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Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis
Autoren: L. Marie Adeline
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auch immer bekommst du einen dieser Anhänger?«, fragte er und las leise einige der Schritte vor: Großzügigkeit, Wagemut, Vertrauen. »Erinnert mich an die Pfadfinder.«
    »Ha, ja, so ähnlich«, sagte ich und schlüpfte aus dem Bett.
    »Welchen Anhänger gibt es, wenn ein Restaurant nach einem benannt wird?«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich.
    »Ich habe beschlossen, das neue Restaurant ›Cassie’s‹ zu nennen. Morgen wird ein Schild geliefert – und hier«, sagte er und holte ein Stück Papier aus seiner Jacke, die mit sämtlichen anderen Kleidungsstücken auf dem Boden lag. Er zeigte mir einen zusammengefalteten Prototyp der neuen Speisekarte. Den Kopf der Karte zierte der Schriftzug »Cassie’s« mit einem hübschen Schnörkel.
    Ich keuchte, war sprachlos. Dicke Tränen liefen mir die Wangen herunter. »Meinst du das ernst?«
    »Ich habe noch nie etwas ernster gemeint«, sagte er und küsste mich.
    »Ich weiß nicht … Ich kann nicht … Niemand hat jemals …«
    »Cassie, sag doch einfach nur danke. Und dann ziehen wir uns an und bringen dieses Event hinter uns.«
    »Ich sage jetzt noch nicht danke, sondern erst später, wenn wir wieder allein hier zu Hause sind.«
    »Daraus schließe ich, dass wir nicht allzu lange bleiben?«
    »Exakt.«
    Wir duschten, einer nach dem anderen, da meine Dusche zu klein für zwei Personen war. Später, als er mir den Reißverschluss meines Kleides schloss, fühlte ich mich gesegnet und – darf ich es sagen? – innig geliebt.
    Hätte ich gewusst, dass dies das letzte Mal sein würde, dass wir zusammen waren – ich hätte meine Wohnung niemals verlassen. Ich hätte ihn mir ganz sicher nicht so schnell vom Körper gewaschen, bevor ich in dieses wunderschöne, verfluchte Kleid schlüpfte.
    • • •
    Das Latrobe’s war ein hübsches Eckgebäude aus cremefarbenem Stuck, das sich im Herzen des French Quarter befand. Mit seinen geschwungenen Decken im maurischen Stil und der gedämpften Beleuchtung war es der perfekte Ort für eine Privatparty oder eine kleine, elegante Hochzeit, diskret und unauffällig. Es war also ungewöhnlich, eine lärmende Gruppe aus Reportern am Eingang zu sehen. Aber fünfzehn Millionen Dollar sollten an mindestens achtzehn verschiedene gemeinnützige Organisationen gespendet werden, deren Aufgabe darin bestand, Frauen und Kindern zu helfen, die misshandelt wurden, Hunger litten, vernachlässigt oder in anderer Form benachteiligt waren. Diese Geld konnte Leben verändern. Es war also eine große Sache, die eine breite Berichterstattung verdient hatte.
    Matilda kümmerte sich um die Presse. Wir sollten uns entspannen, uns unters Volk mischen und essen. Am nächsten Tag sollte das Komitee zusammentreffen. Dann würden wir sehen, wie viel Geld sich noch in der S.E.C.R.E.T. -Kasse befand. An diesem Tag wollte ich auch offiziell austreten, allerdings nicht, bevor ich jedem für mein Glück und mein tolles Leben gedankt hatte.
    Wir schlängelten uns an einer Gruppe von Menschen mit klickenden Kameras vorbei und betraten das schmale Foyer, das in den Speisesaal führte. Der Raum war gefüllt mit den prominentesten Vertretern der New Orleanser Ge sellschaft, einschließlich – sehr zu unserem Schrecken – eines gerade neu gewählten Bezirksstaatsanwalts Carruthers Johnstone. Er war offenbar allein da, wischte sich die Stirn und begrüßte Gäste; das alles in einem zu engen Smoking, mit seiner PR -Managerin neben sich, die Fragen beantwortete.
    »Ist es ein Problem für dich, dass er hier ist?«, fragte ich und zog Will von der bei Carruthers stehenden Menschenmenge fort. Die ganze Geschichte war nun fast einen Monat her. Während ich das süße Baby und eine sehr demütige Tracina häufiger besucht hatte, kam Will sich immer noch wie ein Trottel vor. Ich hoffte, dass seine Vorbehalte bald verschwinden würden, damit Tracina das Baby problemlos in das Café bringen konnte, nach dem es benannt war.
    Will warf Carruthers einen Blick zu und sagte: »Geht schon klar. Der arme Hund tut mir vornehmlich leid. Er muss jetzt das ganze Geschrei und Geheule ertragen … und hat auch noch ein Baby am Hals.«
    Die Neuigkeiten von Carruthers’ Techtelmechtel mit Tracina waren zu spät an die Öffentlichkeit gedrungen, um seine Wiederwahl zu beeinflussen. Dennoch hatten sie für ihn Konsequenzen. Es gab natürlich viele Fragen, die er größtenteils nicht beantwortete, während seine Frau seine persönlichen Gegenstände aus ihrem gemeinsamen Haus in ein
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