Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestern fängt das Leben an

Gestern fängt das Leben an

Titel: Gestern fängt das Leben an
Autoren: Allison Winn Scotch
Vom Netzwerk:
Tasse zurück, und ein etwas beißender Geruch nach Heu macht sich breit.
    «Also, wo liegt das Problem, Jillian?»
    «Sie kennen meinen Namen! Woher wissen Sie, wie ich heiße?» Ich setze mich kerzengerade auf die vorderste Stuhlkante. Eine Hitzewelle durchfährt mich.
    «Äh, ich habe keine Ahnung», sagt er und sieht mich verwirrt an. «Ich   … Also, ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung.» Er sieht aus, als würde er versuchen, in seinem Kopf nach einer Erinnerung zu graben. Und diese Erinnerung scheint sich am äußersten Rand seines Bewusstseins zu befinden. «Sind wir uns schon mal begegnet?»
    «Ja, das könnte man so sagen.» Ich atme tief durch. «Aber ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich Ihnen das erklären soll.»
    Aber weil mir sowieso nichts anderes übrig bleibt, erzähle ich ihm von meinem alten Leben, von meinen Zweifeln, von den vielen «Was wäre, wenn?»-Gedanken, von Jack und von Henry, von meiner Mutter und von Katie, und davon, wie durcheinander ich war und wie unzufrieden.
    Garland hört mir geduldig zu. Zwischendurch nickt er, und als ich mit meiner Geschichte fertig bin, sagt er: «Ichweiß leider immer noch nicht genau, was Sie jetzt von mir wollen. Welche Rolle spiele ich bei der ganzen Sache?» Er runzelt die Stirn. «Und wie sind Sie überhaupt in die Vergangenheit geraten?»
    «Tja, das ist ja der Haken an der Sache», sage ich langsam. «
Sie
haben mich zurückbefördert.»
    Ein paar Sekunden starrt Garland mich an, als hätte ich ihm eben eröffnet, die Welt wäre flacher als ein Blatt Papier. Dann fängt er ungläubig an zu glucksen. «Ja, klar!», ruft er. «Ausgerechnet ich! Das ist doch unmöglich. Ich meine   … Wie um alles in der Welt   …» Er schüttelt den Kopf und lacht wieder.
    «Ich weiß es nicht», sage ich und versuche, die aufsteigende Panik zu bändigen. «Aber Sie haben es getan. Sie haben mein blockiertes Qi befreit und damit irgendwas ausgelöst. Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich sieben Jahre früher in meiner eigenen Vergangenheit bin, in meiner alten Wohnung, bei meinem alten Freund in meinem alten Leben.»
    Er hört abrupt auf zu lachen und sieht mich ernst an. «Ich habe Ihr blockiertes Qi befreit?»
    «Ja.» Ich nicke. «Das haben Sie zumindest gesagt.»
    Er steht auf und geht murmelnd auf und ab. Dann bleibt er stehen und dreht sich zu mir. «Also, ich habe da ein paar Sachen gelesen, neue Techniken und so. Und   …» Er zögert kurz, dann spricht er weiter. «Na ja, so über die Zusammenhänge zwischen Körper, Geist und Seele, über Qi und Aura und all das   …» Er beschreibt mit den Armen einen Kreis, als wäre das eine Erklärung. «Ich bin schon immer der Meinung gewesen, dass unser Geist Körper und Seele auf sehr wirksame Weise beeinflusst. Auf eine Weise, die derMensch nie ganz begriffen hat. Also habe ich angefangen, mich damit auseinanderzusetzen, und   …»
    «Und? Wie hilft uns das jetzt weiter?» Ich stehe auf. Am liebsten würde ich ihn schütteln.
    «Nun, ich habe angefangen, mit den Druckpunkten beim Menschen herumzuspielen, verstehen Sie? Um damit Giftstoffe auszuspülen und Blockaden im Geist zu lösen und, na ja, wahrscheinlich auch das Qi.»
    Ich fahre mir mit den Händen übers Gesicht. «Tut mir leid, Garland», sage ich verzweifelt, «ich verstehe immer noch nicht, was das mit mir zu tun hat. Ich will doch nur   … Ich will nur mein altes, normales Leben zurück. Sie müssen mich wieder dahin zurückbringen!»
    Er setzt sich auf die Couch und sieht mich an. «Ach, Jillian, so funktioniert das nicht. Sie können nicht einfach unverändert zurückkehren. Das hängt sicher alles irgendwie zusammen. Das Leben ist ein einziger, großer Kreislauf.»
    Garland wedelt wieder mit den Armen und macht mich damit fast wahnsinnig.
    «Schicken Sie mich einfach zurück!», flehe ich, und meine Stimme hat einen hysterischen Ton angenommen. «Helfen Sie mir, zurückzukommen!»
    Garland zuckt zusammen, als hätte die Kraft meiner Worte ihn sprichwörtlich getroffen. Er atmet tief durch. «Ich kann nichts versprechen», sagt er dann, steht auf und rollt den Massagetisch aus dem Nachbarzimmer herein. «Es hängt ganz von Ihnen ab. Es liegt an Ihren Gedanken. Konzentrieren Sie sich darauf, was Ihnen am wichtigsten ist, wo Sie hinwollen, wenn alles gelöst und im Fluss ist.»
    Ich nicke und wische mir eine Träne aus dem Auge. Dann ziehe ich meine Jacke aus, streife den Pulli ab undklettere auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher