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Die Bibel - Wissen auf einen Blick

Die Bibel - Wissen auf einen Blick

Titel: Die Bibel - Wissen auf einen Blick
Autoren: Christa Poeppelmann
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Vorwort
    Die Bibel ist das Buch, das weltweit in der höchsten Auflage – in den letzten 200 Jahren waren es ungefähr fünf Milliarden Exemplare – gedruckt und verkauft wird. Aktuell werden nach Angaben der Deutschen Bibelgesellschaft jährlich etwa 30 Millionen Bibeln verkauft. Es gibt kein anderes Buch, das in so viele Sprachen – inzwischen sind es über 2400 – übersetzt wurde wie die Bibel. Das hat zur Folge, dass fast alle Menschen auf der Welt die Bibel in ihrer Muttersprache lesen können.
    Die Bibel ist die heilige Schrift des Christentums, wobei ihr erster Teil, das Alte Testament, weitgehend identisch mit der jüdischen Bibel, dem Tanach, ist. Je nach Konfession besteht sie aus 50 oder 62 einzelnen Teilen, die Bücher genannt werden. Ihre Texte und Geschichten haben die europäische Kultur geprägt und sind weiterhin präsent. Viele alltägliche Redewendungen, gern gebrauchte sprachliche Bilder und beliebte Zitate stammen aus der Bibel. Eine gewisse Bibelkenntnis gehört auch heute noch zu einer guten Allgemeinbildung – selbst wenn man nicht an ihre religiöse Aussage glaubt.
    Das Christentum war ab dem 4. Jahrhundert Staatsreligion des Römischen Reiches und ist es in manchen europäischen Ländern bis ins 20. Jahrhundert hinein geblieben. Andere Glaubensinhalte und -einstellungen fristeten daneben ein Schattendasein: Ketzer wurden verfolgt, und zum Atheismus konnte man sich vor dem 18. Jahrhundert kaum ohne die Gefahr einer Verfolgung durch die allgegenwärtige Kirche bekennen. Das bedeutete zwar nicht, dass während dieser Jahrhunderte alle Menschen gläubig waren, aber sie lebten mit den Geschichten und Erzählungen der Bibel und setzten sich mit diesen auseinander.
    Kunst war jahrhundertelang größtenteils und während mancher Epochen sogar ausschließlich religiöse Kunst. Aufträge kamen von den Kirchen und privaten Stiftern, die etwas für ihr Seelenheil tun wollten. Die Erschaffung der Welt, das Opfer Abrahams, Davids Kampf gegen Goliath, die Geburt, der Tod und die Auferstehung Christi und andere biblische Geschichten wurden tausendfach in der Kunst dargestellt. Aber sie wurden nicht einfach abgebildet, sondern immer wieder neu interpretiert. Da die Darstellungsabsichten der meisten Maler nicht bekannt sind, kann man nur versuchen, sie aus ihren Werken herauszulesen. Grundlage dafür ist immer die Kenntnis der dargestellten Ereignisse und Personen. Die Bibel ist unglaublich reich an den unterschiedlichsten Geschichten, die keineswegs alle von gottergebener Unschuld handeln. Gerade das Alte Testament steckt voller handfester Skandale und Verbrechen. Seine Helden und Heldinnen sind keine makellosen Übermenschen, sondern stecken voller Zweifel, Ängste und Agressionen, aber auch voller Mut, Zuversicht und Visionen. Eva greift im Paradies nicht aus bloßem Ungehorsam zur verbotenen Frucht, sondern weil sie – wie Gott – zwischen Gut und Böse unterscheiden will. König David rettet sein Volk vor dem Riesen Goliath und dem Heer der Philister, lässt aber den Ehemann seiner Geliebten kaltblütig ermorden.
    Heutzutage wird die Bibel nur noch von wenigen Menschen als ein „heiliges Buch“ betrachtet, dessen Inhalte direkt von Gott stammen und deshalb Wort für Wort wahr sein müssen. Fast alle Christen und auch die offiziellen Kirchen sind sich bewusst, dass die Texte von Menschen geschrieben wurden, und jeder Leser sie neu interpretieren und ihren Gehalt für sich entdecken muss. So gibt es in der lateinamerikanischen Kirche eine Beschäftigung mit der Bibel, die sich „Bibelteilen“ nennt. In diesen Runden geht es nicht darum, die „wahre“ Interpretation der biblischen Texte zu finden. Stattdessen teilen die Menschen einander mit, was sie in einer bestimmten Geschichte an Interessantem oder Bemerkenswertem gefunden haben.
    Die Geschichten der Bibel sind auch deshalb so präsent in der europäischen Kulturgeschichte, weil sich die christliche Kirche im Gegensatz zu Judentum und Islam nie an das alttestamentarische Bilderverbot gehalten hat. Zwar heißt es im ersten der Zehn – auch im Christentum gültigen – Gebote: „Du sollst dir kein Schnitzbild machen, noch irgendein Abbild von dem, was droben im Himmel oder auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde ist.“, doch schon in der Frühkirche waren bildhafte religiöse Symbole wie das Lamm oder der Fisch, die für Jesus Christus und seine Lehre standen, gebräuchlich. Als das Christentum dann Staatsreligion wurde,
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