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Geständnis

Titel: Geständnis
Autoren: bernd
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Beschluss erlassen, die Hinrichtung auf
einen unbestimmten Zeitpunkt zu verschieben. Tuckers Fall wird
irgendwo in den Archiven verschwinden. Vermutlich wird er
irgendwann unsere Todesanzeigen lesen.“
    „ Gefällt mir.“ Der Gouverneur grinste. „Und wann ist die
nächste?“
    „ Erst im Juli, das sind noch acht Monate.“
    „ Acht Monate. Nicht schlecht!“
    „ Ja. Wir haben Glück.“
    Der Gouverneur sah Barry an. „Wie sieht's heute Morgen
aus?“
    „ Hier oder landesweit?“, fragte Barry zurück.
„Beides.“
    „ Hier bei uns steht natürlich die Sache mit den Black Hawks im
Irak ganz oben, aber Drumm ist immer noch in den Schlagzeilen.
Gestern wurde das Mädchen beerdigt, ein Dutzend Zeitungen berichtet
auf der Titelseite darüber. Die Todesstrafengegner sind am
Durchdrehen. Am Sonntag soll eine Demo mit fünfundzwanzigtausend
Teilnehmern stattfinden.“
    „ Wo?“
    „ State Capitol, direkt gegenüber. Da wird die Hölle los
sein.“
    „ Und wir sind im schönen Falludscha“, sagte der
Gouverneur.
    „ Ich kann es kaum erwarten“, meinte Wayne.
    „ Landesweit sieht es ähnlich aus“, führ Barry fort. „Die Linke
tobt, die Rechte hält sich bedeckt. Die Gouverneure von Ohio und
Pennsylvania sprechen offen über eine Aussetzung, bis die
Todesstrafe genauer überprüft ist.“
    „ Nur zu“, murmelte Newton.
    „ Die Gegner der Todesstrafe haben natürlich Oberwasser, aber
allmählich wiederholen sie sich. Die übertreiben es so, dass das
Gezeter langweilig wird.“
    „ Was ist mit den Umfragewerten?“
    Barry erhob sich und streckte die Beine. „Ich habe ganz früh
heute Morgen mit Wilson gesprochen. Wir haben in der Frage zehn
Prozentpunkte verloren, aber einundsechzig Prozent der
registrierten Wähler in Texas sind immer noch dafür. Sieht so aus,
als würde ich die Wette gewinnen, Leute. Her mit der Kohle!
Erstaunlich ist, wie viele für ein Moratorium sind. Einundsechzig
Prozent wollen die Todesstrafe, aber fast fünfzig Prozent sind für
eine Aussetzung.“
    „ Das gibt sich wieder“, verkündete Wayne im Brustton der
Überzeugung. „Sobald sich der Schock gelegt hat. Wenn das nächste
Haus überfallen und eine unschuldige Familie ermordet wird, ist
Drumm vergessen. Dann denkt keiner mehr an ein Moratorium, und die
Leute wissen wieder, warum sie für die Todesstrafe
sind.“
    Der Gouverneur erhob sich und ging zu seinem Lieblingsfenster.
Unten paradierten Demonstranten mit Schildern auf dem Gehweg auf
und ab. Sie schienen überall zu sein. Vor dem Governor's Mansion,
auf den Rasenflächen vor dem State Capitol und vor dem Eingang zum
Texas Court of Criminal Appeals wurden Transparente mit der
Aufschrift „WIR SCHLIESSEN UM FÜNF. FAHR ZUR HÖLLE!“ geschwenkt.
Von alternden Hippies bis zu Students Against the Death Penalty
waren alle gesellschaftlichen Schichten vertreten. Er hasste sie,
das waren nicht seine Leute.
    „ Ich habe mich entschieden“, verkündete Newton feierlich. „Ich
bin gegen ein Moratorium, und ich werde auch keine Sondersitzung
der Legislative einberufen. Das würde nur Ärger geben. Wir haben
schon genügend Probleme. Zirkus im Parlament können wir nicht
brauchen.“
    „ Das müssen wir den Medien mitteilen“, sagte Barry.
    „ Bereite eine Erklärung vor. Die geben wir frei, nachdem wir in
den Irak gestartet sind.“
     
    Am Freitagnachmittag ging Reith zu einer kurzen Besprechung zu
Elmo Laird in die Ranzlei. Dana musste die Rinder fahren und konnte
nicht dabei sein, hatte allerdings auch keine Lust dazu. Nachdem
Boyette in Gewahrsam war, hatte Reith nichts dagegen, sie von der
Leine zu lassen, und sie brauchte ein paar Stunden Urlaub von ihrem
Mann.
    Die Medien berichteten ausführlich über Boyettes letzten
Überfall und anschließende Festnahme, wobei Reith nicht ungeschoren
davonkam.
    Lillys Vater wurde mit den Worten zitiert: „Dieser lutherische
Geistliche in Topeka ist auch nicht ganz unschuldig daran“, und
dieser Aspekt der Geschichte hatte eine gewisse Eigendynamik
entwickelt. In Anbetracht von Boyettes Vorstrafenregister war Lilly
Reeds Familie erleichtert, dass der Überfall so glimpflich
abgelaufen war, aber dennoch empört darüber, dass ein notorischer
Vergewaltiger auf freiem Fuß war und ihre Tochter traumatisieren
konnte. In den ersten Berichten klang es, als hätte Keith Boyette
aus dem Gefängnis befreit und wäre mit ihm nach Texas
geflohen.
    Laird erklärte, er habe mit dem Bezirksstaatsanwalt
gesprochen, und obwohl es nach wie
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