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Geständnis

Titel: Geständnis
Autoren: bernd
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Baseballschläger,
den er dort für Notfälle aufbewahrte, sprang über den Käfer und
drosch dem Mann, der gerade ausstieg, den Schläger gegen den wie
poliert glänzenden kahlen Hinterkopf. Seinen Freunden sagte er
später, es habe sich angefühlt, wie eine Melone zu
zerschlagen.
    Der Mann lag zappelnd auf dem Asphalt, und Enrico holte zur
Sicherheit noch einmal aus. Die Pistole war nur ein Spielzeug,
wirkte aber echt. Lilly war hysterisch. Der gesamte Zwischenfall
hatte keine Minute gedauert, aber sie hatte sich im Geiste schon in
einem Albtraum gesehen. Sie sprang aus dem Auto und rannte los. Das
Spektakel erregte Aufmerksamkeit. Nach wenigen Minuten war der
Sicherheitsdienst des Einkaufszentrums vor Ort, dann trafen die
Polizei und ein Krankenwagen ein. Enrico ließ seinen Gefangenen
los, der immer noch auf dem Boden lag, und schilderte den
Vorfall.
    Der Angreifer hatte keine Brieftasche, keinen Ausweis, und bis
auf zweihundertdreißig Dollar in bar waren seine Taschen leer. Er
weigerte sich, seinen Namen zu nennen. Im Krankenhaus zeigte sein
Schädel im Röntgenbild einen Haarriss, den er Enrico zu verdanken
hatte, und einen hühnereigroßen Tumor. Er wurde versorgt und in
einem Zimmer unter Bewachung gestellt. Die Ermittler nahmen ihm die
Fingerabdrücke ab, und Kriminalbeamte versuchten, ihn zu befragen.
Er war verletzt, stand unter Medikamenten und verweigerte jede
Auskunft. Mehrere Polizisten und Kriminalbeamte gingen in seinem
Zimmer ein und aus, und einer von ihnen stellte schließlich die
Verbindung her.
    „ Ich glaube, das ist dieser Boyette“, flüsterte er, und
plötzlich dachten alle anderen das auch. Aber der Mann bestritt es.
Zwei Stunden später wurden die Fingerabdrücke verglichen, und die
Identität war geklärt.
     
    Zehn Stunden zuvor waren am anderen Ende der Welt zwei
Black-Hawk-Hubschrauber über der Wüste in der Nähe von Falludscha
im Zentralirak zusammengestoßen, neunzehn Angehörige einer
texanischen Einheit der Nationalgarde kamen dabei ums Leben. Die
Tragödie kam für Gouverneur Newton wie gerufen. Barry und Wayne
wurden geradezu euphorisch, als sie gemeinsam zu dem Schluss kamen,
der Gouverneur werde sofort im Irak gebraucht, um echte
Führerschaft im Krieg gegen den Terror zu zeigen. Die Stippvisite
würde ihn auf eine größere Bühne befördern und nützliches
Filmmaterial für die künftige Verwendung liefern. Und vor allem kam
er damit aus Texas weg.
    Hektisch verlegten seine Mitarbeiter Termine, bemühten sich um
die Freigabe des Militärs, sorgten dafür, dass die Presse
hinreichend informiert war, und planten die Einzelheiten der Reise.
Früh am Freitagmorgen kamen der Gouverneur, Wayne und Barry zu
einem Briefing zusammen.
    „ Gestern Abend haben sie Boyette geschnappt“, sagte Wayne mit
Blick auf seinen Laptop. „Er hat vor einem Einkaufszentrum in
Overland Park, Kansas, ein Mädchen überfallen. Reine sexuelle
Nötigung. Er wurde festgenommen.“
    „ Der war in Kansas?“, fragte der Gouverneur.“
    „ Ja. Ein wahres Genie.“
    Der Gouverneur schüttelte ungläubig den Kopf. „Fünfzig
Staaten, und der Mann bleibt in Kansas. Was für ein Idiot! Was
gibt's Neues aus Slone?“
    „ Die Nationalgarde ist abgezogen“, sagte Barry. „Der
Bezirksstaatsanwalt ist gestern Abend zurückgetreten. Alle Toten
sind unter der Erde. Auf den Straßen ist es ruhig, keine Brände.
Der Unterricht hat gestern wieder angefangen, ohne Zwischenfall,
und die Footballmannschaft spielt heute auswärts, gegen Lufkin. Go,
Warriors!“
    Der Gouverneur griff nach einem Bericht. Barry hing vor seinem
Laptop. Alle drei waren übernächtigt und erschöpft, gereizt und
irgendwie verkatert. Sie schütteten Kaffee in sich hinein, kauten
auf ihren Nägeln herum und freuten sich - wer hätte sich das
träumen lassen? - auf ihren Besuch im Irak.
    „ In zwölf Tagen ist eine Hinrichtung angesetzt“, gab der
Gouverneur zu bedenken. „Was ist der Plan?“
    „ Alles unter Kontrolle“, erwiderte Wayne stolz. „Ich war mit
einem hohen Beamten vom Texas Court of Criminal Appeals einen
trinken. Die würden sich natürlich gern Zeit lassen. Ich habe ihm
gesagt, wir hätten es auch nicht eilig. Man wird dem Anwalt von
Drifty Tucker zu verstehen geben, er soll einen Antrag stellen,
sich irgendeinen Grund für ein Gnadengesuch einfallen lassen und
alles einreichen - möglichst vor siebzehn Uhr. Das Gericht wird
ungewöhnliches Interesse an Mr. Tuckers Fall bekunden und - vorerst
ohne Begründung - einen
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