacke vom Haken an der Tür und streifte sie über. Wenn er sich schon den Naturgewalten aussetzte, dann wenigstens in standesgemäßer Aufmachung.
    Eisig schlug ihm der Wind ins Gesicht, als er hinaus ins Freie trat. Grey fluchte unterdrückt. Was für ein Schwachkopf er doch war! Während eines solchen Unwetters vor die Tür zu gehen, grenzte an Wahnsinn. Aber wie konnte er einfach in die behagliche Wärme zurückkehren, ohne sich wenigstens zu vergewissern, dass sich nicht wirklich jemand in ernsthaften Schwierigkeiten befand?

1. KAPITEL
    A ls Annie erwachte, herrschte um sie herum vollkommene Stille. Sie schlug die Augen auf und sah sich neugierig um. Goldenes Sonnenlicht fiel durch das Fenster und zeichnete ein helles Rechteck auf den blank polierten Holzboden.
    Wo bin ich?, fragte sie sich unwillkürlich, seltsamerweise wenig überrascht, sich in einer völlig fremden Umgebung wiederzufinden. Vielleicht lag es daran, dass sie sich auf eine merkwürdige Weise an diesem Ort geborgen fühlte.
    Vorsichtig richtete sie sich auf. Holz. Eindeutig das dominierende Element des Raumes. Annie mochte Holz, hatte es schon immer gemocht. Holz war natürlich, lebendig. Kein anderes Material vermochte so sehr eine Atmosphäre der Behaglichkeit zu schaffen. Und hier schien tatsächlich fast alles aus Holz zu bestehen. Das Bett, in dem sie lag, der kleine Tisch in der Ecke, auf dem sich noch die Überreste eines kargen Frühstücks stapelten, und auch die Stühle und der rustikale Kleiderschrank, der beinahe eine gesamte Wand des Zimmers für sich einnahm.
    Sie stand auf und trat ans Fenster. Trotz ihrer leichten Kopfschmerzen begannen ihre Augen zu leuchten. Über der dichten Bewölkung und dem heftigen Regen des Vortages hatte sie beinahe vergessen, wie atemberaubend schön die Landschaft Südschwedens war. Strahlend stand die Sonne am makellos blauen Himmel, an dem sich einige harmlose Schäfchenwolken tummelten. Annie bemerkte, dass sie sich zwei Meter über dem Erdboden befand. Vermutlich war es eine umgebaute Lagerhütte, in der sie Unterschlupf gefunden hatte. Die Bauweise auf Stelzen war typisch, denn so wurden ungebetene Gäste – Tiere aller Art – davon abgehalten, sich über die Vorräte herzumachen.
    Eine sattgrüne Wiese mit farbigen Tupfern aus Rittersporn, Butterblume und Löwenzahn erstreckte sich unter ihr bis an das Ufer eines Sees, der so blau und klar war, dass Annie am liebsten sofort darin eingetaucht wäre. Die Wasseroberfläche schillerte in allen Regenbogenfarben, und Annie lachte vergnügt auf, als mit einem Mal eine Forelle daraus hervorbrach, nur um dann mit einem eleganten Bogen wieder einzutauchen.
    Zu gern hätte Annie mehr Zeit damit verbracht, die Schönheiten der unberührten Natur zu bewundern, doch zuvor musste sie erst einmal herausfinden, wo sie sich überhaupt befand. Und wie sie hierher gekommen war.
    Gähnend streckte sie ihre steifen Glieder, atmete dann aber scharf ein, als ein stechender Schmerz durch ihren Oberarm zuckte. Mit der freien Hand rieb sie sich über die schmerzende Stelle und entdeckte einen Bluterguss, der sich von der Schulter bis fast hinunter zum Ellbogen erstreckte. Es war irritierend, hatte sie doch nicht den blassesten Schimmer, wo sie sich diese Verletzung zugezogen hatte.
    Verflixt, was war hier eigentlich los?
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Inneren der Hütte zu. Es gab zwei Türen. Eine, direkt neben dem Fenster, führte ins Freie. Hinter der anderen vermutete Annie das Bad. Und eben jene zweite Tür öffnete sich in diesem Moment, und ein großer, breitschultriger Mann trat in den Raum. Er war damit beschäftigt, sein rabenschwarzes Haar mit einem Handtuch zu frottieren, doch das nahm Annie nur ganz am Rande wahr. Etwas anderes beanspruchte ihre Aufmerksamkeit viel mehr – dieser geradezu unverschämt gut gebaute Mann trug nämlich nicht mehr am Leib als enge Shorts!
    Erst jetzt wurde Annie bewusst, dass auch sie selbst nur äußerst spärlich bekleidet war. Ihr Rock und die altmodische hochgeschlossene Bluse hingen über dem Bettpfosten, sie hatte nicht mehr an als ein dünnes Hemdchen und einen Spitzenslip.
    Sofort spürte sie, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Mit einem Satz war sie wieder im Bett und bedeckte sich hastig mit dem Laken.
    Im Gegensatz zu ihr
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